An Angle - We can breathe under alcohol
Drive Thru / Sanctuary / Rough TradeVÖ: 04.07.2005
Under the influence
Die Bierbank unter uns wird wahrscheinlich gleich zusammenbrechen. Aber das ist ja nun auch nicht mehr wichtig. Es läuft doch gerade so gut. Das Portemonnaie ist noch nicht ganz leer, wir sind noch nicht ganz voll, alles dreht sich, aber nicht zu schnell. Und die Band spielt. Sie trompetet in ihre Trompeten, sie humpelt übers Klavier, ein junger Mann singt, eine junge Frau auch. Es geht um "Green water", ah ja. Jedenfalls: Gut machen die das, schön schlurfig und angetrunken, nicht over the top, alles unter Kontrolle. Wir geben ihnen noch fünf Minuten, dann ist wahrscheinlich alles zu spät.
Platten wie "We can breathe under alcohol" gibt es doch schließlich, weil niemand im richtigen Moment mit dem Trinken aufhört. Das eine Bier wird schon noch reingehen, und huch, der Kumpel gibt ein Schnäpschen aus - schon landen Typen wie Kirs Anaya bei Liedern wie "Angry drunk". Das letzte bißchen Hoffnung ist eben mit runtergespült worden, das Orchester spielt auf, obwohl es später niemand bezahlen können wird, die eigene Stimme versucht sich auf einmal von ganz alleine an putzigen Conor-Oberst-Imitationen. Und überhaupt: Wer noch Gitarre spielen kann, ohne dabei wie Slash zu klingen, ist sowieso nicht betrunken.
Es wird aber immer schlimmer mit Anaya, den wir, das monieren Sie zu Recht, noch gar nicht richtig vorgestellt haben. Sehr jung ist er und aus Sacramento, außerdem das Herz und die Leber von An Angle, einer Art Musikgruppe, zu der jeder gehört, der mal bei ihm zuhause auf einer Party war. "We can breathe under alcohol" ist das zweite Album, ein sehr lose verknotetes Liederpäckchen, das offenbar alle Stadien eines ordentlichen Alkoholrauschs mit zittriger Hand nachzuzeichnen versucht. Von der anfänglichen Euphorie über die Phase der blinden Orientierungslosigkeit bis zum bitteren Ende. "I will bring you down." Mehr kann Anaya gar nicht versprechen.
Diese eine Beteuerung allerdings, die hält der Kerl ein. Nach luftigem, verspieltem, vielleicht sogar lustigem Beginn wird aus "We can breathe under alcohol" nämlich ziemlich schnell ein einziger Sturzflug. "True love" stellt zum Geschmetter einer zauberhaften Gastsängerin fest, daß es die wahre Liebe ja doch nicht gibt. "Born in a bottle" lehnt sich ein wenig zu offensichtlich bei den frühen, uferlosen Bright Eyes an. "Change the world" reißt sich für sein ernstes Anliegen nochmal kurz zusammen. Und "St. Augustine" am Ende? Da geht dann gar nichts mehr. Ein bißchen Schellenklopfen, ein paar zufällige Handclaps. Und eine Horde Betrunkener, die sich schmerzhaft in den Schlaf singt. Guten Nacht, Kris Anaya. Und viel Spaß morgen früh.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Green water
- True love
- Angry drunk
Tracklist
- Green water
- Way with words
- True love
- Angry drunk
- White horse
- Born in a bottle
- Competitive love, competitive drugs
- Whales talk whales walk
- Change the world
- St. Augustine
Referenzen
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- An Angle (30 Beiträge / Letzter am 13.11.2009 - 15:31 Uhr)