Buzzcocks - Flat-pack philosophy
Damaged Goods / Cooking Vinyl / IndigoVÖ: 03.03.2006
Altherrenstadl
So ein Musikerleben ist häufig wechselhafter als Aprilwetter: Bevor einem die Sonne scheint und Ruhm, Geld und Frauen hold sind, ist es oft ein weiter Weg in unbequemen Autobussen zu kleinen Veranstaltungsorten mit miesem Wetter und ähnlich gelauntem Publikum. Und kaum ist man endlich anerkannt und erfolgreich, will einen auch schon keiner mehr hören und sehen schon gleich gar keiner. Nun ist man Regenwetter auf der Insel ja gewohnt, und außerdem gibt es ja auch ordentliche Berufe, die man ausführen kann. Auch dann, wenn die Karriere mal zu Ende ist, ist es hilfreich, wenn sich die Beherrschung eines Handwerk nicht nur auf Gitarrespielen oder ähnliches beschränkt.
Die Buzzcocks, eine der Urväterbands des Punk, können davon ein Liedchen singen. Irgendwie muß man ja Geld verdienen, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit mal ein, zwei Jahrzehnte erlahmt. Denn das Leben geht ja weiter. Und strenggenommen singen die Buzzcocks davon nicht nur ein Liedchen, sondern gleich ein ganzes Album. Prinzipiell hat sich gegenüber 1978 kaum was geändert. Nach wie vor spielen die Buzzcocks melodischen, aber auch einfachen Punkrock, der meist von der nöligen Stimme von Pete Shelley geprägt wird. Daß sie das Schreiben von treibenden, mitreißenden Melodien nicht verlernt haben, zeigt etwa "Wish I never loved you", das genau so gut auch auf "Singles going steady" hätte enthalten sein können.
Inhaltlich schwankt das Spektrum zwischen verhaltener Konsumkritik, Selbstkritik und Liebesliedern. Alles wie gewohnt also. Das Hauptproblem ist jedoch - wie auch schon bei den vorigen Alben wie etwa "Test trade transmission" oder dem unbetitelten Vorgänger -, daß diese Scheibe bei weitem nicht so fett produziert ist, wie sie hätte sein sollen. Das kann man "modern" nennen, aber eben auch "weichgespült". Und so etwas führt dazu, daß "Flat-pack philosophy" manchmal so zahnlos wie ein Beach-Boys-Album klingt. Wo ist denn der Mama störende Krach geblieben, zu welchem anstelle von schnellen Autos lieber jede Menge Orgasmen gewünscht wurden?
Der Powerpop-Punk der Marke Buzzcocks ist im Jahre 2006 erschreckend kraftlos geworden und könnte mal gut einen Tritt zwischen die Beine gebrauchen. Aber vielleicht haben sich da auch die Prioritäten verschoben: Schließlich ist die ehemalige Zielgruppe ja mitgealtert und dürfte ähnlich tränensack-behangen aus der Wäsche - oder vielleicht sogar aus Edelkarossen - gucken. Da überläßt man emotional aufwühlenden Rock vielleicht doch besser der Enkelgeneration.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wish I never loved you
- Sell you everything
- Look at you
Tracklist
- Flat-pack philosophy
- Wish I never loved you
- Sell you everything
- Reconciliation
- I don't exist
- Soul survivor
- God, what have I done?
- Credit
- Big brother wheels
- Dreamin'
- Sound of a gun
- Look at you
- I've had enough
- Between heaven and hell
Referenzen
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