The Legends - Public radio
Labrador / Broken SilenceVÖ: 16.01.2006
Weißt Du noch?
Mal angenommen, man hätte in den 80er Jahren gelbe Stirnbänder, rosa Leggins und sexistische Gymnastikvideobänder als Teufelszeug deklariert. Man hätte Modern Talking über den Jordan geschickt und "Dirty Dancing" niemals gedreht. Vielleicht hätten die Talking Heads der Welt nicht "Burning down the house" geschenkt und The Cure keinen "Lovesong" geschrieben. Kaum vorstellbar gar die Idee, A-Has "Take on me" wäre auf einem Demotape im Keller versackt. Die Welt wäre eine andere. Aber vor allem wäre "Public radio" von The Legends ein wahnsinnig spannendes Album. Leider ist das Leben kein Wunschkonzert.
Der Vorgänger "Up against The Legends" war ein Neun-Mann-Projekt und rasselte mitten in den Hype der The-Bands. Deshalb klang man auch genauso. Gemäßigt dreckig, angeschmirgelt und wohl durchdacht. Jetzt sind die neun Mann hinter den sieben Bergen verschwunden. Nur Johan Angergard ist verblieben. Deshalb mußte er auch alles im Alleingang machen: schreiben, einspielen und produzieren. Mit einer gewissen Sicherheit kann man davon ausgehen, daß mit seinem Werken der musikalische Umbruch zusammenhängt.
Der Startschuß ist eher ein kleiner Poff. "Today" klingt wie ein lauwarmer Auszug von New Orders "Waiting for the sirens' call". Ein monotoner, gemächlicher Drumcomputer gibt die Vorlage für ein überraschungsfreien Einstieg. Richtig gut ist "Public radio" genau zweimal. "People like us" versprüht mit seiner eingängigen Melodie und einer sphärischen New-Wave-Einlage den Charme eines warmen Herbsttages. Mit dem Finale "Do you remember Riley?" packt man tatsächlich noch einmal die Gitarre aus und spielt vier verschiedene Akkorde über einen stoischen Rhythmus, welcher selbst Schwarzträgern die ein oder andere Regung abgewinnen lassen würde.
Und sonst? Sonst hat "Public radio" alles im Schlepptau, was die Achtziger zu bieten hatten: sphärische Keyboards, eine im Schnelldurchlauf durch den Computer gewalkte, weiche Männerstimme und ein hohes Maß an fehlendem Tiefgang. Man mag den Klängen des Albums zunächst gerne Gehör schenken, da es in selbigem zu keiner schmerzverursachenden Wellentransformierung kommt. Aber die Musik plätschert nebenbei und damit auch an einem vorbei. Voreilig munkelte man in kleinen Kreisen, The Legends würden sich wie Joy Division im Anorak anhören. Wir drücken ihnen noch ein Stirnband aufs Auge, ziehen ihnen Rollschuhe an und schicken sie zum Discobowlen. Weg damit!
Highlights & Tracklist
Highlights
- People like us
- Do you remember Riley?
Tracklist
- Today
- Hide away
- People like us
- You're alive
- Air
- He knows the sun
- Something good
- I want to be like everybody else
- Heaven will wait
- So much for tomorrow
- These old hearts of ours
- Do you remember Riley?
Referenzen