Hefner - We love the city
Too Pure / ZombaVÖ: 16.10.2000
K.O. in der ersten Runde
Ich kann es nicht ändern, ständig denke ich in letzter Zeit, daß ich langsam alt werde. Oft genug hat dies mit Musik zu tun, ständig wird einem irgendein Revival um die Ohren geblasen, bevorzugt von der Musik, an die man eigentlich nie mehr erinnert werden wollte. Ich bezweifle, daß Hefners drittes Studioalbum "We love the city", irgendein Revival im großen Stile auslösen wird, aber Erinnerungswert hat sie jede Menge. Dieser Gitarrenpop klingt, als befänden wir uns im Jahre 1985, Mitten in der Glanzzeit solcher Bands wie den Go-Betweens oder Violent Femmes. Da finden sich wunderschöne Gitarrenballaden neben schrillen, schnellen Stücken, die durch die nasale Stimme von Darren Hayman noch dazu gewinnen. Ergänzt wird das Ganze auch mal mit einem schön altmodisch klingendem Keyboard, und ein fetter Schuß Bläser ruft auf einigen Liedern die Spätphase von Madness ins Gedächtnis.
Sowieso ist diese Platte eindeutig britisch, nicht nur vom Sound her, sondern auch was die Texte anbelangt. Durch die Beschreibungen der alltäglichen Abgründe des Lebens in der ach-so geliebten Stadt schimmert feine Ironie, die manchmal in bitterböse Freude umschlägt, wenn beispielsweise die Kinder von Jack Hayter "The witch is dead, the witch is dead" singen. Wenn das selbe Stück ("The day that thatcher dies") zuvor mit einem "We will laugh, even though we know it's not right, we will dance and sing all night" eingeleitet wurde, läßt auch Steven Morrissey freundlich grüßen. Und auch die Details werden nicht vergessen: "This is London, not Antartica, so why don't the tubes run all night"?
Auch wenn man den Eindruck gewinnt, daß London und seine Bewohner ("The greedy ugly people") auch lange nach Thatcher nicht besonders attraktiv sind, ist es doch immer wieder Inspiration für Musiker, hübschen Platten wie diese über ihre Haßliebe ("East London will never forgive, all my wrong-doings but it's still the place where I live") zu machen. Allerdings hätten es ruhig ein paar schnelle Stücke mehr sein können, denn bei Liedern wie "She can't sleep no more" passt die stets etwas schräg klingende Stimme von Darren Hayman doch besser als bei den ruhigen Stücken. Neuartige oder gar durchschlagende Musik ist auf dieser Platte zwar nicht zu entdecken, aber dafür kann man mal wieder klassischen brititschen Gitarrenpop ohne größeres Medienspektakel genießen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The greedy ugly people
- Painting and kissing
- She can't sleep no more
Tracklist
- We love the city
- The greedy ugly people
- Good fruit
- Painting and kissing
- Hold me closer
- Don't go
- The greater London Radio
- As soon as you're ready
- She can't sleep no more
- The cure for evil
- The day that thatcher dies
- Your head to your toes
Referenzen
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