Lowgold - Keep music miserable
Dedted / CargoVÖ: 18.11.2005
Der Sound der frühen Jahre
Nennen wir das 90er-Jahre-Pop! Es sind gerade einmal fünf Jahre ins Land gezogen, seit wir uns von den Neunzigern verabschieden durften, und schon erinnern wir uns mit einiger Distanz und Wehmut einer musikalischen Dekade, die mancherlei intim brillierenden Gitarrenklang feilbot. Rückblende: Die stürmischen ersten Jahre von Travis, das hymnische Wehklagen von Embrace oder die fragilen Anfänge von Coldplay. Alles Geschichte! Heute, wo diese Formationen allesamt einiges an Routine haben sammeln dürfen, wirkt deren musikalisches Schaffen manchmal buchstäblich wie Frühwerk. Lowgold hingegen sind hängen geblieben. Sie liefern nach "Welcome to winners" nun auch mit ihrer kleinen Werkschau "Keep music miserable", angereichert mit allerlei Unveröffentlichtem und mancherlei Neuem, eine Popmusik, die herrlich reaktionär Vergangenes sublimiert. Oder sollte man es besser "zeitlos" nennen?
Angefangen haben Lowgold, als die Neunziger schon Geschichte waren. Geblieben sind die Töne. Jene Mischung aus britisch-poppigen Melodien, jene Aufschichtung verschiedener Sounds zu einem manchmal bombastischen, manchmal dezenten Sound. Beizeiten rumpelt es zwischen der Melodie. Dann heißen die Songs "Burn a hole", "Beauty dies young" (im Graham Coxon-Mix) oder "Make over, make up". Manchmal erklingt die Kuschelseite der Neunziger. Dann heißen die Songs "Every train", "Remission time" oder "The feelings". Dazu das schön ruppige "I'd rather fuck up than miss out". Und dann wieder klingt das Ganze recht skurill: "Hip Hop cooperative". 29 Stücke sind es insgesamt geworden, teilweise neu und teilweise unerhört alt. "Keep music miserable" setzt dabei in ganz besonderer Hinsicht einen Startpunkt. Denn nach allerlei Schlamassel mit der Plattenindustrie - die Vorgänger erschienen bei Sanctuary und Nude Records - ist die Werkschau auf alles, was unter der Werkbank landete, gleichzeitig das Debüt ihres eigenen Labels "Dedted".
Was Lowgold auch mit ihrem Sammelsurium "Keep music miserable" ganz gut gelingt: hier und da einen kleinen Ohrwurm setzen, der sich zwar nicht ewig hält, der aber vor Schönheit für drei Minuten nur so schimmert. Die fehlende Eindringlichkeit, der Mangel an Nachhaltigkeit (unser Vorschlag zum "Unwort des Jahres") fallen also auf der anderen Seite in die Waagschale. Was Du eben gehört hast, hast Du gleich wieder vergessen. Aber was währt schon für die Ewigkeit?
Highlights & Tracklist
Highlights
- Burn a hole
- I'd rather fuck up than miss out
Tracklist
- CD 1
- Every train
- Please be good to me
- Make over, make up
- End of the hammer
- Time reclaims all frontiers
- Flavour
- Burn a hole
- The feelings (Extended studio meix)
- Eddie Lejeune
- If people were vinyl (featuring Tux)
- Beauty dies young (Graham Coxon Mix)
- See how the world's moved on
- Miles is my favourite
- CD 2
- I'd rather fuck up than miss out
- Remission time
- Can't say no
- Whatever you think, you're wrong
- The third one
- Coming on strong
- Silver ocean
- Be.land
- Atlantic pacific
- God willing
- Do not deny your own happiness
- Beauty dies young (live)
- Never alone (live)
- Absolute exocet
- Hip Hop cooperative
- Jacob's ping pong
Referenzen
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