Elbow - Leaders of the free world
V2 / Rough TradeVÖ: 12.09.2005
Commanders in chief
Guy Garvey schleppt sich durch die Nacht. "I haven't been myself of late / I haven't slept for several days / But coming home I feel like I / Designed the buildings I walk by." Er singt von vertrauter Trostlosigkeit, der Einsamkeit im eigenen Dasein, von allem und nichts natürlich. Aber da ist dieses Schweben, Schwerelosigkeit aus drei kleinen Pianoakkorden, der Kummer von mindestens ganz Manchester, abgeladen auf den Schultern eines einzigen hilflosen Mannes. "Station approach" heißt das Lied, mit dem der Morgen dämmert. Es ist das erste auf Elbows drittem Album "Leaders of the free world". Und es ist das schönste, das sie bisher geschrieben haben.
Übrigens ist es natürlich eine Schande, was sich diese Band schon alles anhören musste. Zwei wundersame, -bare, -volle Platten hatte sie bisher gemacht. Nach der ersten tat man sie oft und gerne als allzu spröde Radiohead-Nachfahren ab. Und als für "Cast of thousands" Gospel, Soul und eigene Identität zum Besserwisser-Rock hinzukamen, hielt man ihr plötzlich übertriebene Opulenz und Effekthascherei vor. Vermutlich weiß niemand so recht, warum Elbow schon immer eine Band waren, mit der besonders hart ins Gericht gegangen wurde. Wichtiger ist aber sowieso, daß "Leaders of the free world" nun endlich für Ruhe sorgen dürfte. Das ach-so-wichtige dritte Album - hier ist es die große Unabhängigkeitserklärung einer Band, die eigentlich schon immer für sich gestanden hat.
Und es geht hin und her auf dieser wolkenverhangenen, diesigen Schönwetter-Platte. Gerne erwähnen wir nochmal "Station approach", das zum Ende hin anzieht, laut wird und bald übergeht in das zurückhaltende, aber hinterlistige Gezupfe von "Picky bugger". Dahinter steht das sehr offensive "Forget myself", seelenverwandt mit "Fallen angel", der ersten Single vom letzten Album. Und in "The stops" kann man Garvey dann wieder jeden Akkord einzeln greifen hören, während sich die Percussion eher gemächlich aufstellt. Klingt natürlich alles verquer und durcheinander, paßt in der Praxis aber erstaunlich sinnvoll zusammen. Und das vermutlich nicht zuletzt, weil hier immerzu mit der untrüglichen Bierruhe echter Trunkenbolde inszeniert wird. Nur nicht verrückt machen lassen.
Daß sich mit stattlichen Zahlen vorm Promillekomma auch Großartigkeiten wie der angefressene Titeltrack vollbringen lassen, könnte indes sogar Elbow selbst überrascht haben. "I need to see the commander in chief" motzt Garvey zu allerhand knarzigem Gewimmer aus den Amps - und scheint zu übersehen, daß er höchstselbst das Ruder längst übernommen hat. Nach dem wiederum anrührend zurückgenommenen "An imagined affair" wird "Mexican standoff" jedenfalls noch schnell von seinen überraschend kantigen Gitarren durchgeschüttelt, bevor die Platte wie ein dicker Öltanker in ihrem sanft auslaufenden Schlußdrittel versinkt. Für Elbow ist das alles wahrscheinlich gar keine so große Sache. Wer sie bisher aber nicht recht auf der Rechnung hatte, sollte sich nach "Leaders of the free world" ziemlich überrumpelt wiederfinden. Willkommen in der Königsklasse.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Station approach
- Leaders of the free world
- Mexican standoff
Tracklist
- Station approach
- Picky bugger
- Forget myself
- The stops
- Leaders of the free world
- An imagined affair
- Mexican standoff
- The everthere
- My very best
- Great expectations
- Puncture repair
Im Forum kommentieren
blödi
2014-09-19 23:38:13
das macht doch nix. wir sind hier alle ein bisschen plemplem. gut, du setzt den ganzen die krone auf aber hier können sich kranke wie wir sehr wohl fühlen.
Rick Lüh
2014-09-19 23:05:16
Stimmt, Asche über mein Haupt!
Bin halt blöd und brauche Hilfe.
seno
2014-09-19 23:04:36
Ich verstehe es so, dass es ihm darum geht, unter Menschen zu sein, denen seine Eigenarten oder Schwächen egal sind. Was daran jetzt falsch sein soll, weiß ich nicht.
Doch,
2014-09-19 23:02:47
Rick Lüh, das kommt schon hin...
Rick Lüh
2014-09-19 22:58:26
Diese Interpretation ist schlicht falsch, seno.
Where they know what I’m like and don’t mind bedeutet niemals Wo sie wissen, wie ich bin und sich nicht darum kümmern
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