Espers - Espers
Locust / Wichita / City Slang / Rough TradeVÖ: 08.08.2005
Folkspoeten
Psychedelisch, psychedelisch und unwirklich erst recht. Neo-Folk heißt das Phänomen. Ist in den Staaten groß im Kommen; groß zumindest in Bezug auf das Klientel, das eine Marktananlyse solchen Klängen prophezeien würde. Espers sind nicht die Vorreiter, doch als Kronprinzen wird man sie wohl bezeichnen dürfen. Von der Kritik geküßt, treten sie nun den Weg nach Deutschland an. Mögen ihnen schon nicht die Massen verfallen, so will man sich doch zumindest der Liebhaber versichern. Alle Klischees werden erfüllt, doch niemand würde damit prahlen: Ziehen zusammen, machen Musik im Garten, preisen mit Vorliebe die Freundschaft und tun auch sonst, was harte Männer uncool wähnen.
Ganz anders die Musik: Der erste Eindruck kann nervenzerfetzend sein. Der Rückzug in die Innerlichkeit kratzt, er quietscht, er jault. Hier geht einiges durcheinander: Die Streicher und die Akustikgitarre, das Cello und die Flöten, dazu die Fahrradklingel (oder was immer "Byss & abyss" da im Hintergrund unterstützt). Irgendwie quer dann noch die Duette von Greg und Meg, glockenhell und weltentrückt. Mit viel Gefühl liegt man daneben. Läßt die Zeit relativ sein und berauscht sich in einem fort. An Klängen und anderem.
Daß das wunderschön ist, muß einem erstmal erklärt werden; oder man muß es sich erhören. Das braucht Zeit, aber die ist gut investiert. Sperrig sind Espers nur beim ersten Mal (und vielleicht beim zweiten, evtl. beim dritten), aber dann geht es einem auf: Klar wie die Sonne über Philadelphia, scharf wie die Konturen eines guten Rausches. Espers sind etwas Besonderes, eine eigene Schublade, die ein Sammelsurium aus alten Ideen enthält, aber so durcheinander, daß sie wirklich in eine neue Schublade gehören.
Es sind die inneren Werte, die auf dieser Platte zählen. Hat man es sich in der Verschrobenheit erstmal bequem eingerichtet, will man gar nicht mehr ausziehen. Eigenwillig sein wie Espers: sich erwärmen, beschwingter träumen, weiterspinnen. Der unpeinliche Nachhall der 60er-Jahre-Utopienlandschaft trifft auf sanfte Helden in weiten Gewändern. Eigentlich kann solche Musik nur von Solobarden geschrieben werden. Hier waren es derer drei, doch sie haben zueinander gefunden. Möge diese Wohngemeinschaft ewig halten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Meadow
- Riding
- Travel mountains
Tracklist
- Flowery noontide
- Meadow
- Riding
- Voices
- Hearts & daggers
- Byss & abyss
- Daughter
- Travel mounta
Referenzen
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