Constantines - Tournament of hearts
Sub Pop / CargoVÖ: 10.10.2005
Überstunden
Als Robert Pollard im letzten Jahr seine Guided By Voices zu Grabe trug, war das auch für die letzten Kinder des Mittneunziger-Indie-Rocks der endgültige Startschuß zum Erwachsenwerden. Pollard hatte natürlich versprochen, alleine weiterzumachen, unter eigenem Namen Songs zu schreiben, bis er irgendwann seitwärts vom Stuhl kippt. Aber man wußte trotzdem sofort, daß es nicht mehr das gleiche sein würde. Und man fortan auf dieses Gefühl verzichten müssen würde. Das Gefühl, den härtesten Arbeitern im Musikgeschäft beim schlimmsten Knochenjob der Welt zuzuhören. Das Gefühl, man habe sich die 20 Bier nach der Show redlich mitverdient. Eben das Guided-By-Voices-Ärmel-hoch-Gefühl - das würde fehlen. Bei Pollard solo. Und allen anderen Bands, die nach ihm kommen.
Was natürlich nicht heißen muß, daß es da draußen niemanden mehr gibt, der nach echten Anstrengungen, nach durchgeschwitzten T-Shirts und endlosen Tourplänen klingt. The Constantines aus Toronto zum Beispiel könnten gar nicht weiter weg sein von der spielfreudigen Leichtigkeit, die ihre Landsleute um Broken Social Scene, Stars und Co. dieser Tage so erfolgreich verbreiten. Nein, auf "Tournament of hearts" klingt vielmehr jeder Song, als wäre es eine Qual gewesen, ihn aufzunehmen. Angefangen bei Bryan Webb, der singt, als würden sich die Wörter verzweifelt an seinen Mundwinkeln festhalten, einfach nicht nach draußen wollen. Über die sturste und stoischste Rhythmusgruppe, der man gerade noch Leben zusprechen will. Bis zu den übellaunigen Einwürfen zweier wirklich humorloser Gitarrenspieler.
In letzter Konsequenz dieser Rahmenbedingungen ist das dritte Album der Constantines aber gar nicht so anstrengend zu hören, wie es klingt. "Tournament of hearts" ist eher wie ein einziges großes Aufbäumen, schon mit den Schlachtrufen der trotzigen Durchhalte-Hymne "Draw us lines". Danach gibt es "Hotline operator", das seine vorgeschobene Müdigkeit in letzter Minute doch noch überwindet, die nötige Verschnaufpause mit "Soon enough", weil der betriebene Aufwand eben doch seinen Tribut fordert. Und im Zentrum schließlich "Working full-time", das biestigste, das angriffslustigste Stück der Platte. "We won't be undersold" skandieren The Constantines. Fäuste hoch, Ärmel sowieso. Und für den Moment ist es wieder da. Das Guided-By-Voices-Gefühl.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Draw us lines
- Hotline operator
- Working full-time
Tracklist
- Draw us lines
- Hotline operator
- Love in fear
- Lizavetta
- Soon enough
- Working full-timne
- Good nurse
- Thieves
- Conductor
- Windy road
Referenzen
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- The Constantines (22 Beiträge / Letzter am 25.08.2010 - 18:36 Uhr)