Ray - Deep blue happy
Pitu / Edel Contraire / Broken SilenceVÖ: 30.01.2006
Milky way
Äußerst schwierig, das korrekte Deuten des ersten Eindrucks. Er kann so trügerisch sein wie klangvolle Namen in Speisekarten oder angebliche Hauptgewinnankündigungen per Postwurfsendung. Liest man hingegen die ersten Zeilen des Ray-Debüts, bevor man auch nur einen einzigen Ton davon hört, entpuppt sich die passende Musik dazu später genau, aber auch wirklich ganz genau so, wie man sich das vorstellt: "If everybody wept at the same old time / Would a river of salt thick water run to the sea / And find that all these tears were part of the same old pain?" Melancholisch, elegisch, hymnisch - hinter diese Vermutung darf ein Häkchen gesetzt werden.
"Young masters of English raincoat rock", schwärmt die Mojo, und es macht Sinn, daß "Deep blue happy" in England bereits im vergangenen November erschienen ist. Und noch viel mehr Sinn, daß einer ihrer Songs auch noch "November's rain" heißt. Das Londoner Quartett klingt hochgradig herbstlich, mit Liedern wie "Blood & gold" oder "Hall of mirrors" im Ohr kann man sicher vortrefflich durch Laubwälder streifen - die Hände in den Parkataschen vergraben, womöglich noch nasse Füße und ein gebrochenes Herz.
Während Nev Bradfords Stimme klingt, als läge ihr Sinn im Austarieren der Balance zwischen selbstmitleidiger Sehnsucht und nüchternem Akzeptieren des eigenen Schicksals, wird der Gitarre seines Bruders Mark gerne nachgesagt, daß da eine gewisse Verwandtschaft zu Johnny Marr bestünde. Es ist durchaus was dran, allerdings muß man im gleichen Atemzug auch die charakteristischen Schwebegitarren der frühen Coldplay nennen. Und die sind bei Ray ständig präsent - so daß man den Eindruck gewinnt, das Album sei in Wirklichkeit nur ein einziger Song.
Ray aquarellieren hübsch. Sie wissen, wie man ausladende Melodiebögen malt und atmosphärisch dicht koloriert. Wenn nur nicht jedes ihrer Bilder identisch aussehen würde. Die Songs werden selbst zum Spaziergänger und wandern auf einem end- und vor allem ziellos erscheinenden Weg. Und bei - wie passend - "Wherever you go" kommt man endlich drauf: Ray machen typische Planetarienmusik. Songs, die nach weit weg klingen und eher nach Soundtrack, als nach Protagonist - könnte man nun weiter assoziieren. Und auch dieses Mal trügt der erste Eindruck nicht: Es ist alles genau, aber auch wirklich ganz genau so, wie man sich das vorstellt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Blood & gold
Tracklist
- Blood & gold
- November's rain
- Wherever you go
- Hall of mirrors
- Half dreaming
- Yesterday's sunshine
- Wallpaper
- Loving today
- Adored once
- Valley of sin
- Music dies