Devendra Banhart - Cripple crow
XL / Beggars / IndigoVÖ: 19.09.2005
Harriso(h)n
Es gibt Namen, die klingen, als habe jemand einen Haufen Silben in einen Topf geworfen und sie danach wahllos aneinander gereiht. Devendra Banhart ist ein solcher. Wobei die Schuld für die skurrile Silbenkombination nicht alleinig in den Händen der Erzeuger unseres Musikanten liegt. Es sei ein spirituell angehauchter Inder gewesen, der seine Eltern nach einem Bild ihres kleinen Sohnes fragte und ihm dann den Namen Devendra gab, erklärte der so Bezeichnete einmal in einem Interview. Was das alles mit seiner aktuellen CD-Veröffentlichung "Cripple crow" zu tun hat? Eine ganze Menge.
Die spirituelle Präsenz jenes indischen Geistlichen übte offensichtlich nachhaltigen Einfluß auf das musikalische Wirken des Ex-Models aus San Francisco aus. Über den 22 (!) LoFi-ästhetischen Songs von "Cripple crow" schwebt immerfort eine wabernde Wolke. Ein leichter Schweißfilm legt sich dazu ermattet und ermüdet auf einen jeden Song. Nicht, daß das Album an sowieso schon schlappen Tagen Entspannung böte. Die ersten drei Songs beispielsweise probieren es gleich mal mit Gemütlichkeit. "Now that I know" schleicht sich ganz piano an, und "Heard somebody say" fröhnt der Lässigkeit. Doch irgendwann ist alles nur noch benebelt. Erst mit "Long haired child" bringt der leichte Einsatz von Schlagwerk und Percussion ein wenig frische Luft in die Patchouli-geschwängerte Umgebung. Oder das scheppernde "I feel just like a child", wo sich ein ganzer Menschentroß im Hintergrund an allerlei Rasseln und Glöckchen vergreift. Hippiesk, yippie yeah!
Die Musik von Devendra Banhart, der allerlei Orte der Welt sein Zuhause nennt (Venezuela, Frankreich, Mexico), ist makrokosmische Weltmusik, die sich dennoch mancherorts schlichtweg musikalischer Mikrokosmen bedient. Diese putzige wie widersprüchliche Attitüde zieht sich wie ein roter Faden durch das Gesamtkunstwerk. Manchmal ist das aufgrund eines stetig verschleppten Sounds kaum genießbar, in anderen Momenten ist die schwerelose Melodieneinfalt dann wieder ganz bekömmlich: "Some people ride the wave" kommt als klimpernde Pianoballade über Surfboys und Katzenreiter. "The Beatles" nennt dann jene vier Burschen, die sich ebenfalls in metaphysische Transzendenz musizierten. Und dazu ein CD-Cover, bei dem Musikbeflissene irgendwie ihre Gedanken nicht von "Sgt. Pepper's" lösen können. "Paul McCartney and Ringo Starr are the only Beatles in the world", singt Devendra. Mindestens den seligen George Harrison hätte er noch erwähnen können. Denn bei genauem Lauschen könnte Banhart gar manchmal dessen Ziehsohn sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Heard somebody say
- The Beatles
Tracklist
- Now that I know
- Santa maria de feira
- Heard somebody say
- Long haired child
- Lazy butterfly
- Quedate luna
- Queen bee
- I feel just like a child
- Some people ride the wave
- The Beatles
- Dragonflys
- Cripple crow
- Inaniel
- Hey Mama Wolf
- How's about tellin a story
- Chinese children
- Sawkill river
- Luna de Margarita
- Korean dogwood
- Little boys
- Canela
- White reggae troll/Africa
Im Forum kommentieren
LostInACity
2009-02-15 22:34:49
hab mich neu in devendra verliebt. jetzt soll bitte ganz schnell frühling werden.
Piepi
2008-06-09 19:07:46
"Chinese Children" ist der verkackteste Ohrwurm, den ich seit langem hatte :)
Mixtape
2008-06-09 18:58:34
Auf jeden Fall ist es sein bestes Album bislang.
Piepi
2008-06-09 18:55:28
Die Platte hat keinen einzigen Ausfall meiner Meinung. Tolles Ding. Kratzt ganz stark an der 10. :)
Mixtape
2006-08-02 23:40:21
Wer die Musik von Devendra mag, sollte es mal mit Ramona Córdova, ein Mann, probieren. Das Album heißt "The boy who floated freely" und Songs gibt es hier zu hören: www.myspace.com/ramonacordova
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