Kemuri - Senka senrui
RoadrunnerVÖ: 27.11.2000
Festival der guten Laune
Was macht eigentlich eine Horde fröhlicher Japaner im Hause Roadrunner; einem Label, das überwiegend schwermütige Kraftmeier wie Machine Head, Slipknot oder Type O Negative beherbergt? Verwunderlich erscheint die Tatsache, daß die lustigen Musikanten aus dem Land der aufgehenden Sonne, Kemuri mit Namen, ihr Schaffen bereits seit ihrem 1997 erschienenen Erstlingswerk "Little playmate" in Roadrunner-Hände legen. Lustige Musikanten? Land der aufgehenden Sonne? Ja, richtig gelesen. Wer jetzt allerdings an eine asiatische Variante von Karl Moik denkt, liegt - zumindest unter musikalischen Aspekten - komplett daneben. Wie der Bandname schon vermuten ließ, kommen Kemuri aus Japan und lassen mit ihrer Variante von Ska-Punk die Sonne noch ein wenig schneller aufgehen.
1998 veröffentlichten Kemuri eine EP namens "PMA", was so viel wie "Positive Mental Attitude" bedeutet und gleichzeitig als passende Umschreibung ihrer Lebenseinstellung und ihrer damit verbundenen Musik herhalten sollte. Die Jungs haben Spaß und das hört man ihnen in fast jedem einzelnen Track auch an. Während die sechs Mitzwanziger in ihrer Heimat mittlerweile vom Insider-Tip zu Chartstürmern avancierten, mag dem durchschnittlichen Mighty Mighty Bosstones- und Less Than Jake-T-Shirt-Träger hierzulande nicht viel zu Kemuri einfallen. Die mag aber auch schlicht und einfach daran liegen, daß die bisherigen zwei Vorgängeralben nebst ein paar Singles und EPs größtenteils nur auf dem Importwege zugänglich waren. Mit "Senka senrui" will man nun dies ändern und gleichzeitig beweisen, daß J-Pop auch im Offbeat seinen Charme entfalten kann.
Daß man vielen Bands dieses Genres gemeinhin unterstellt, verkappte Punkcombos zu sein, die sich mal eben die nächstbesten blasinstrumentfähigen Musiker aus dem örtlichen Posaunenchor an Land ziehen, um mit Saxophon, Trompete und eben jener Posaune auf die x-te Skawelle zu springen, trifft in diesem Falle jedenfalls nicht zu. Das ganze Arrangement paßt einfach. Schon die ersten Songs gehen direkt nach vorn und versprühen neben guter Laune und Unbekümmertheit auch einen gewissen eigenen, frischen Charme, den Kemuri über weite Strecken des Albums halten können. Der sich mit der Zeit im Gehörgang festsetzende Stimme von Frontmann Fumio Ito merkt man allerdings an einigen Stellen durchaus an, daß Englisch nicht seine Muttersprache ist. Daß zwei Songs dabei sogar auf Japanisch vorgetragen werden, bekommt man beim ersten Hören nicht unbedingt sofort mit. So erzählt er kleine, mal ernstere, mal heitere Geschichten aus dem Leben.
Musikalisch geht's meist flott weiter. Oft ertappt man sich dabei, instinktiv im Offbeat mitzuwippen. Man ist versucht, im Auto das Gaspedal ein wenig weiter durchzutreten, das Fenster runter zu kurbeln und nach der Sonne Ausschau zu halten, bis man sich bei "Into sands" etwas zu relaxt zurücklehnt. Das gleiche Spielchen wiederholt sich beim eigentlich vielversprechend betitelten Instrumental "Hoshizora to heishi", welches jedoch im Gegensatz zum Rest leider nur vor sich hinplätschert. Abgesehen von diesen beiden Schwachpunkten bleiben dreizehn Songs übrig, die auch bei mehrmaligem Hören immer noch zünden und dem geneigten Hörer Appetit auf einen Live-Gig des Japanhappens bescheren. Zwar ist nicht auch nur annähernd anzunehmen, daß sich heimatliche Erfolge in Form von Top Ten-Chartplazierungen bei uns wiederholen lassen. Dennoch zeigt "Senka senrui", daß Ska und Sushi mitunter sehr wohl zusammenpassen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- One life, no regret
- Egotistic and weak fragment of creation
- In the perfect silence
Tracklist
- One life, no regret
- Falling down
- Egotistic and weak fragment of creation
- In the perfect silence
- Kirisame
- Lullaby
- One drop liberation
- Into sands
- The colors
- Oneday
- Ancient wind
- Fight vices inside
- Hoshizora to heishi
- Mangetsu no yoru ui hana
- Scream for my dream