The American Analog Set - Set free

Arts & Crafts / Morr / Hausmusik / Indigo
VÖ: 05.09.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

To hell with Liebeskummer

Glückseligkeit und Depression. Zwei Brüder im Geiste, zwei Seiten der selben Medaille. Zwischen den Zuständen existiert eine faszinierende Halbwelt. Hell und dunkel. Gut und böse. Lachen und Weinen. Immer wieder diese Gegensätze. The American Analog Set können ein Lied davon singen. Oder auch gleich ein Dutzend.

"Set free" ist ein Befreiungsschlag. Aber ein leiser. Vielleicht der leiseste Schrei nach Freiheit, der überhaupt möglich ist. Die Gitarren, sie lärmen nicht. Das Schlagzeug, es scheppert nicht. Der Gesang, er kreischt nicht. Er leidet nur. Doch er tut dies so hauchzart und selbstergeben hoffnungsvoll, daß man Andrew Kenny in eine Kuscheldecke wickeln und ihn herzen wollte. Wenn man nicht Angst hätte, die fragile Musik, die zwischen dem Hörer und dem Gesang liegt, einfach zu zerquetschen. Dieses zarte Pflänzchen Wohlklang der Songs, diesen Hauch Erquicklichkeit im Klang von The American Analog Set unversehens auszumerzen.

Aber wie klingt denn nun "Set free"? Zwölf schüchterne Songs machen auch das sechste Album des American Analog Sets zu einem bewegenden Stück Stoizismus. Winzigkeiten von Glockenspiel und Orgel plädieren für Leichtigkeit, während das Schlagzeug unbeeindruckt um sich selbst kreiselt. Kenny macht sich hauchend selbst Mut. Fast beschwingt picken die Gitarren an der Oberfläche, im Hintergrund dröhnt es bisweilen knapp über der Wahrnehmungsschwelle. "Immaculate heart" versucht gleich zwei Mal, seine Botschaft in die Gitarrentropfen zu malen, und mit "Born on the cups" resigniert bereits der Opener: "Oh, it's a run of bad luck / But it's bigger than us / It's bigger than love."

Doch obwohl Gestus und Rührungslosigkeit an Shoegazer erinnern, hängt kein Kopf nach unten. Unter allen Schichten ist Hoffnung. "Cool kids sleep" beschwört gar den Zusammenhalt der Mißverstandenen: "Cooler kids will live forever." In aller Stille lassen "Sharp briar" und "The green green grass" die Mutlosigkeit hinter sich. Sie akzeptieren die Wirklichkeit, und geben sich gerade deswegen der Träumerei hin. Nachdem "Know by heart" die Schattenseite der Liebe auslotete und "Promise of love" das Selbstmitleid pflegte, befreit sich "Set free" selbst. Der olle Kant behauptete einst, Aufklärung sei der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. "Set free" propagiert weder Aufklärung noch Unmündigkeit. Dieses Album will einfach nur sich selbst sein. Denn genau das ist Freiheit.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cool kids keep
  • She's half
  • Sharp briar
  • Fuck this... I'm leaving

Tracklist

  1. Born on the cusp
  2. Immaculate heart 1
  3. Immaculate heart 2
  4. Cool kids sleep
  5. She's half
  6. JR
  7. Play hurt
  8. (Theme from) Everything ends
  9. Sharp briar
  10. The green green grass
  11. First of four
  12. Fuck this... I'm leaving
Gesamtspielzeit: 47:37 min

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