
The Gnomes - The Gnomes
Crafty / PIAS / Rough TradeVÖ: 22.08.2005
Zwergenaufstand
Es könnte wie folgt gewesen sein: Als Adam Green vor einiger Zeit nach einer geeigneten Band gesucht hat, die ihm während seiner Singer/Songwriter/Stand-Up-Comedian-Shows den Rücken freihalten sollte, haben sich The Gnomes durch pures Angebertum empfohlen. (College-)Rock? (Power-)Pop? (Alt.-)Country? Alles kein Problem für diese vier sehr versierten, sehr abgeklärten Männer. Weil sie außerdem schon einen Haufen eigener Songs beisammen hatten, verpflichtete Old Kullerauge die New Yorker auch noch als Vorgruppe seiner Tourneen und nahm sie zu guter Letzt mit ins Studio, als es die Erfolgsgeschichte von "Gemstones" einzuspielen galt. Was natürlich keiner ahnte: Auch die Karriere der Gnomes war damit ins Rollen gebracht.
Weil Deutschland, Österreich und die Schweiz ihren Adam lieben, könnten Deutschland, Österreich und die Schweiz ja vielleicht auch dessen Backing-Band lieben, dachte sich das kleine Crafty-Label. Und so soll "The Gnomes" in der Tradition anderer großartiger US-Bands wie zum Beispiel den Backstreet Boys zunächst einmal nur im deutschen Sprachgebiet "für Furore sorgen". Es ist tatsächlich eine Angeber-Platte geworden, nicht im negativen Flitzefinger-Gitarrensoli-Sinn, sondern im doch eher positiven Weil-wir-alles-können-machen-wir-auch-alles-Sinn. Jedes Bandmitglied hat zu gleichen Teilen Songs beigesteuert, giftige 90-Sekunden-Stampfer gehen folglich gemächlichen Rhodes-Balladen voraus, und düsterer Psycho-Rock steht gleich neben sentimentalen Folk-Schwelgereien. Nur von Adam-Green-Musik will "The Gnomes" nichts wissen. Die gibt es schließlich jeden Abend für lau.
Eine klare Linie braucht man von dieser Platte also gar nicht erst zu erwarten. Problematischer ist ohnehin, daß die Gnomes, zwar alles können, aber nichts davon richtig. Und außerdem geraume Zeit brauchen, bis sie sich auf ihrem Debüt so richtig zurechtfinden. Atmosphärischer, aber zäher Schwerfälligkeits-Rock wie "So cold" bestimmt die erste Hälfte, erst mit "Hang me", einer losgeleinten Boogie-Saloon-Schießerei kommt die Geschichte so richtig aus dem Quark. "They gonna walk up and down / They gonna check out the scene / They gonna drink till they all smell like gasoline." Und plötzlich redet man sogar in der dritten Person von sich.
Anschließend gefallen sich The Gnomes in routinierten Nashville-Lehrstunden wie "Rain" und "Got me wrong", man gewinnt zusehends an Spielfreude und Sicherheit und endet schließlich versöhnlich mit dem Schützenfest-Schunkler "Can't put your arms around a memory". Der im Original natürlich von New York Doll Johnny Thunders stammt. Und von Guns N' Roses schon bedeutend schlechter gecovert wurde. Kurioser ist hier höchstens noch, daß die immer etwas hüftsteifen Gnomes ausgerechnet mit einem Song übers Partymachen in die Gänge kommen. Aber andererseits: Ihr blödelnder Songwriter-Kumpel ist ja auch immer in seinen traurig-gebrochenen Momenten am besten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hang me
- Got me wrong
- Can't put your arms around a memory
Tracklist
- There isn't a reason
- So cold
- In deep
- I never knew
- Undone
- Rights of spring
- Hang me
- Rain
- Don't you know
- Got me wrong
- Can't put your arms around a memory