Funny Van Dannen - Authentic trip
Triokont / IndigoVÖ: 11.11.2005
Quatsch Comedy Club
"Manchmal, da gibt es einen Mann, das ist der richtige Mann, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort", so führen die Coen-Brüder ihren Dude in "The big Lebowski" ein. Und genau so sollte man auch Funny van Dannen einführen. Wer den Wahlberliner und Songwriter vormals nicht kennen gelernt hat, könnte ja ansonsten auf die Idee kommen, es mit einem x-beliebigen Blödelbarden zu tun zu haben. Einem vielleicht gar, der in der Witzmaschinerie der Privatsender seine Endloszoten drischt. Daß dem nicht so ist, beweist einmal mehr "Authentic trip". Funny van Dannen hat zum Live-Konzert gerufen, es wird viel gelacht, doch am Ende muss keiner das Gefühl haben als Verlierer vom Platz zu gehen. Statt derber Pointen unter der Gürtellinie, lacht man bei van Dannen, weil man es genauso sieht.
Wenn man gerade unter unter körperlichen Qualen einen Sack voll Weihnachtseinkäufe in den vierten Stock geschleppt hat und im Radio hören muß, daß der Einzelhandel auch in diesem Jahr mit dem Kunden einfach nicht zufrieden ist, dann ist man froh, eine Selbstanklage wie "Ich habe einen Arbeitsplatz vernichtet" zu kennen. Und wie könnte die unfaire Erregung über unperfekte Wunscherfüllung besser zum Ausdruck gebracht werden, als in der Schabrackentapir-Verwechslung von "Okapiposter". Man fühlt sich einfach wohl bei van Dannen, der wie die Deutsche Bank ist: freundlich und kompetent.
Der Blick ist einem vertraut, hier wird nur selten überzogen und wenn, weil es darum geht, den Wal ins Meer zu schieben und der Umweltbewegung ihre wüsten Träume zu lassen. Der Witz resultiert aus der Hintergründigkeit, mit der der Alltag kommentiert wird. Kein Funken Politik, kein bißchen Drogenverherrlichung, nicht mal eine Beleidigung von Randgruppen kommt hier über die Lippen. Niemand wird bloßgestellt, alle auftretenden Personen haben nur rein zufällige Ähnlichkeiten mit der Realität. "Alles war zu einfach, alles zu pauschal": Van Dannen läßt sich nichts vormachen. Die abgefuckten Feelings sind es, die die Welt regieren, da können sich die großen Theorien weit hinten anstellen.
Daß auf einem Livealbum auch Musik drauf ist, wird da fast zur Nebensache - selbst wenn diese Musik dadurch ausgezeichnet ist, daß keines der Stücke bislang regulär veröffentlicht wurde. Was soll auch schon groß sein? Ein Mann mit Gitarre, der übliche Liedermacherstuff eben. Positiv gewendet: eingängig; negativ formuliert: etwas nervig. Und ganz live ist die Platte dann natürlich auch wieder nicht, da man dafür das feine Lächeln nicht nur hören, sondern auch sehen muß. Man muß zum Songerlebnis das frisch gezapfte Bier schmecken und die Zwischenansagen erleben. Aber man kann nicht alles haben. Lieber ein Kleks van Dannen als ein Klotz von anderen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ich habe einen Arbeitsplatz vernichtet
- Der Wal
- Junger Mann mit Zukunft
- Der Kleckerer
- Okapiposter
Tracklist
- George Clooney
- Ich habe einen Arbeitsplatz vernichtet
- Du tust so als wärst du ein Fremder
- DDR-Parfum
- Du und ich in einem In-Lokal
- Abgefuckte Feelings
- Deutsche Bank
- Stringtanga
- Der Wal
- Sterne zählen
- Eisbären im Mondschein
- Junger Mann mit Zukunft
- Mutti
- Schmutziges Fenster
- Ein junges Paar im Frühnebel
- Prinzessin der Freiheit
- Nuttenauto
- Der Kleckerer
- Schöne Mädchen
- Nie mehr so jung
- Okapiposter
- Das Gras vor meinem Fenster
- Dolores
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staples
2005-11-23 13:36:57
viel besser als das garstige "nebelmaschine", geht wieder in die humorvollere und nicht so stammtischphilosophische richtung.
Mixtape
2005-11-23 12:43:56
Lohnt es sich reinzuhören? Denn "Nebelmaschine" ist für mich das mit Abstand entäuschenste Album des Jahres, witzig gemeinte Songs, die nicht witzig sind stehen neben moralinsauren Liedern, gruselig. Und "Herzscheiße" war auch nicht mehr das Gelbe vom Ei.
bee
2005-11-23 11:43:53
ja und - hat's noch jemand gehört? gibt's ne Rezi?
Obrac
2005-11-20 13:14:44
Nee, ich meine John Frusciante.
DerZensor
2005-11-20 13:13:47
Du meinst Ryan Adams :p
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