The Sea And Cake - Oui

Thrill Jockey / EFA
VÖ: 16.10.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Exquisites Meeresrauschen

Die Legenden besagen, daß als Chicagos Multiinstrumental-Genie und damaliges Gastr Del Sol-Mitglied Jim O'Rourke seinem Freund Sam Preskop die Songtitel des neuen Albums seiner Band vorlas, Preskop der Titel "The c in the cake" so gut gefiel, daß er die eigene bis dato noch total unbekannte Band danach benannte. Daraus wurde dann irgendwie "The Sea And Cake". Klingt wie eine Sage? Ist es wohl auch. Viel mehr ist dennoch nicht bekannt über die exquisiten Soundbastler aus Chicago. Die Mitglieder der Band halten sich im Hintergrund, lassen die Musik für sich sprechen, nützen die Zeit für zig Nebenprojekte, und liefern abseits von jedem Erfolgs- und Verkaufsdruck auch alle paar Jahre eine neue gemeinsame Platte ab.

Wurden auf "The fawn", dem letzten Werk der Truppe, noch die unendlichen Möglichkeiten des Studios teilweise bis zur kollektiven Erschöpfung der Gruppe ausgekostet, sprich - fast zu viel des Guten herumgebastelt -, besinnte man sich auf dem neuen Album wieder auf frühe Glanztaten. Es ist wieder mehr Spontaneität angesagt. Denn trotz des Hanges zum puren Perfektionismus in ihren Liedern sind The Sea And Cake tief im Herzen Jazzmusiker. Improvisation und spontane Einfälle sind die Schlüssel in ihrem Songwriting. Preskops Stimme ist dabei oft nur schmückendes Beiwerk und bleibt dezent als weiteres Instrument im Hintergrund. Immer auf der Suche nach dem perfekten Popsong liefern sie allerdings auch diesesmal mit dem fantastischen Opener "Afternoon speaker" einen Hit ab, der wohl nie in die Charts kommen wird. Geprägt durch das jazzige Gitarrenspiel und die entspannende, zuckersüße Melodie schleicht sich der Song sofort in die Gehörgänge ein. Dies ist aber leider nicht bei allen ihrer Kompositionen der Fall. Oft ertappt man sich dabei zu überlegen, ob man den Track nicht gerade eben schon einmal gehört hat. The Sea And Cake wiederholen sich gerne, halten vielleicht teilweise zu fest an ihren Stil fest.

Kritische Stimmen sagen der Gruppe ja schon lange nach, sie spiele Easy Listening für musikalisch verwöhnte Hörer. Wenn aber auf Tracks wie "The colony room" wieder dieses für die Band so typische Zusammenspiel von Gitarre, Bass und Drums strahlt und am Ende des Songs die bekannten verfremdeten Bläser und diverse Streichinstrumente zu einem wunderschönen Solo ansetzen, ist man einfach wieder im siebtem Himmel, vergißt alles andere um sich herum und sämtliche Kritik verstummt. "The Sea And Cake" sind dennoch ein Geheimtip und werden das wohl auch bleiben. Zu verschieden und zu ungewöhnlich sind die Zutaten, die ihre Musik ausmachen. Für viele Indie- und Alternative-Rock-Fans werden sie wahrscheinlich zu glatt, zu "laid back" und verspielt wirken. Trotzdem aber machen sie nicht nur Musik für Samthosenträger und Cocktailschlürfer, denn "Oui" ist viel mehr als nur Unterhaltung für Zwischendurch. Vielleicht genießt man das Album einmal an einem gemeinsamen Liebesabend statt der obligatorischen Scheiben von Barry White oder Marvin Gaye und beobachtet, wie der Lebensabschnittspartner darauf reagiert. Oui, oui.

(Thomas O. Huber)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Afternoon speaker
  • The colony room
  • Two dolphins

Tracklist

  1. Afternoon speaker
  2. All the photos
  3. You beautiful bastard
  4. The colony room
  5. The leaf
  6. Everyday
  7. Two dolphins
  8. Midtown
  9. Seemingly
  10. I missed the glance
Gesamtspielzeit: 40:41 min

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