Sofa Surfers - Sofa Surfers

Klein / Rough Trade
VÖ: 28.10.2005
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

21st century army

Es ist ein Kreuz mit dem Erschließen neuer Arealen. Anno 1492 entdeckte Christoph Kolumbus den Kontinent Amerika, welcher zukünftig als neue Welt bereist, besetzt und besudelt wurde. James Cook konnte 1770 Australien entdecken und mit ihm viele der in Großbritanniens Gefängnissen schmorenden Verbrechern. Und als Amundsen 1911 nach einem mörderischen Wettlauf als erster Mensch den Südpol erreichte, mußte Scott ins Eis beißen. Nicht alles ist Bernstein, was glänzt.

Was da allerdings die Sofa Surfers aus Wien mit ihrer in Wien verfaßten Musik erschlossen haben, weiß man auch in Wien noch nicht so genau. Man erinnere sich: "Encounters" ließ mit seiner Portionierung von Dunkelheit, Atmosphäre, Elektronik und Detailgenauigkeit aufhorchen. Anno 2005 verfrachtet man die elektronischen Hilfsmittel zu Hempels unters Sofa, bastelt sich eine Besetzung aus Baß, Gitarre, Schlagzeug und Keyboards, verpflichtet den Sänger und Tänzer Mani Obeya und will wie eine "Hardcore-Band nach dem Krach" klingen. Nun ja. Lassen wir mal die Titanic im ewigen Eis.

Der Sound der Sofa Surfers gibt sich nunmehr reduziert. Der Song steht im Vordergrund. Eine minimalistische Gitarrenarbeit setzt Akzente an Stellen, die akzentuiert werden müssen. Der Baß wummert, wo gewummert werden muß, und das Schlagzeug klopft genau dann, wenn es zu klopfen hat. Nur Obeyas cremige Stimme formt die Melodie und rückt die Platte punktgenau ins Spannungsfeld zwischen schepprigem Rock und smoothem R'n'B. Warm und sanft setzt sich der Sänger in Szene und verleiht der Musik mit Soul und Ruhe diese gewisse Note, die man mit Sicherheit zunächst sympathisch finden wird. Wenn die gute Hälfte der Platte gelaufen ist, fragt man sich jedoch, ob diese Grundstimmung noch vorhanden ist. Denn das Ausharren und Warten auf den Knaller, den Kracher macht mürbe.

Als Nadolny die Langsamkeit entdeckte, verband er damit eine Veränderung. Was die Sofa Surfers mit der Entdeckung der Veränderung verbinden, ist streckenweise erschreckend lahm. Nur warum? Melancholie, Intimität, gezirkelte Tiefe. Alles da, wunderbar. Was fehlt, ist der Treffer. Der Aufschrei. Der Drang zur Besonderheit. Oder auch nur ein Hauch von Aufregung. Mit welcher Berechtigung sich die Band dem Hörer mit dieser zelebrierten Langeweile als "Hardcore-Band nach dem Krach" verkaufen will, muß noch erforscht werden. In den Ritzen dieses Sofas ist die Antwort jedenfalls nicht zu finden.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • White noise
  • Good day to die

Tracklist

  1. White noise
  2. Say something
  3. Softly
  4. Notes of a prodigal
  5. Believer
  6. Good day to die
  7. One direction
  8. Love as a theory
  9. Strings
  10. Never go back
Gesamtspielzeit: 45:55 min

Im Forum kommentieren

8hor0

2005-11-05 13:02:31

gib der scheibe noch ein paar durchläufe ;)

knaTTerton

2005-11-04 16:41:24

sie hat ne 5/10 bekommen.
ich finds auch eher langweilig.

Kati

2005-11-04 16:27:52

Ich mag das neue Album!

Spontan Verärgert

2005-11-03 14:11:33

Und hier für die Neue nur 4/10 bekommen, UNVERSTÄNDLICH!!!

Dazer

2005-11-03 11:43:15

du erinnerst dich richtig. solchen schrott würden die surfers niemals produzieren...

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