Holopaw - Quit +/or fight

Sub Pop / Cargo
VÖ: 22.08.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Soft spots

Es ist leider unmöglich, nicht ganz spontan und mehrmals hintereinander den "YMCA"-Tanz aufzuführen, wenn man sich von Michael Johnson die Entstehungsgeschichte seiner Band Holopaw erzählen läßt: "Ein Schwuler, ein Peruaner, ein Redneck, ein Ausgebrannter und ein Arschloch kommen in eine Bar", beginnt der Schlagzeuger und redet gar nicht mehr weiter, weil er weiß, das niemand was weiß, obwohl alle glauben, längst alles zu wissen. Village People revisited, Disco-Trash und "I wanna take you to a gay bar". Könnte man halt meinen. Und dabei sind Holopaw nun wirklich nicht die Typen, die auf Schaumpartys ihren Federschmuck schütteln würden.

John Orth, Sänger und Hauptverantwortlicher im Quintett aus Gainesville, Florida, hat vor drei Jahren großen Anteil am Ugly-Casanova-Projekt von Modest Mouse Isaac Brock gehabt. Erst mit diesem Skalp am Gürtel wollte sich Orth an eine eigene Band wagen und fand sich eine Kneipentour sowie eine Brock-Empfehlung später schließlich auf Sub Pop wieder. Und dort erscheint nun bereits das zweite Holopaw-Album voller Songs, die kaum weniger aufdringlich sein könnten. Während man bei den New Pornographers, den Shins oder anderen prinzipiell artverwandten Bands immer zuerst einen Hit auf die Brust getackert kriegt, streben Orth und Co. nach dem großen Ganzen. Wo andere kaum länger als zwei Minuten still halten können, übt sich diese Band in Geduld.

Gute Schampus-Groupie-Weltherrschafts-Voraussetzungen sind das natürlich nicht. Einem kleinen, einfachen Pop-Album wie "Quit +/or fight", das Präfixe wie "Sommer", "Zucker" oder "Wohlfühl" ohnehin nicht gebrauchen kann, könnte aber kaum etwas besseres passieren. Ohne Aufregung, ohne Eile schweben Holopaw durch die Kulissen dieser Platte. Drei Minuten pro Song sind dabei meist schon das Höchste der Gefühle. Und damit auch keiner merkt, daß hier kaum ein Stück nach gängigen Strophe-Bridge-Refrain-Schemata funktioniert, wird die schläfrige Stimmung gelegentlich von sachte anziehenden Tempomachern wie "3-shy-cubs" oder "Ghosties" durchkreuzt. Nicht die einzigen Momente, in denen "Quit +/or fight" sehr viel cleverer ist, als es jemals zugeben würde.

Trotzdem ist das aber kein Album für den durchschnittlichen Schlaumeier, der sich selbstzufrieden über den Bauch pinselt, wenn er mal irgendwo Bossanova-Anleihen, Weinflaschen, Wohnzimmermöbel oder anderes einfallsreiches Instrumentarium raushört. "Quit +/or fight" hat natürlich all diese Dinge. Es hat sogar Glockenspiele, Slide-Gitarren, Rhodes-Piano und Ein-Mann-Chöre. Statt sich nun aber bloß cool damit zu finden, wissen Holopaw auch, wie man mit solchen Gimmicks umgeht, ohne allzu eitel dabei auszusehen. Noch ein Grund übrigens, warum diesen Menschen niemand das Haus einrennen wird. Uns reicht aber sowieso die Erkenntnis, daß man einer dummen Floskel wie "Kleinod" kaum gerechter werden kann, als es dieses bescheidene Album tut.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 3-shy-cubs
  • Velveteen (All is bright.)
  • Little shaver
  • Shiver me

Tracklist

  1. Losing light
  2. 3-shy-cubs
  3. Curious
  4. Holiday
  5. Velveteen (All is bright.)
  6. Clearing
  7. Little shaver
  8. Needle in the sway
  9. Found (Quit +/or fight)
  10. Ghosties
  11. Shiver me
Gesamtspielzeit: 32:52 min

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schaukelstuhl

2007-04-18 23:13:54

Nichts weltbewegendes, aber einen Thread hat diese Band trotzdem verdient, wie ich finde. Egal ob für das Debutalbum ("Holopaw") oder für das hier rezensierte "Quit +/or Fight". Der Sänger ist/war bei den Ugly Casanovas und das zweite Album wurde hier mit 7 Punkten bewertet. Viel mehr weiss ich auch nicht über die Band. ;) Nur, dass mir die Musik gefällt. Hört mal rein!

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