The John Butler Trio - Sunrise over sea

Lava / Atlantic / Warner
VÖ: 25.04.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pump up the jam

Normalerweise lächeln Enkel bloß gequält, wenn die Oma ihnen "was ganz Tolles, noch von Opa" verehren möchte. Bei John Butler war das anders: Er bekam mit sechzehn die noch aus den 30er-Jahren stammende Dobro-Gitarre seines Großvaters und war hellauf begeistert. Während seines Studiums in Perth - Butler wollte eigentlich Kunstlehrer werden - begann er, Straßenmusik zu machen und hatte schnell Fans. Sein erstes selbst aufgenommenes Tape, das er "Searching for heritage" nannte und in Eigenregie vervielfältigte, verkaufte sich unglaubliche dreitausend Mal. Warum also nicht gleich ein eigenes Label gründen? John Butler und die Folkband The Waifs hoben Jarrah Records aus der Taufe und veröffentlichen bis heute ihre Alben vollkommen unabhängig. Daß man auf dieses Prinzip außerhalb Australiens allerdings verzichtet, erklärt Butler damit, daß er sich unmöglich weltweit um alles selbst kümmern könne.

Freiheiten lassen ist ohnehin oberstes Gebot des seit sechs Jahren bestehenden John Butler Trios, das durch Shannon Birchall (Baß) und Michael Barker (Drums) komplettiert wird. Die Australier sind eine Jam-Band - das erklärt auch, warum die Gesamtspieldauer ihrer Longplayer ungefähr doppelt so lang wie üblich ist. Auf einer groovenden Rhythmusgruppen-Endlosschleifen-Wiese wird Butlers Gitarrensoli und Slide-Spielereien ausreichend Auslauf gewährt. Manchmal sogar ein bißchen zu viel. Gesanglich erinnert der ziegenbärtige Dreadlockträger an Anthony Kiedis oder auch Jack Johnson. Inhaltlich an den örtlichen Naturschutzbund: Wenn er im Opener "You better treat yo mama with respect" mahnt, geht es nämlich nicht darum, Mutti auch mal das Geschirrspülen abzunehmen, sondern um Mutter Erde. John Butler ist ein Umweltfreak - er ließ das Booklet zu "Sunrise over sea" natürlich auch auf recyceltem Papier drucken.

Im heimatlichen Australien ist das Trio längst allseits bekannt und hochdekoriert. "Sunrise over sea" preschte gleich auf Platz 1 der Albumcharts und hatte nach nur zwei Wochen Platinstatus. Die ebenso simple wie eingängige Reggaenummer "Zebra" wurde bei den australischen Grammys zum "Song of the year" gekürt. "Peaches & cream" ist eine anrührende akustische Liebeserklärung an Frau und Tochter. Darin kommt auch die Zeile vor, die dem dritten Studioalbum seinen Namen gegeben hat - es geht um Veränderungen und die energieverleihende Wirkung des Neuen. "Damned to hell" genügt ein Banjo, "Company sin" funkt fröhlich, und auch Streicher kommen hier und da zum Einsatz.

"Seeing angels" könnte eine Nummer der Dave-Matthews-Band sein, und das herrlich hyperaktive "There'll come a time" der Versuch, Metallica im John-Butler-Style zu spielen. Und der ist vor allem eines: sehr flexibel. Von Blues über Reggae, Rootsrock und Funk bis hin zu Country- und Folkanleihen ist alles vorhanden. Manchmal wirkt das auch leider recht langatmig. Kein Wunder, daß Konzerte des John-Butler-Trios nicht selten dreieinhalb Stunden dauern. Opa Butler hätte wahrscheinlich gesagt: "Junge, das ist ja dufte, was Du aus meiner alten Dobro rausholst! Aber komm doch mal zum Punkt."

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Peaches & cream
  • What you want
  • There'll come a time
  • Zebra

Tracklist

  1. Treat yo mama
  2. Peaches & cream
  3. Company sin
  4. Betterman
  5. What you want
  6. Damned to hell
  7. Hello
  8. Bound to ramble
  9. Seeing angels
  10. There'll come a time
  11. Zebra
  12. Mist
  13. Oldman
  14. Sometimes
Gesamtspielzeit: 76:21 min

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