Jeffrey & Jack Lewis - City & Eastern songs
Rough Trade / Sanctuary / Rough TradeVÖ: 28.10.2005
Friends of Adam
New York, am Ende des 20. Jahrhunderts: Ein Haufen Unangepaßter, eine Boheme, zieht durch die Straßen. Die einen setzen sich mit abgewetzten Hosen und Haarfrisuren, welche sich dadurch auszeichnen, keine zu sein, an die Tische des "Sidewalk"-Cafés. Die anderen, bekleidet mit heißem Hasenfummel und Indianerschmuck, brüllen von der schmalen Bühne Parolen in die Nacht heraus. Es werden Songs zum Besten gegeben, die sich anhören, wie die Haarschnitte aussehen: Die Instrumente scheppern, die Stimme quakt. Die Texte pervers, politisch, direkt. Mittendrin: Ani DiFranco und die Moldy Peaches um den jungen Adam Green. Tatatata – Anti-Folk ist da.
Im Sog der Popularisierung um die neue Gruppierung wird auch Jeffrey Lewis mit ans Land gespült. Der passionierte Comiczeichner, dem man wohl bei seinen frühen Schaffenstaten geraten hätte, sich lieber nur auf Coverartworks, als auch auf die dazugehörige Musik zu konzentrieren, schafft es, sich von Tonträger zu Tonträger mit großen Schritten in die erste Liga der Folk-Musiker zu spielen. Mit seinem Bruder im Gepäck haut er nun den Leuten, die Anti-Folk eher mit Adam-Folk in Verbindung bringen, ein schmuckes Stück Musik um die Ohren, was seinen Kumpel sicher beim lustigen Zwitschern mit Emily zum Wippen bringen wird.
"City & Eastern songs" ist keinesfalls ein Abklatsch, eine Kopie oder ein schleimiges Poperzen-Album. Vielmehr ein Freischwimmer. Jeffrey Lewis nutzt diverse Soundeffekte und eine schnöde, alte, vergammelte Akustikgitarre, um einen, sagen wir, charmanten Sound zu basteln, der mit Witz und Spaß um die Ecke schleicht. Kalauer über Weib und Wein findet man in sämtlichen Songtexten wieder, die auch ab und an zum Schmunzeln verleiten. Selbst wenn die Regler mal etwas lauter gedreht werden, sein Bruder den Baß schneller zupft und David Beauchamp kräftig in die Felle haut, stellt man sich vor, wie der gesungene Inhalt die musikalische Umsetzung im Armdrücken von der Tischplatte fegen würde. Erkannt hat dies auch Produzent Kramer (Butthole Surfers, Low), der im Booklet mit den umarmenden Worten "Jeff’s got some beautiful songs but that band can not play" vertreten ist.
Ganz so schlimm ist es nun auch wieder nicht. In starken Momenten, wie bei "Art land", klingt das Werk fast wie ein Lo-Fi-Stück von Modest Mouse, das bizarr klingt und dennoch sehr zum Autofahren geeignet ist. Dagegen steht das sanfte "Don’t be upset" mit Singalong-"Aaahs“ und -"Ooohs“ für Tränen im Auge und geleerte Weingläser. Der rote Faden liegt irgendwo dazwischen. Bei schnapstrinkenden Plüschhasen und hymnensingenden Haarschnittverweigerern.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Don't be upset
- The singing tree
- Art Land
- New old friends
Tracklist
- Posters
- Don't be upset
- Williamsburg Will Oldham horror
- Something good
- The singing tree
- Anxiety attack
- Time machineI moving
- Art land
- New old friends
- They always knew
- Had it allI
Referenzen