Since By Man - Pictures from the Hotel Apocalypse

Revelation / Cargo
VÖ: 13.01.2006
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Endstation

Piep, piep, piep. "Nächster Halt: Etage 19." Surr, surr, surrrrrrrrrrrrrrrrrrr... Pling! Hm. Ganz schön düster hier. Hinter den Türen hört man wen flüstern. Ein Schrei. Noch einer. Und noch einer. Dann plötzlich: Jemand brät Dir von hinten eins über die Birne. Alles schwarz. Nur noch schwarz. Ein paar Minuten (oder sind es Stunden?) später kommst Du wieder zu Dir. Langsam, ganz langsam. In einem Raum. Auf dem Boden liegend. Allein. Neonlicht aus Neonröhren. Stehst auf, siehst aus dem Fenster, stellst fest, daß Du Dich im selben Gebäude befindest, das Du vor ungefähr zwei Ewigkeiten betreten hast. Und hörst sie irgendwo da draußen immer noch schreien und flüstern und schreien und schreien und schreien ...

Kurze Gemütsaufnahme nach dem zehnten Durchgang von dem hier. 'Tschuldigung. Man schweift halt ab. Jetzt geht's erst richtig los: Meine Fresse, was sind Since By Man bloß für Gestalten! Das hat mittlerweile ja auch brav und artig jeder mitbekommen, nicht wahr? Hoffentlich. Klar ist: Die Horroshow muß, sie muß einfach weitergehen. Sonst sind wir ganz schön böse, hört ihr? Tut sie endlich auch. Endlich! Ätsch, aber nicht mehr lange. Denn mit "Pictures from the Hotel Apocalypse" beschwören Since By Man unsere bekloppte Welt am Abgrund, die finalen Minuten vor der Apokalypse. Passend dazu: die Bilder im Booklet. Da sieht man eine hochschwangere Frau plus Verwandtschaft. Den ergrauten Upperclass-Businessman mit Frau und Tochter. Sie alle warten auf ihr Ende, auf den Moment, in denen das Licht endgültig verlichtet. Niemals wieder angeht. Und sie wissen Bescheid. Ein loses Konzeptalbum also, irgendwie. Und wie man Since By Man halt kennt, die Rechnung geht ziemlich auf.

"One, two, three, four, five, six, seven / All good children go to heaven", hieß ein in Zwangjacke gesteckter Kinderreim auf "We sing the body electric", um den herum das absolute Chaos tobte. Mensch, herrlichst! Für diese Momente wurde Punk doch erst erfunden. So ist das jetzt nicht mehr ganz. Das ist so, weil: Since By Man bemühen sich erst mal ein wenig um Stimmung, um dem Grundthema dieses Projekts gerecht zu werden. Heißt im Klartext: "Pictures from the Hotel Apocalypse" ist ein bißchen weniger Raserei. Die Geschichte verlangt nach ein wenig Raum zum Atmen, das ist klar. Doch keine Bange, ohne Kopfweh-Breakdowns und Gebell kommen sie auch hier nicht aus. Trademarks und so, Ehrensache.

Es beginnt mit "Emergency and me", einer doch recht direkten Nummer: "Emergency! Emergency! Motherfuckin' emergency!". Wuff, peng, knarz, bumm, aus! Geht gerne über in Klangmalerei: Höre "Invocation". Oder dieses "Binary heart attack" - simples Grundmotiv, zermürbendes Riffing, Dosenbeats, ziemlich Industrial. Die Stimme von Sam Macon, der irgendwo zwischen Sprechgesang und höllischem Gekeife ständig kurz davor steht, in die Luft zu gehen. Ansonsten wird sehr gerne Rockmusik gemacht. Ja, echt. Nein, jetzt natürlich nicht die. Eher so kreuzüber Converge und Vaux, klar? Gut.

Tja, und enden tut's mit "Photographer ex post facto", in dem Since By Man eine der Hauptattraktionen von "Pictures of the Hotel Apocalypse" präsentieren - Ashley Chapman von Red Knife Lottery, die in den sechs Minuten öfters mal sirenen darf. Sie hatte vorher ja schon in "Quid pro quo motherf***er" mit Macon ein herzallerliebstes Duett gebildet. Jedenfalls, sie sirent und stöhnt da, während die Herren einem mit ihren schweren Geräten Angst und Bange machen. Und obwohl das insgesamt vielleicht nicht ganz so explosiv, so derartig derbe wie der Vorgänger durchrüttelt - in diesen Minuten kauft man das Since By Man vollends ab: daß diese Minuten, diese gottverdammten sechs Minuten die letzten sein werden. Nach denen der Vorhang ein für alle mal fällt. Für Dich und mich und überhaupt alle. Wir seh'n uns in der Hölle, Brüder.

(Sven Cadario)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Young America
  • Quid pro quo motherf***er
  • Photographer ex post facto

Tracklist

  1. Emergency and me
  2. Lactating teens
  3. Young America
  4. Insider lines
  5. Match on action
  6. Binary heart attack
  7. Quid pro quo moehterf***er
  8. The neon wilderness
  9. Invocation
  10. Photographer ex post facto
Gesamtspielzeit: 39:21 min

Im Forum kommentieren

c.j.

2008-08-06 00:32:24

Zur Lage des Genres, knappe 2 1/2 Jahre nach "Pictures from the hotel apocalypse":
Es stagniert, bis auf eine Ausnahmeerscheinung, die den Namen eines Tracks auf Converge's No Heroes trägt...nebenbei könnte man auch die nicht mehr existierenden The Rise miteinbeziehen...

fitzcarraldo

2008-04-04 20:26:29

Haben inzwischen doch ihr letztes Konzert für den 26. April anberaumt. Schade popade.

Lyxen

2007-11-26 15:26:48

Wäre ja mal eine gute Nachricht.

fitzcarraldo

2007-11-26 15:08:25

Die Auflösung ist so gesichert nicht. Laut Myspace sind sie nämlich am "Writing, writing and writing.", was allerdings fehlt ist ein Plattenvertrag.

Khanatist

2007-08-16 12:43:57

Ups, gar nicht mitbekommen. Zum Glück noch live für 6€ erwischt *g*

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum