Gary Numan - Jagged

Mortal / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 10.03.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Mondscheintarif

Es ist schon erstaunlich. Gary Numan ist einer der wenigen Künstler, die sich zurecht als Vorreiter eines Sounds bezeichnen dürfen. Doch trotz elektronischer Meilensteine wie "Cars oder "Down in the park" blieb Numan selbst weitgehend unbeachtet. Und von den über zwanzig Platten, an denen er seit 1978 beteiligt war, nahmen über lange Jahre eigentlich nur überzeugte Kajalbesitzer Notiz. Doch seitdem er 2000 das düstere "Pure" veröffentlichte und die Karriere der Sugababes mit dem legendären "Are friends electric?"-Sample wieder anstieß, spukte er erneut durch die Popkultur. Dabei hat er in der Zwischenzeit lediglich eine Best-Of und ein Remixalbum vorgelegt.

Und vielleicht kommt Numan gerade jetzt mit neuem Material zurück, weil das durchaus maßgeblich seiner unterkühlten Ästhetik verpflichtete Electro-Revival mittlerweile auf dem besten Wege ist, sich wieder in Richtung Untergrund zu verflüchtigen. "Jagged" ficht das nicht an. Im Gegenteil. Mit frostiger Überzeugung fräst Numan jegliche Helligkeit aus seinen Songs heraus. Die gefühlte Temperatur der Synthesizer-Wolken nähert sich dem absoluten Nullpunkt, und die tiefen Frequenzen grollen zu mechanisiertem Scheppern. Dagegen wirken die drei Matrix-Teile wie knallbunte Ferienparks.

Selten inszenierte Numan seinen zukunftsskeptischen Apokalypsenpop grimmiger. Die Elektronik zerläuft unter seinem Gesang wie milchiges Licht, während scharfzackige Eiszapfen auf das Schlagzeug fallen und manifeste Skrupel an den Gitarrenpickups nagen. Die Musik scheint wie aus dem normalen Raum-Zeit-Kontinuum gebeamt. Auf der einen Seite scheint es seltsam nostalgisch und gar vorhersehbar, wenn den Schaltkreisen allerlei dunkle Synthetik entfleucht; andererseits greift Numan die Zukunft mit immer noch genauso futuristisch anmutender Science Fiction an.

Zerrissene Hymnen wie "Blind", "Slave" oder "Halo" bedienen die gleichen lebensmüden Reflexe, der auch die Anhängerschar von Nine Inch Nails und Rammstein bis hin zu Interpol und The Bravery nacheifert. Numans grabeskalte Piepsstimme aber reduziert jegliches Selbstvertrauen auf ein Mindestmaß. Und doch wäre ohne ihre seltsame Fürsorglichkeit ein Song wie "In a dark place" kaum möglich. Zwar ist es finster da unten. Aber Numan kennt den Weg zurück ins Licht.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pressure
  • Fold
  • In a dark place
  • Blind

Tracklist

  1. Pressure
  2. Fold
  3. Halo
  4. Slave
  5. In a dark place
  6. Haunted
  7. Blind
  8. Before you hate it
  9. Melt
  10. Scanner
  11. Jagged
Gesamtspielzeit: 62:05 min

Im Forum kommentieren

my bloody valentine

2011-02-14 08:26:55

Ein sehr, sehr gute Scheibe.

ingo

2006-03-27 20:10:41

jagged musst du oft hören dann lässt es dich nicht mehr los......!!

ingo

2006-03-27 20:10:41

jagged musst du oft hören dann lässt es dich nicht mehr los......!!

xt

2006-03-16 00:28:10

Jagged ist verdammt geil! Vor allem "In a dark place" ist ein kleines Meisterwerk.

ingo

2006-03-09 20:44:12

elektronische konzerte von Gary Numan sind hammer geil!!! Feue mich schon auf frankfurt!!!

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