Johnny Cash - American III: Solitary man

American / Columbia
VÖ: 16.10.2000
Unsere Bewertung: Ohne Bewertung
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Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Fels in der Brandung

Zwischen "Pet sounds", "Blonde on blonde" und "Sgt. Pepper" taucht Johnny Cash in unzähligen der Listen selbsternannter Experten auf, die unter dem Deckmantel "All-Time-Favourites" firmieren. Egal in welchem Zusammenhang: Der man in black ist nach wie vor überall dort allgegenwärtig, wo es darum geht, einen glühenden Funken Vergangenheit in die Gegenwart zu retten. 68 Jahre ist der Urvater des Country inzwischen alt und steht, gezeichnet von diversen schweren Krankheiten, nach fast 50 Jahren im Geschäft mit beiden Beinen fest auf dem Boden der traurigen Tatsachen. Seine Resignation ist über die Jahre nicht geringer geworden. Ohne die dezent rockigen Klänge des Vorgängers wirkt die Stimmung auf "Amercian III: Solitary man" noch bedrückter und bedrückender als auf Teil eins und zwei der "American"-Trilogie.

Mehr als die Hälfte der Stücke auf "American III" sind Coverversionen. Anders aber als Rotzlöffel wie die H-Blockx oder Ugly Kid Joe, die munter und schamlos seine Songs zerstückeln, faßt Johnny Cash die fremden Originale mit Samthandschuhen an, macht sie sich eigen und drückt ihnen seinen eigenen, himmelsschreienden Stempel auf. Gibt man einem weniger bedarften Hörer gar "One" oder auch "I won't back down" mit den Originalen zum Vergleich, wird es diesem schwer fallen, diese als U2- bzw. Tom Petty-Songs anzuerkennen. Den bleibendsten Eindruck hinterläßt Cashs Interpretation von "The mercy seat", die dem Stück beinahe noch mehr Tiefe abgewinnt als es im Original von Nick Cave schon zeigte. "I'm not afraid to die" stellt Cash darin fest, um das Album in "Wayfaring stranger" letztendlich mit einem trotzigen "I am going over Jordan / I am going over, home" zu beschließen. Johnny Cash spürt Gevatter Tod fortwährend im Nacken sitzen und liefert vor diesem Hintergrund ein Spätwerk ab, das der ersten Silbe in "todtraurig" ihre Daseinsberechtigung schenkt.

Alleine ist er dabei nicht, denn als die lebende Legende rief, kamen alle ins Studio geeilt, um ihm zur Seite zu stehen. So hört man Sheryl Crow auf zwei Stücken am Akkordeon, während Will Oldham, Merle Haggard oder Tom Petty den fragilen Songs ihre Background-Stimme leihen. Eine Bewertung des Albums vorzunehmen, verbietet sich aus Ehrfurcht vor dem Mann in Schwarz von alleine. Die Meinungen derer, die das Album freiwillig oder unfreiwillig zu hören bekommen, werden auch so vollkommen unterschiedlich sein. Während die musikalischen Snobs in ihren Bestenlisten dem Titel des Vorgängers nur dankbar einen weiteren Strich hinzufügen müssen, werden insbesondere manche der Anhänger härterer Gangarten das Werk schlichtweg als belanglos abwerten. Doch jeder, der sich wirklich auf "America III: Solitary man" einläßt, wird den Tränen nahe sein.

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • One
  • The mercy seat

Tracklist

  1. I won't back down
  2. Solitary man
  3. That lucky old sun (Just rolls around heaven all day)
  4. One
  5. Nobody
  6. I see a darkness
  7. The mercy seat
  8. Would you lay with me (In a field of stone)
  9. Field of diamonds
  10. Before my time
  11. Country trash
  12. Mary of the wild moor
  13. I'm leavin' now
  14. Wayfaring stranger
Gesamtspielzeit: 42:15 min

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