Ikaros - Speak music

Kasual / Rough Trade
VÖ: 19.09.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Donnerhall

Kurze Warnung vorab: Vor dem Einlegen von "Speak music", dem Debüt von Ikaros, sollte man sichergehen, daß der Blutzuckerspiegel stabil ist. Es zwar gibt noch weitaus gefährlichere Werke. Aber die Mischung aus sphärisch-vertracktem Indie-Rock, trauerweidigem Emo und überzuckertem Achtziger-Jahre-Pop ist phasenweise doch so honigsüß, daß die Gefahr eines Zuckerschocks nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Wer darüber Bescheid weiß, kann in den durchaus erkundenswerten Klangkosmos der nordschwedischen Jungs eintauchen.

Gerade die Stimme von Sänger David Lehnberg wie auch das wuselige Drumming von Gunnar Forsmann dürfte Eingeweihten durch die vor geraumer Zeit zerbrochenen schwedischen Indie-Rock-Heroen Leiah noch im Ohr klingen. Ergänzt um Dan Engkvist am Baß und Ralf Kuja-Halkola an den Tasten brechen sie nun auf zu neuen Ufern, ohne ihre Herkunft zu leugnen oder vergessen. Wucht sparen sie sich zu Beginn vorerst noch auf und kommen eher schleichend durch die Tür. Die Handbremse ist noch angezogen, nur der Hallregler ist auf Anschlag gedreht. Synthies zwitschern, ein Glockenspiel plinkert, Gitarren schnarren. Becken zischeln. Dann erhebt Lehnberg seine glockenhelle, kehlige Stimme und läßt sie in hohen Bögen über das Klanggerüst fliegen. Zum Refrain hin lösen sie die Handbremse dann doch ein ganzes Stück, geben Gas, legen sich schräg in die Kurve und jagen zuweilen sogar um unerwartete Ecken.

Eine ganze Reihe schmucker Melodien, feiner Songs und geschickter Arrangements haben sie für ihr Debüt eingetütet. Den Weg ins Ohr findet vieles schnell, einiges allerdings auch den Weg auf der anderen Seite schnell wieder heraus. Nicht, daß es ihnen an Einfallskraft mangelt, aber bis die Melodien und Songs im Ohr hängen bleiben, bedarf es einem wachen Ohr, einigen Hörgängen oder Heftzwecken. Das Album weiß durchweg zu gefallen, Ausfälle gibt es keine. Doch sind die Arrangements und gerade die rockigeren Teile dank latent wabernder Synthies und hallschwangerer Pathosproduktion teilweise so glatt wie überfrorene Nässe auf einer Kopfsteinpflasterstraße aus Blaubasalt.

Die Ideen und Ansätze überzeugen, doch hat man das Gefühl, als hätten Ikaros Skrupel, auch mal wirklich zuzuschlagen, auch mal wehzutun. Der Schaum vor dem Mund bleibt gebremst, sie schlagen mit dem Vorschlaghammer weitgehend nur kleine Nägel in die Wand. Sie rotzen Dreck auf die Straße und polieren ihn danach auf Hochglanz. Die Kelle packen sie so richtig eigentlich nur im Zwölfminutenepos "Teeth" aus, dem mit Abstand stärksten Stück der Platte. Hier gerät die dynamische Achterbahn in Fahrt, ab der Mitte steigern sie sich aus weltverlorenen, elektronisch beleuchteten Flächen heraus in einen instrumentalen Rausch inklusive Ray-Manzarek-Gedächtnis-Orgelsolo, peitschen vorwärts. Hier erst lassen sie ihrem Talent freien lauf, flechten unerwartete, ausgeklügelte Breaks ein, hauen unisono auf die Pauke, lassen die Toms wirbeln, die Gitarren krachen, sorgen für belebende dynamische Wechselbäder. Mehr davon, und statt einer guten hätte das hier eine richtige Klasseplatte werden können.

(Ole Cordsen)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Teeth
  • The monster plaster
  • Bob und rock

Tracklist

  1. Future on speed (Bonustrack)
  2. Concrete sky
  3. New
  4. Teeth
  5. Red handed
  6. The monster plaster
  7. In the overturn
  8. Ava
  9. Don't bother playing dead
  10. A lot of effort
  11. Come on and bloom
  12. Bob und rock
Gesamtspielzeit: 53:22 min

Im Forum kommentieren

Armin

2005-12-22 16:40:06


5. IKAROS - TOURDATEN
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IKAROS veröffentlichten mit "Speak Music" dieses Jahr ihr Debut Album. Die Band um ex-Leiah Mitgliedern spielt Indie-Prog-Rock mit leichten Emo Anleihen und Keyboard Einsätzen.
Unter folgendem Link gibt es 3 Songs des Albums zu hören:
http://www.purevolume.com/ikaros/

16.02.2006: Berlin - Knaack-Klub
17.02.2006: Roßwein - Jugendhaus
19.02.2006: Köln - Acces All Area

http://www.ikarosmusic.com/

yadias

2005-10-14 14:13:19

Also laut Bandhomepage soll die Platte sogar schon in Deutschland veröffentlicht worden sein. Bei amazon is aber nix. Bei wom hab ich die Platte aber nun für 16,99 ,- gefunden (wenn auch der Name mit Ikarus falsch geschrieben wurde ^^).
Zumindest der Song "The Monster Plaster" is schon mal klasse. Mal sehen...

oli

2005-10-14 10:07:33

Habe mir die CD vor einigen Monaten bei Erscheinen in Schweden bestellt. Bin etwas enttäuscht (würde 5 Punkte vergeben) ist noch sperriger als die neusten Ariel kill him Sachen geworden, geht auf jeden Fall eher in Richtung Leiah, wobei es um einiges elektronischer als die letzte Leiah ist. Von einem dt Erscheinungstermin ist mir nichts bewusst

yadias

2005-10-14 01:18:44

Die (mehr oder weniger) Nachfolge Band der Schweden Emo-Rocker Leiah haben nun mit Ikaros eine neue Band am Start. Das Album "Speak Music" soll zum Beispiel laut Visions ganz gut geworden sein (8 Punkte) und da mir Leiah seinerzeit schon gefallen haben, wollte ich mir mal das Album näher anschauen bzw. hören ... tja und leider gibt es das wohl noch nicht zu kaufen (zumindest im Netz). Hat irgendjemand mal den Release im Kopf??? Wird das Album auch hier getestet?

Bei purevolume gibt es übrigens 3 Songs zum Downloaden. Erinnert zum Teil auch ziemlich an die melancholischen Songs von Leiah.

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