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Ocker - Public transport
Popup / CargoVÖ: 24.02.2006
Miles and weniger
Es gibt eine Kneipe in meiner alten Heimatstadt Duisburg, die heißt "Oase". Ganz nett mit Boulebahn vor der Tür und im Sommer wie Winter trinkfester Klientel. In eben dieser Gastwirtschaft mußten die hier zu rezensierenden St.-Pauli-Boys von Ocker nach einem Konzert einmal übernachten. Im Rahmen eines Interviews berichteten sie später, daß es das schlechteste Hotel gewesen sei, das ihnen im Verlaufe der ganzen Tour untergekommen war. Und weil ich einmal in Nachbarschaft der "Oase" wohnte, sonst aber keine familiäre oder profitbringende Bindung zum Wirt des Ladens habe, darf ich an dieser Stelle wohl schreiben, daß ich es gelinde gesagt unfair finde, die bodenständige "Oase" derart zu diskreditieren. Zumal sie als Kneipe ja eigentlich so gar nicht für Übernachter gedacht ist. Aber wir schweifen ab.
Weniger spartanisch, vielmehr ziemlich dick aufgetragen, gerät zum Ausgleich das aktuelle Album des Quartetts. Das Instrumentalstück "Last night the secret service saved my life" klingt sehr passabel. Euphoria! Dann aber - welch Schrecken - gibt es einen Haufen von Songs, die schlichtweg unerträglich sind: "Do you rock", "Halls of fame", "Hauptsache Popmusic". So lange sind Eiffel 65 und Cher doch noch gar nicht als popmusikalische Verbrechen entlarvt worden, als daß man es sich wieder trauen dürfte, mit Vocodern zu hantieren. So was will man nicht mehr hören.
Nicht, daß wir uns jetzt falsch verstehen und das jetzt hier als Retourkutsche für die Kritik am Servicecharakter der "Oase" verstanden wird: Technisch ist "Public transport" äußerst ausgereift. Auch die Melodien zünden beizeiten; wie beim zurückgelehnten "Country side", wo sich Text ("The grass is greener on the countryside / Down by the river we walk into the night") und Musik (Keyboard-Clashpop) sehr angenehm widersprechen. Bei "Take it slow" singt dann Toni Kater mit. Hier rocken Ocker dann mal ansatzweise, weil das Schlagzeug etwas schmutziger abgemischt wurde. Und dann hören wir bei "Honesty" die Pet Shop Boys. In Verkleidung. Was Ocker alles können! Bestes Stück. Mit schönem Piano-Part im Mittelteil. Das versöhnt. Und falls dieses Album wieder Erwarten doch zünden sollte, kann man ja demnächst dann im Etap oder Ibis absteigen. Kostet zwar mehr, hat aber nette Plastikwände.Highlights & Tracklist
Highlights
Tracklist
Gesamtspielzeit: 53:32 min
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