The Dead 60s - The Dead 60s

Deltasonic / Epic / Sony BMG
VÖ: 23.09.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fuck the police

Es wird ungemütlich. Endlich mal wieder. Rauchschwaden am Himmel, Feuer aus Mülltonnen, Sirenen in der Ferne. There's a riot going on und so. Liverpool brennt jedenfalls. Und den Dead 60s ist es zu danken. Die jüngsten Söhne der Beatles-Stadt sind auch die quirligsten seit langem. Nicht zu gut angezogen für Staubfressen und Drecksarbeit. Nicht zu clever für ironieloses, luftdicht vorgetragenes Spaß-Gebolze. Und auch nicht zu blöd für gut zitierten bis clever geklauten Brit-Punk. The Clash, ja natürlich, aber auch Reggae, Dub und Popmusik. Also doch wieder The Clash. Aber egal. "Riot radio" ist das erste Stück und man sollte es im Kopf haben, wenn man sich einem Wasserwerfer in den Weg stellen will.

Wenn die Gitarren der Dead 60s nicht gerade die nächste Billig-Airline nach Jamaika buchen, klingen sie widerborstig und starrköpfig. Nach spitzen Zacken und scharfen Knicken. Wenn der Baß nicht blubbert wie Lee Perrys beste Bong, klebt er sich geradewegs an die Fersen des sechssaitigen Freundes. Humorlos, geradeaus, vorneweg. Und wenn der Drummer ... nein, der kennt eigentlich echt keine Mätzchen. Sauber und songdienlich, ja geradezu abgeklärt. Aber eben weil hier vier Jungspunde so sehr die Kontrolle über ihren trockenen, trotzigen Vortrag behalten, muß man sich doch sehr wundern, welche Kniffe, welcher Witz und Wahnsinn in ihren Liedern stecken. Und seien es nur die letzten zehn Sekunden des getragenen "Train to nowhere". Die drehen dann gleich doppelt gut durch.

Irgendeinen Quatsch haben die Dead 60s halt doch immer im Sinn. Wiederum gegen Ende erwischt es den sympathisch lethargischen Reggae von "We get low", der seine hilflosen Gitarren plötzlich gewaltsam unter Wasser tunkt. "Control this" - nochmal Gluckerbläschen und Dub, verfolgt aber von einem offensichtlich verirrten Klavier - verbockt erstmal seinen Einsatz, bevor es überhaupt etwas auf die Reihe kriegt. Und mit den Gespenster-Orgeln von "Ghostfaced killer" schicken die Liverpudel dann auch noch einen prima Thrombose-Boogie ins Rennen. Nicht das einzige Mal, daß die 60s ziemlich nahe zu ihren Label- und Citymates von The Coral rücken. Oh, und weil sie auch ähnlich beknackt wie jene sind, liegt der Limited Edition ihres Debüts eine Zusatz-CD mit zehn puren Dub-Stücken bei.

Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Bands ist aber: Während The Coral auf adrettes Pilzkopf-Gehabe und gepflegtes Nichtstun schwören, möchte man zur Musik der Dead 60s Verwaltungsämter anzünden und idiotische Wahlplakate abhängen. Sie sind nicht mal explizit politisch, verweisen höchstens darauf, daß zuviel Fernsehen auch nicht gut ist und Du ihnen schon mal gar nichts zu sagen hast. Aber zum einen hatten sie den Nerv, in diesen stürmischen New-Wave-Tagen das andere Ende der Welt zu wildern. Und dann haben die besten ihrer Songs auch noch eine Dringlichkeit bei sich, daß es wirklich kein Wunder ist, wenn etwa "A different age" schon nach 90 Sekunden flach auf der Fresse liegt. Da muß man eben mit und hinterher. Bis auf die Barrikaden.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Riot radio
  • A different age
  • Ghostfaced killer

Tracklist

  1. Riot radio
  2. A different age
  3. Train to nowhere
  4. Red light
  5. We get low
  6. Ghostfaced killer
  7. Loaded gun
  8. Control this
  9. Soul survivor
  10. Nationwide
  11. Horizontal
  12. The last resort
  13. You're not the law
Gesamtspielzeit: 34:27 min

Im Forum kommentieren

Gordon Fraser

2020-04-11 01:39:21

Auch 2020 immer noch erstaunlich frisch, was man nicht mehr von allen Platten dieser Zeit und Machart behaupten kann.

crotalii

2011-08-27 07:53:46

crotalii ovine
crotalii suine

Gordon Fraser

2011-02-22 16:03:06

Schön, dass Spambots so ein klasse Platte mal wieder nach oben spülen.

Ja, gutes Album. Vor allem "Riot Radio", "A Different Age", "Loaded Gun" und "Horizontal". Hypernervöser Zappelwave mit einem gehörigen Schuss Ska, was zwar eher seltsam klingt, aber wirklich hörenswert ist.

Aber auf keinem Fall mit dem zweiten und letzten Album "Time To Take Sides" anfangen!

The dead hate the living

2011-02-22 14:43:25

gutes Album? kenn nur besagtes "Ghostface Killer"

teniinwaddy

2011-02-22 12:49:04

hi, new to the site, thanks.

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