Transplants - Haunted cities
La Salle / Atlantic / WarnerVÖ: 29.08.2005
Ratiopharm
Gehen zwei Typen zum Arzt. Der eine mit Schnupfen, den anderen kratzt's im Hals. Im Schlepptau haben sie einen Rockstar. Was nicht so sehr auffällt, weil sie selber auch Punks sind. Erkältet sind sie. Vermutlich. Denn so klingen ihre Stimmen. Nach Polypen und entzündeten Mandeln. Schnell in die Apotheke. Dabei waren Rob Ashton, Rancid-Schrammelköter Tim Armstrong und Blink-182-Drummer Travis Barker doch gerade unterwegs, um sich mit "Haunted cities" als Transplants zurückzumelden. Sie sind kürzlich zu einem Major gewechselt und wollen sich noch ein wenig im Erfolg sonnen, der so angenehm überraschend mit dem eigennamigen Debüts kam. Aber kümmern wir uns nicht um langweilige Sellout-Rufe. Ohnehin: Wie sollen sich Großverdiener denn noch verkaufen?
Reden wir lieber über die Musik. Obwohl die eigentlich gar nicht der Rede wert ist. Punk, HipHop, Dub, Electronica und Reggae. Alles gleichzeitig. Das Crossover-Getümmel des Vorgängers wird noch um ein wenig Swing und ein paar sonnige Popklänge erweitert. Doch bevor wir uns die Ohren verkleben lassen dürfen, wird noch ein wenig handzahm losgetrümmert. "Not today" reißt zusammen mit Sen Dog (Cypress Hill) das Maul weit auf, klingt aber wie ordentlich durch den Weichspüler getreten. "Gangsters and thugs" hingegen wirkt wie ein Versuch, durch übertriebene Groovehektik die Ideenlosigkeit beim Ohrwurmschnitzen zu verschleiern. Völlig lustlos orgelt es auch in "What I can't describe" am gelangweilten Geschwätz des Boo-Yaa T.R.I.B.E. vorbei. Das heiser schwappende "Doomsday" und die schwülstige Pappmaché-Geisterbahn "Killafornia" handeln sich erst Recht den Ruf eines Nachahmerpräparats ein.
Überhaupt können sich die Songs nicht so recht zwischen Hektik und Schlafmützigkeit entscheiden. Sie sind nicht wirklich mies. Nur ziemlich vorhersehbar. Und mitunter recht tolpatschig am PC zusammengelötet. Schade, daß dabei auch noch altersschwache Drumcomputer aus der verdienten Rente geholt wurden, obwohl Barker angeblich zu den besten Punk-Knüpplern überhaupt gehört. Aber das hat man ja schon bei Blink-182 selten gemerkt. Kommen wir zu den Texten. Die sollen ja, gerade bei Sprechgesang, nicht unwichtig sein. "Some of my friends sell records / Some of my friends sell drugs." Wie spannend. "Intellectual vindication / Low minded sophistication / Imparity is my equation / You're gonna get my evaluation." Da hat wohl jemand am Dictionary genascht. "If you're talking shit you're gonna get it." Autsch. Gut, daß wir immer noch in der Apotheke sind. Gibt's da nicht auch was von Ratiopharm? Gute Besserung.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Doomsday
Tracklist
- Not today (feat. Sen Dog)
- Apocalypse now
- Gangsters and thugs
- What I can't describe (feat. Boo-Yaa T.R.I.B.E.)
- Doomsday
- Killafornia (feat. B.Real)
- American guns
- Madness
- Hit the fence
- Pay any price
- I want it all
- Crash and burn (feat. Rakaa)
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Armin
2005-08-26 18:55:42
Transplants
Tim Armstrong und Travis Barker cheesy. Sommerlich und strandverliebt. Kann sich jemand vorstellen, wie das klingen könnte? Genau, so wie Why I Can't Decribe, dem Opener ihres Albums "Haunted Cities".
Aber auch sonst sind die TRANSPLANTS durchaus sonnig. Soweit, so gut. Und sonst? Schon 1999 tat sich das ungleiche Trio, bestehend aus Rancid-Sänger und -Gitarrist Tim Armstrong, Rapper Rob Aston und Blink 182-Drummer Travis Barker, zusammen und fing an, ein bißchen zu experimentieren. Da jeder von ihnen jede Menge andere zeitraubende Beschäftigungen am Hals hatte, brauchte es seine Zeit, bis das Projekt TRANSPLANTS reifte.
2002 erschien ihr Erstling Transplants und stieß auf überdurchschnittliche Resonanz im Radio und bei den Fans. "Hier ist also unser neues TRANSPLANTS-Album," schließt Aston. "Mir fällt es immer schwer, unsere Alben zu beschreiben, auch weil wir alle drei ganz unterschiedliche Hintergründe mitbringen und ganz unterschiedliche Formen von Leben führen. Aber was ich euch sagen kann, ist dass Haunted Cities anders als alles andere ist. Mit zusätzlichen Guest-Appearances von Boo Yaa Tribe, Rakaa von den Dilated Peoples, B-Real und Sen Dog von Cypress Hill, werden die Leute nicht wissen, was sie getroffen hat..."
Armin
2005-08-25 17:06:24
CD, VÖ 29.08.2005
Transplants - Haunted Cities
Tim Armstrong und Travis Barker cheesy. Sommerlich und strandverliebt. Kann sich jemand vorstellen, wie das klingen könnte? Genau, so wie Why I Can't Decribe, dem Opener ihres Albums Haunted Cities. Aber auch sonst sind die TRANSPLANTS durchaus sonnig. Soweit, so gut. Und sonst?
"Als wir vor ein paar Jahren das erste TRANSPLANTS-Album fertig hatten, wussten wir nicht, was passieren würde," so Rob Aston, der dritte im Bunde der TRANSPLANTS. "Ihr würdet nicht glauben, wie viele Leute uns gesagt haben, dass sie nicht wissen, was sie davon halten sollen. Um ehrlich zu sein: uns war's egal. Seitdem konnten mit den Foo Fighters auf US-Tour gehen, haben eine eigene Headliner-West Coast Tour gemacht und sind bei Snoop Doggs Doggyfizzle Televizzle und der Jimmy Kimmel-Show gewesen."
Schon 1999 tat sich das ungleiche Trio, bestehend aus Rancid-Sänger und -Gitarrist Tim Armstrong, Rapper Rob Aston und Blink 182-Drummer Travis Barker, zusammen und fing an, ein bißchen zu experimentieren. Da jeder von ihnen jede Menge andere zeitraubende Beschäftigungen am Hals hatte, brauchte es seine Zeit, bis das Projekt TRANSPLANTS reifte. 2002 erschien ihr Erstling Transplants und stieß auf überdurchschnittliche Resonanz im Radio und bei den Fans.
Kein Wunder, denn mit diesem eigentümlichen Konglomerat aus Punk, HipHop, Rock und verdrehtem Karibikvibe meldet sich eine Supergroup- und Allstar-Band im besten Sinne zu Wort. Schließlich haben sie zusammengerechnet satte 15 Millionen Alben allein in den USA verkauft. Ihren unterschiedlichen Backgrounds entsprechend, konnte bei TRANSPLANTS natürlich kein spartentauglicher Easy-Schubladen-Sound herauskommen, und so ist das Ergebnis ein ziemlich irrwitziger Mix an Stilen und Nicht-Stilen, der dem Hörer durchaus einen Sinn für Humor abverlangt, aber ihn dann auch reichlich belohnt. Allein die Single Gangsters & Thugs ist das Album schon wert. Irgendwo zwischen Clash, Madness, Drum'n'Bass und Boo Yaa ist der Song eine Gangsterhymne sondergleichen - und nimmt sich fast liebevoll des stereotypen Ghettodaseins an. Schön mit den Triebwerken im Punk geladen, schließt sich Madness an, ein durchgeknallter Trip durch den Rock'n'Roll, nur um in Killafornia in eine zerhackte Reggae-Orgie zu zerfließen. Großartig, weil überraschend, aber am besten sollte man sich selber durch das Gestrüpp von musikalischen Schlingpflanzen, rhythmischem Unterholz und schwindelerregenden stilistischen Abgründen kämpfen. Auf jeden Fall ist Haunted Cities voll von schier übermütiger Spielfreude und dem Spaß am ausprobieren.
"Hier ist also unser neues TRANSPLANTS-Album," schließt Aston. "Mir fällt es immer schwer, unsere Alben zu beschreiben, auch weil wir alle drei ganz unterschiedliche Hintergründe mitbringen und ganz unterschiedliche Formen von Leben führen. Aber was ich euch sagen kann, ist dass Haunted Cities anders als alles andere ist. Mit zusätzlichen Guest-Appearances von Boo Yaa Tribe, Rakaa von den Dilated Peoples, B-Real und Sen Dog von Cypress Hill, werden die Leute nicht wissen, was sie getroffen hat..."
lückenfüller
2005-08-21 19:43:11
@magoose:wieso ist american guns ne verbeugung vor social distortion-ich mein jetzt ich hab den text noch nicht lesen können,würde mich ma sehr interessieren!!
janosch
2005-08-21 15:55:25
"obwohl Barker angeblich zu den besten Punk-Knüpplern überhaupt gehört. Aber das hat man ja schon bei Blink 182 selten gemerkt"
irgendwie ganzschön unwahr der satz ;)
Magoose
2005-07-30 01:39:48
Seltsam ich hatte die ganz anders in Erinnerung. War nicht die letzte Platte komplett wie der Track American Guns? Eine schöne Verbeugung vor Social Distortion jedenfalls dieser Track.
Doch auch der Rest groovt nach dem zweiten oder dritten Durchlauf ganz gewaltig. Gefällt mir mittlerweile sehr gut, erinnert fast ein bisschen an eine härtere Variante der Fun Lovin Criminals mit etwas weniger Funk und zu deren Glanzzeiten.
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Referenzen
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