Chumbawamba - A singsong and a scrap
Mutt / EdelVÖ: 07.10.2005
English rebel songs
Aus acht mach vier. Die Hälfte des Anarchisten-Kollektiv aus Leeds wollte eine kurzfristige Auszeit vom Sich-gegenseitig-auf-engen-Bühnen-auf-den-Füßen-Stehen nehmen. Da aber die Welt noch immer voller Unrecht ist, war für Rest-Chumbawamba Stillhalten keine Option. Apropos stillhalten: Schon die letzten Alben der Briten widmeten sich jeweils mit Hingabe neuen Steckenpferden. Auch "A singsong and a scrap" ist ein weiterer Hakenschlag. Und dabei mit seinem harmonieduseligen Schunkelfolk durchaus so Chumbawamba wie nur etwas.
Schließlich gehörten Satzgesang und traditionsbewußte Melodieneinfalt stets zum eigenen Material, nicht nur zur ersten Hälfte von "Swingin' with Raymond" und zur Klassenkampfstudie "English rebel songs 1371-1984". "A singsong and a scrap" knüpft nun musikalisch wie ideologisch genau dort an und erweitert die Kommune gleich noch um ein paar verdiente Genossen. John Jones und Ian Telfer von der Oysterband waren ebenso dabei wie die Acapella-Truppe Coope Boyes & Simpson. Komplettiert wurden Orchester und urige Atmosphäre durch Akkordeon, Cello, Geige, Melodeon, Flöte, Dudelsack und eine waschechte Blaskapelle. So leer war es dann also doch nicht im Kommunen-Studio.
Entsprechend kuschelig sind denn auch die vielen Bänkelsänge geworden, mit denen mal fröhlich gegen die Bourgeoisie gewettert oder die Sozialromantik gepriesen wird. Ein perfekt gesetzter Chor überfällt nicht nur The Clashs "Bankrobber". Schmachtend wird in "By and by" zum Quäken des Dudelsacks dem Schicksal des wegen seiner spitzen Feder hingerichteten Songschreibers Joe Hill gedacht, und mit grinsender Trompete treten Chumbawamba in "You can (Mass trespass, 1932)" noch einmal die grünen Wiesen der Großgrundbesitzer platt.
Doch ist die Musik längst nicht so platt und niedlich, wie sie scheinen mag. Allemal mitsingträchtig und eingängig wollen die Briten den Spaß am Widerstand wiedererwecken. Und oft genug funktioniert es. Egal ob in der beseelten Streikhymne "The land of do what you're told" oder der bitteren Kriegstreiberanklage "Walking into battle with the Lord". Da sei ihnen das gelegentliche Stagnieren zwischen Naivität und Kitsch durchaus wieder einmal verziehen. Lächelnden Anarchisten öffnet man die Türen eben lieber als miesepetrigen Revoluzzern.
Ach übrigens: Bitte nicht von dem Kopierschutz-Logo abhalten lassen. Chumbawamba hatten sich schon beim letzten Album "Un" über diese kapitalistische Unsitte beschwert. Jetzt setzten sie ihrem Vertrieb die Flinte auf die Brust und sorgten dafür, daß die CD problemlos in jedem Player läft. Nur das Logo blieb stehen. Und das bekommen die Engländer auch noch weg. Denn wie heißt noch die Bibel der Globalisierungsgegner? "No logo". Eben.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Laughter in a time of war
- Walking in the battle with the Lord
- The land of do what you're told
- Smith and Taylor
Tracklist
- Laughter in a time of war
- William Francis
- By & by
- You can (Mass trespass, 1932)
- Walking into battle with the Lord
- When Alexander met Emma
- Fade away (I don't want to)
- Bankrobber
- Learning to love
- The land of do what you're told
- Bella ciao
- Smith & Taylor
Referenzen
Spotify
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- Chumbawamba (18 Beiträge / Letzter am 26.07.2024 - 12:01 Uhr)