Jullander - Phobos in Funkytown (Surfing the impossible stone)

Sunday Service / Hausmusik / Indigo
VÖ: 12.09.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

In der Diskursthek

Rezitation. Verlautbarung. Dialektik. Jullander agitieren gerne für neue Blickwinkel in Sachen Pop. Doch es ist kein Aufruhr in ihrer Musik. Höchstens ein paar kryptische Koordinaten. 53° 34' 17,9" N 9° 53' 15,2" O. Und seltsame Wortkombinationen. "Phobos in Funkytown (Surfing the impossible stone)" heißt ihr drittes Album. Ähem, ja.

Ähnlich interpretationsbedürftig wirken bei näherer Betrachtung des nur zugänglich anmutenden Songformats auch die vornehmlichen Spielarten dieser Musik. Jazz und Pop und Indie und Soul und Postrock bilden wechselnde Koalitionen. Zeit für Rechenschieber und Lupe. Sehr bald entdeckt man den ersten roten Faden, der sich als ziemlich zielsichere Bassdrum verkleidet hat. Schlurfige Rhythmusverschiebungen und hochglanzpolierte Harmonieaufbrüche sind Mittel zum Zweck, der hier auf den Namen Wohlklang hört.

Der Opener "Der Himmel über Oberlin" gefällt sich im entspannten Fußnotenangeln zwischen Popschmelz und Jazzraffinesse. Dann ist "Der Tragödie erster Teil" der erste von vier Teilen, die dem Alben ein inhaltliches Rückgrat schenken. Andy Schoons beleiht Barry Manilow und KC & The Sunshine Band und braucht sich nicht einmal dafür schämen. Auch Selbstreflexionen und Eigenfragmentrecycling gehören zum Jullander-Chic. Flügelflitzer Stan Libuda, bereits tragischer Held auf dem Debüt "John Symmes' Welt", darf wie Martin Luther auf dem Vorgänger "Interiors" die Geduld verlieren.

Rastlos sind auch Jullander. Ohne in Hektik zu geraten. Gedanken werden formuliert, gerne auch durchleuchtet und verwirrt. Aber immer wieder legen die Hamburger Angedachtes beiseite und greifen nach anderen Inspirationen. Wechseln Sprache und Ausdrucksweise. Spielen wie in "Vorsicht, Farfalle!" oder "Das geloopte Land (Der Tragödie vierter und letzter Teil)" mit Bedeutungen und Worten. Oder schenken drei anderen Bands Platz auf ihrem Album. Gaston, Pulka und Amundsen bedanken sich mit klirrenden bis anschmiegsamen Aufmerksamkeiten. Besonders Amundsens Interpretation von "After hours" glitzert wie ein Morgenstern. "Wir bewegen uns nicht", meint Schoons. Und ist schon wieder auf dem Weg nach anderswo. Gute Reise.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Der Himmel über Oberlin
  • Reinhard Libuda verliert die Geduld
  • Vorsicht, Farfalle!
  • Undo history (Der Tragödie dritter Teil)
  • After hours (Amundsen)

Tracklist

  1. Der Himmer über Oberlin
  2. Der Tragödie erster Teil
  3. Reinhard Libuda verliert die Geduld
  4. Titel Thesen Tempranillo (Der Tragödie zweiter Teil)
  5. Firestarter (Pulka)
  6. Vorsicht, Farfalle!
  7. Undo history (Der Tragödie dritter Teil)
  8. After hours (Amundsen)
  9. Jullander screaming
  10. Das geloopte Land (Der Tragödie vierter und letzter Teil)
  11. 1000 Meisterwerke
Gesamtspielzeit: 37:42 min