Backyard Babies - Tinnitus / Live live in Paris

Abacus / EMI
VÖ: 14.10.2005
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Nicke muß zum Arzt

Die Zeiten stehen eher schlecht. Denn Nicke Borg, seines Zeichens Oberbaby, zieht Bilanz: 15 Jahre, vier vollwertige Studioalben sowie unzählige EPs, Compilations, Box-Sets und eine 12". Geblieben sind die zotteligen Haare. Vervielfältigt sind seine Tätowierungen auf der Haut. Gewachsen ist der Bart. Röhrend sitzt er mit Kumpel Dregen im schwedischen Keller und bastelt an neuem Material. Neulich waren sie noch auf dem europäischen Festland und spielten dort eine Tour mit ihren Jugendhelden Social Distortion. Wo man hinsieht: fuck fuckin' fun. Wenn da nur nicht dieser Husten wäre. Dieser Hausstaub bedingte Husten. Da klopft man einmal auf den (zugegeben) etwas verlotterten Teppich, der die alten Platten abdeckt, und - zack - schon geht das Geröchel los. Hat Nicke Bock auf Guns N' Roses, befällt ihn asthmatischer Reizhusten. Von den Ramones und den Stooges läßt er lieber gleich die Finger. Allergie? Schnell zum Test.

Auf dem Weg dorthin schmiedet er Pläne. Denn die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht gibt es ja jemanden in einem kleinen Nest, der noch nichts von Punk'n'Roll gehört hat. Wäre doch gelacht, wenn nicht irgendwo jemand die alte Leier nicht für zeitgenössische Rockmusik halten würde. Mit "Total 13" hatte er schließlich noch die Masse auf seiner Seite. Da wußte er noch, wie man unter den Rock lugte. Mutwillig vertrieb er sich jedoch bald darauf seine Freunde. "Making enemies is good." Gezielt unternahm er den Versuch, wie eine Guns-N'-Roses-Coverband den Hörern das schweißgetränte Halsband über die Ohren zu legen. Gut, das war catchy. Aber auch träge wie eine Schnecke nach dem Liebesspiel.

Nach dieser Diagnose traut sich Nicke wieder. Mit seinen Mannen stellt er mit "Tinnitus" eine Best-Of-Kopplung zusammen, die versucht, den Sex, den Drive und die Power der früheren Stücke sowie die gelegentlich aufleuchtenden Babyblitze jüngster Vergangenheit zu bündeln. Das Ergebnis ist immerhin zufriedenstellend. Zwar fehlen Gassenhauer wie das wilde "Subculture hero" oder das laute, von Gitarrensoli verwöhnte "Bombed" aus "Total 13"-Zeiten. Und daß "Brand new hate" vorneweg geschickt wird, spricht ebenfalls nicht gerade für ausgeprägtes Fingerspitzengefühl. Doch die Platte an sich ergibt, wenn schon keinen erkennbaren Sinn, immerhin einen flotten Hörgenuß. Sinnvoll hingegen ist allerdings der Besuch von Clubshows der Backyard Babies, was man an der okayen Bonusplatte "Live live in Paris" heraushören kann. Da knallt und scheppert es an allen Ecken. Wie früher, als noch niemand von den Backyard Babies die Nase voll hatte. Und wenn Nicke die ollen Rosen endlich wieder einmottet, ist vielleicht auch er seine lästige Rotznase los.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • U.F.O. Romeo
  • Look at you
  • Powderhead
  • The Clash (live)

Tracklist

  • CD 1
    1. Brand new hate
    2. U.F.O. Romeo
    3. Highlights
    4. A song for the outcast
    5. Minus celsius
    6. The Clash
    7. Colours
    8. Made me madman
    9. Star war
    10. Friends
    11. One sound
    12. Look at you
  • CD 2
    1. L'intro
    2. Look at you
    3. Earn the crown
    4. Payback
    5. Heaven 2.9
    6. Powderhead
    7. A song for the outcast
    8. The clash
    9. One sound
    10. Made me madman
    11. U.F.O. Romeo
    12. Year by year
    13. Highlights
    14. Star war
    15. Brand new hate
    16. Minus celsius
Gesamtspielzeit: 95:48 min

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