Maritime - We, the vehicles
DeSoto / Grand Hotel van Cleef / IndigoVÖ: 28.10.2005
Blickkontakt
Was die damit wohl meinen? Die Stirn legt sich in Falten, die Handfläche stützt das Denkerkinn, und die Rotweinflasche ist auch schon wieder leer. "We, the vehicles" bereitet genügend Raum zum Überlegen, zum Philosophieren und für lange Abende. Angefangen beim Albumtitel. Wir sollen Vehikel sein? Klingt zunächst mal seltsam, wird aber noch viel irritierender, wenn man den Gedanken aufnimmt. Seifenkisten vielleicht? Dreiräder? Golf GTI Cabrios? Oder ist etwa jeder von uns ein klein wenig Ferrari? Cover und Songtext schaffen zumindest ein klein wenig Aufklärung. "We are helpless on out hands and buckled knees / We, the vehicles, please / There is no escape art." Mit anderen Worten: Wir irren alle hilflos durch die Welt. Schicksal, ick hör Dir trapsen. Oder meinen die doch etwas ganz anderes?
Wahrscheinlich war es einfach nur die falsche Herangehensweise an dieses Album. Also nochmal von vorne: nicht hinsehen, sondern hinnehmen. Nicht nachdenken, sondern nachfühlen. Nicht überlegen, sondern überantworten. Geist und Körper in dieses Album hineingeben. Klingt kitschig, bietet sich aber an. Denn "We, the vehicles" ist kein Album mehr, dem man einfach so zuhört, sondern eines, dem man die Hand reicht, zu dem man Auge in Auge die absolute Nähe sucht. Vielleicht war "Glass floor" nach dem Ende von The Promise Ring ja nur die Übergangsplatte, ein von kleinen Zugeständnissen durchsetzter Start in diese neue Zukunft von Davey von Bohlen. Und vielleicht gibt erst "We, the vehicles" den wahren Sound von Maritime wieder. Ohne große Ausreißer wie "Sleep around" oder "Someone has to die". Ohne Pauken und Trompeten, lieber mit Triangel und Glöckchen.
Schwung und Lockerheit haben sie etwas gedrosselt, der Charme ist geblieben. Angefangen mit dem Opener "Calm", mit dessen ersten drei Zeilen sie gleich jeden auf ihrer Seite haben: "Ballads laugh at everyone / Worse than silence is their song / And you are too far away to love." Also: keine Balladen mehr. Lieber schon die Schleicher nach Maritime-Art. "We don't think, we know" haben sie vermutlich in letzter Sekunde den kariösen Hookline-Zahn gezogen und der süßlichen Melodie eine Mundharmonika hinterhergeschmissen. In "Young alumni" spielt die Gitarre den staksigen Vortänzer. Und bei "Tearing up the oxygen" besteht der Refrain gar nur aus einem herzigen "Aaaaah aaaaah".
Maritime fliegen nicht, sie schweben. Und von da oben läßt sich natürlich viel besser beobachten. Mit Feinsinn und mit Distanz. Die Kunst des "German engineering" wird zur Metapher, die "Parade of punk rock t-shirts" zum Sinnbild - und "We, the vehicles" dadurch erst richtig rund. Es ist ein kleines Album, mit kleinen Songs, kleinen Hits, kleinem Augenzwinkern, kleinen Beobachtungen, kleinen Schwächen und einem kleinen Platz in Deinem Herzen. Kurzum: ein Kleinod. Aus einer etwas anderen Perspektive als all den gewohnten. Maritime, und wie sie die Welt sehen. Schaut genau hin!
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tearing up the oxygen
- Parade of punk rock t-shirts
- Young alumni
Tracklist
- Calm
- Tearing up the oxygen
- People, the vehicles
- Parade of punk rock t-shirts
- We don't think, we know
- No one will remember you tonight
- Young alumni
- Don't say you don't
- German engineering
- Twins
- Protein and poison
Im Forum kommentieren
Julian
2010-11-17 13:50:36
Von Maritime kann mann ALLES Blind kaufen...
Kevin
2010-11-17 01:51:29
Das Album habe ich einmal auf dem Grabbeltisch eines großen Fachmarkts für unverschämte 2€ gekauft.
Super Platte, würde eine 8/10 ziehen.
toolshed
2010-11-17 01:24:18
Eine ganz zauberhafte Albumperle, muss ich sagen. Wird mit jedem Hördurchlauf größer, besser und schöner. Kenne ich allerdings auch erst seit wenigen Stunden. ;) Könnten mich die beiden anderen Maritime-CDs (& das meiste von The Promise Ring) nie wirklich völlig von sich überzeugen - kann mich die "We, The Vehicles" dagegen auf Anhieb auf ihre Seite ziehen. Weit und breit kein Schwächeln in Sicht sondern alles schön im grünen Bereich und besser. "Tearing up the Oxygen" ist ein Übersong. Scheint nun ganz so, als wäre mir dummerweise ihr wohl bestes Album als letztes in den Schoß gefallen, und das auch noch mehr oder weniger zufällig, weil ich eigentlich glaubte mit dieser Band abgeschlossen zu haben, tja - Happy End. :)
Armin
2007-05-04 21:16:22
Maritime
. 06.07.07 Fest van Cleef - Potsdam Lindenpark
. 07.07.07 Fest van Cleef - Bremen Pier 2
. 08.07.07 Fest van Cleef - Karlsruhe Schlachthofgelände
. 09.07.07 Düsseldorf - Zakk (+ Home of the Lame)
. 10.07.07 Münster - Gleis 22 (+ Home of the Lame)
einglaswasser
2006-02-26 22:43:23
ich finds groß. We the vehicles please
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