The Greenhornes - Sewed soles

V2 / Rough Trade
VÖ: 21.10.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Stützräder

Erfolg und Mediengepolter lassen Jack White schon längst nicht mehr sein, was er am liebsten wäre: Ein kleiner, wund gesungener Bluesman aus Detroit, Michigan, nichts weiter. Zur schillerndsten Persönlichkeit des Garage-Rock-Revivals hat man ihn hochgeschrieben und zwischen Kneipenschlägereien und Geschwisterdramen dabei fast vergessen, welch wertvolle Arbeit der Mann nach wie vor an der Basis leistet. Loretta Lynn machte er letztes Jahr die Hölle heiß, zauberte die gestrauchelte Country-Königin aus der Versenkung zurück ins Rampenlicht. Mit Brendan Benson hat er außerdem die Racounters in der Pipeline, eine Art Motor-City-All-Star-Band, deren erstes Album zwar noch keinen VÖ-Termin hat, aber trotzdem schon als Detroiter "Nevermind" gehandelt wird. Und im Nebenerwerb ist der Typ ja dann auch noch Produzent.

Es ist natürlich gut für die Mythenbildung, wenn ein ohnehin windiger Kerl wie White sich mit Bands wie den eben noch völlig unbekannten Greenhornes einläßt. Noch besser ist das allerdings immer für die Zur-Brust-genommenen selbst. Seit sie ihrem Chef-Förderer über den Weg gelaufen sind, konnten die drei aus Cincinnati, Ohio an Lynns rabiatem Comeback-Album "Van Lear rose" mitwirken, Guestslots bei den Racounters abstauben und jetzt auch noch ihre erste Platte machen, die an der Öffentlichkeit nicht völlig spurlos vorübergehen wird. Weil White produziert hat, mit unspektakulärer, aber angemessener Schnörkellosigkeit. Und vielleicht auch, weil sie die Sorte Rockmusik spielen, auf die die White Stripes zuletzt keine Lust mehr hatten.

Drei Songs lang wollen uns die Greenhornes glauben lassen, sie würden auch nicht anders daherklappern als die zahllosen Bands, die in den letzten Monaten ihren Plattenvertrag zurückgeben mußten. Baß - schiebt. Gitarre - schrillt. Schlagzeug - scheppert. Vorneweg wälzt sich außerdem mit Craig Fox ein Frontmann durch den Dreck, der in seiner breitmäuligen Selbstüberzeichnung lustigerweise gar nicht so weit weg ist von Whites liebstem Saufbruder Jason Stollsteimer (The Von Bondies). Aber dann kommt eben der erste Knick. Tempo raus, kugelndes Georgel, waschechter, ungewaschener Blues. Kein Wunder, daß es da nicht mehr lange dauert, bis in "There is an end" mit Holly Golightly die nächste Bekannte durchs Bild huscht.

Es entwickelt sich also ein ziemlich munteres Hin und Her zwischen Stilen und Jahrzehnten auf "Sewed soles", dem man höchstens vorwerfen könnte, am Ende gute 25 Minuten übers Ziel hinaus zu schießen. Eben noch kommen Clapton und Cream zu blaugefärbten Ehren, dann treibt "Can't stand it" einen quirligen Schweinerocker vor sich her. "Don't come running to me" könnte nicht bloß wegen seines listigen Mozart-Klaviers eine B-Seite der späten Beatles sein. Und "Satisfy my mind" ist nett genug, um gleich im Anschluß auch den Rolling Stones die angemessene Verehrung darzubieten. Großes Restefressen in der Musikgeschichtsküche also. Schmeckt wie von gestern. Macht aber satt. Irgendwo muß Jack White gerade sitzen und sich zufrieden den Bauch reiben.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I've been down
  • There is an end
  • Don't come running to me

Tracklist

  1. It's not real
  2. Pattern skies
  3. Lies
  4. I've been down
  5. Hold me
  6. Shadow of grief
  7. No more
  8. There is an end
  9. Shame and misery
  10. Can't stand it (Alt version)
  11. Good times
  12. Too much sorrow
  13. Don't come running to me
  14. Satisfy my mind
  15. It returns
  16. Stay away girl
  17. Shelter of your arms
  18. The end of the night
  19. Lovin' in the sun (Alt version)
Gesamtspielzeit: 68:10 min

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