Ryan Adams & The Cardinals - Jacksonville city nights
Lost Highway / UniversalVÖ: 23.09.2005
Gramophon
Das Jahr 2005 spielt zwar schon längst in der zweiten Halbzeit, aber Ryan Adams hat nach seinem Handgelenksbruch vor zwei Jahren noch einiges vor. Schon mit dem südwärts rockenden Doppelalbum "Cold roses" brillierte er die Auszeit hinfort, und das Gerüchten zufolge folkmelancholische "29" wartet auch schon in der Pipeline. Jetzt aber steht erst einmal "Jacksonville city nights" an, sein zweites Album mit den Cardinals. Wieder hat sich Adams einige der schönsten Traditionen amerikanischen Songschaffens herausgekramt. War Adams schon bei "Cold roses" so nah dran am Alt. Country von Whiskeytown wie nie seit deren Ende, geht "Jacksonville city nights" sogar noch einen Schritt weiter: Adams siebtes Soloalbum ist so Country wie nur was. Eigentlich.
Denn wenn Adams seine Songs schreibt, sind Genres letztlich nur Stilmittel. Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist immer die Melodie. So ist schon der Opener "A kiss before I go" ein schmucker Schunkler, der gleich mit einer süffigen Steelguitar einsteigt, im Honky-Tonk-Takt wippt und diesen zarten Schmelz hat, der Gram Parsons und Roy Orbison unsterblich gemacht hat. Und wenn "The end" im Anschluß daran langsam loswalzert, bleibt kein Auge trocken. Das sind tatsächlich beide Arten von Musik: Country und Western.
Mit derart entspannten Rhythmen im Rücken läuft Adams erneut zu großer Form auf. In "Hard way to fall" belehnt er The Band, um all die kleinen Macken der Verflossenen zu vermissen. An seiner Seite entpuppt sich sogar Norah Jones - in "Dear John" wie üblich im kleinen Seichten - als durchaus entzückende Duettpartnerin. "The hardest part" stolpert dann erregt durch ein Getümmel aus Ungerechtigkeit und Mandolinen. "Games" hat keinen Spaß an fiesen Spielchen, und "Silver bullets" sieht der bitteren Wahrheit ins Auge: "I can't make you love me / And you can't make me stay."
Die Cardinals verleihen "Jacksonville city nights" durch pointiertes Spiel und kleine Klappereien genau jene unschuldige Wärme, bei der Adams erst richtig zur Geltung kommt. Die Gitarre twangt, die Geige flüstert, und der mittlerweile vollbärtige croont zwischen Verführung, Heimweh und flehender Sehnsucht. Vor allem gegen Ende überwiegen besinnliche Klänge. Titel wie "Don't fail me now" oder "Withering heights" sprechen genauso Bände wie die erstaunliche Coverversion von "Always on my mind". Zwischendurch nimmt "Trains" noch einmal wie ein ratternder Zug Fahrt Richtung Nashville auf. Doch mit Adams' Abschied von "Pa" wartet der vielleicht bewegendte Moment des Albums. Noch nie war ein Album unter seiner Ägide der Überlieferung von Gram Parsons' Cosmic American Music so nah. Manchmal vielleicht ein wenig zu nah am Kitsch gebaut, doch meist auf dem gewohnt hohem Niveau. "29" kann kommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hard to fall
- The hardest part
- Silver bullets
- Trains
- Pa
Tracklist
- A kiss before I go
- The end
- Hard way to fall
- Dear John
- The hardest part
- Games
- Silver bullets
- Peaceful valley
- September
- My heart is broken
- Trains
- Pa
- Withering heights
- Don't fail me now
- Always on my mind
Im Forum kommentieren
evilboo
2005-12-26 18:51:38
auf jeden Fall empfehlenswert. Manchmal jodeln die Pedal-Steel Gitarren etwas viel, aber was auch jeden Fall großartig ist sind die typisch wunderbaren Ryan Adams Melodien.
René
2005-12-26 18:35:34
Ja, ist sehr empfehlenswert, vorausgesetzt, du magst viel Country!
Ragefist
2005-12-26 13:11:44
Ist die JCN empfehlenswert? Arg viel country?
René
2005-10-29 17:37:04
Laut Plattenfirma am 20.12. (US), d.h. dann am 23.12. auf dem dt. Markt.
Alex
2005-10-29 16:39:12
Wann kommt den "29"?
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