Enik - The seasons in between
Wonder / Labels / EMIVÖ: 24.02.2006
Zum Verrücktbleiben
Irgendwer hat da doch am iPod geschraubt. Und jetzt spielt das kleine weiße Ding gefühlte siebzehn Alben gleichzeitig ab. Garagenpunk, schleppende Industrial-Beats, torkelnde Jazzstreicher, säuselnder Folk, schwüler Funk, Kraut- und Glamrock, Zappa-Klassik, Elektroblubbern, Crooning - alles gleichzeitig. Und mittendrin schnappt das Teil auch noch einen kristallklaren Popsong aus dem Radio auf. Da muß doch was kaputt sein!
Und doch ist dieses "The seasons in between" tatsächlich ein geschlossenes Album. Auch wenn man es mitunter eher in der geschlossenen Abteilung für psychiatrisch veränderte Entertainer verorten würde. Denn hier übernimmt ein Kerl nicht nur beinahe das komplette Instrumentarium, um es kräftig aufzumischen, sondern garniert es auch noch beständig mit einem Halbdutzend Stimmlagen und Vokalmodulationen. Da machen im einen Moment brachiale Synthesizer und breitbeinige Melodien einen auf Superstar, und gleich darauf flattern plötzlich defekte Grooves und hanebüchene Songfragmente durch alle Ritzen. Wenn nicht schon jede Aufmerksamkeitsschwelle wegen Dauerfeuer aufgegeben hätte, drohten demnächst glatt noch die Charts.
Aber dagegen hat Enik einiges. Wer schon zusammen mit den Abrißbirnen von Funkstörung fleißig das Am-Klang-Sägen geübt hat, baut auch in die eigenen Klamotten ordentliche Lüftungsschlitze ein."The seasons in between" ist mit allerlei doppelten Böden ausgelegt und jongliert derweil zirkusreif mit durchgeknallten Sicherungen. In "No fire" würgt Enik kräftig den Baß zu verhedderten Rhythmen. "Kids" fliegt der Hut dermaßen hoch, daß es mit fiesem Analogkieseln und Schreddervocals nach den Drecksblagen wirft. Und auch "Why do you love me" geht die ganze Zuneigung kräftig auf die Eierstöcke. Wenn Enik kein Kerl wäre, ginge er glatt als Shirley Manson durch. Ein tollwütiger Vamp mit Rehkitz.
Und zwischen all dem Chaos stößt man immer wieder auf höchst seltsame Ruheräume. Am Rande von "Warm space" furzt eine steckdosenbetriebene Sirene gegen die Zupfgitarre an, bis ihr plötzlich einfällt, doch auch mal ein paar allerliebste Melodien blasen zu können. "The stolen eyelight" schleicht wie eine blinde Katze um mundgeblasenen TripHop herum und stößt sich immer mal die Nase. Für das "Smashing the glasses"-Drama bastelt sich der Münchner eine entspannt entrückende Bigband. Und das Titelstück hingegen ist dann mit seinen Streichern und Eniks Sentiment schon wieder so phänomenal normal, daß man es fast mit der Angst bekommt. Aber keine Sorge: Enik beißt nicht. Der will nur spielen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Why do you love me
- Warm space
- Awake
- Kids
Tracklist
- Rebro
- Friendly drifter
- Why do you love me
- The seasons in between
- No fire
- Warm space
- Unhealthy smoke
- Awake
- Unconfortably
- Kids
- The stolen eyelight
- Smashing the glasses
- No love
- Safe
Im Forum kommentieren
erik
2008-03-20 14:03:45
Zurzeit ist ENIK ja mit dem Chris Gall Trio unterwegs, Jazzig und poppig super kombiniert in einer grandiosen Show. Ich war in Berlin dabei und bin jetzt ENIK Junkie geworden!!
HE ROCKS!!!
www.myspace.com/enikenik
evane
2008-03-16 16:26:05
I simply love eniks music!! THE SOUND - THE STILE---------- OUUUUUUUUUUUUUUU!!!
Armin
2006-10-13 17:20:40
ENIK – unbändig kreativ
Antenna EP
ENIK ist ein kreatives Fass ohne Boden, denn nach seinem Album Debüt "The Seasons In Between" kommt er schon wieder um die dunkle Ecke und überrascht erneut mit seiner Originalität.
Ein Teil davon ging in die Produktion der EP ANTENNA, die gerade das digitale Licht der Welt erblickt hat, ein anderer Teil in drei grandios-skurrile Kurzfilme: "Enik kills himself", "Beep" und "Enlightenment Cream". Klicke CLIPS auf http://www.enik.net/antenna
Nicht zu vergessen, die nicht weniger verstörenden Low Budget Videos zu den Songs von ANTENNA:
http://www.youtube.com/watch?v=EqDZc5GA9es
http://www.youtube.com/watch?v=ciFa52lOMk0
Es bleibt uns eine Freude!
Enik LIVE
27.10. Zürich - Stall 6
03.11. Heiligenhaus - Club Heiligenhaus
10.11. Berlin - Maschinenhaus in der Kulturbrauerei
Websites:
http://www.myspace.com/enikenik
http://www.enik.net
estragon
2006-09-27 17:03:29
als Radiosingle kommt gerade "The Seasons In Between" parallel zur Tour raus.
Oliver Ding
2006-09-27 17:00:19
Rau und visionär
Das Enfant Terrible Enik meldet sich nach seinem fulminanten Debütalbum vom Frühjahr 2006 zurück. Gewohnt kratzbürstig, aber betont visionär. Seine neue EP „Antenna“ ist nämlich nur über Downloadsshops erhältlich.
Das ist natürlich nicht neu. Eine ganze Reihe anderer Künstler nutzen Downloadshops als exklusive Vertriebsmedien. Aber mit Labels/EMI steht ein nicht eben kleines Label hinter dem Schritt auf den einstigen Gegner – das Internet – zu setzen. „Antenna“ hätte von der musikalischen Qualität ebenso einen CD-Release verdient. Die sieben neuen Stücke knüpfen nahtlos an den Sound des ersten Albums „The Seasons In Between“ an.
D.h. Enik vermischt elektrifizierten Rock mit eingängigen Melodien, hinterlässt aber dennoch einen eigenwillig rauen Gesamtklang. Der Münchner Musiker der mit dem - mittlerweile aufgelöste Duo - Funkstörung vor drei Jahren als Vocal-Guest enorm punktete, bleibt angenehm schrullig. Mit „Antenna“ ist man gut für den Herbst gewappnet.
Zwei Songs der EP sind auf der eigens für deren Veröffentlichung gestaltete Website zum Free-Download zu finden. Den Rest gibt es wie gesagt in ausgesuchten Online-Shops. (jw)
(Quelle: http://www.tonspion.de/mp3.php?id=3968)
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Referenzen