Pajo - Pajo
Domino / Rough TradeVÖ: 27.06.2005
Nachtschattengewächs
So manche verlorene Seele schlurft nachts allein durch die dunkle Nacht einer Großstadt. Die eine oder andere packt vielleicht sogar ihre Gitarre aus und zupft sich den Weltschmerz von der Seele. Und seit die Technik Fortschritte gemacht hat, kann ein solcher Mensch zurück daheim gleich das Mikro in den Laptop stöpseln, das virtuelle Mischpult anwerfen und seine Ideen auf Platte festhalten. Auch David Pajo gehört zu den kreativen Nachtschattengewächsen, die bei Dunkelheit im flackernden Bildschirmschein in ihrem Zimmer spielen, aufnehmen, an Reglern und Knöpfen drehen.
Die nächtliche Stille der Zurückgezogenheit ins Selbst merkt man den Stücken an. Unglaublich ruhig und entspannt kommen sie daher. Es wirkt fast, als wäre Pajo nach dem musikalischen Maskenball mit Billy Corgans Bombastrockprojekt Zwan allem dick aufgetragenen Pathos überdrüssig geworden und hätte sämtliche Klangschminke in den Blechmülleimer gepfeffert. Außer Pajos Gesang und seiner Akustikgitarre verirrt sich nicht viel in seinen Klangkosmos. Nur sporadisch gibt es äußerst dezentes Hintergrundpluckern aus der Geräuschekiste und eine warme Decke aus leisen, unaufdringlichen Rhythmen. Wie eine Sternschnuppe fliegt in der Ferne der Hauch einer Orgelstimme vorbei, verschwindet aber auch alsbald wieder. Allzu intensiv hat Pajo nicht am Effektpult rumgefummelt; sehr pur klettern die Songs aus den Boxen.
Sobald Pajo zu singen beginnt, meint man fast, der selige Elliott Smith sei noch einmal vom Himmel herabgeschwebt, um dem Album seine Stimme zu leihen. Pajos Timbre ist ähnlich hell und samtig. Auch die Songs erinnern in ihren guten Momenten an den zu früh verstorbenen Meister, erreichen deren hohes Niveau aber leider nicht auf Albumdistanz. An anderen Stellen grüßen auch die ruhigen Titel von Pink Floyd kurz aus der Ferne.
So bezaubernd gerade die ersten Songs wie "High lonesome moan" auch sind, so sehr plätschern einige Songs vor allem in der Albummitte nur vor sich hin. Stören keinen großen Geist, aber hindern den Enthusiasmus auch nicht daran, in zwischenzeitlichen, leichten Dämmer zu verfallen. Zwischendurch blinzelt immer wieder ein Hauch von Grandezza durch, winkt ein großer Moment im Vorbeiziehen, dann verlieren sich die Songs wieder in leicht monotoner Zerfaserung. Streckenweise wunderschön, überaus entspannend - indes nicht immer spannend.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Oh no no
- High lonesome moan
- Ten more days
Tracklist
- Oh no no
- High lonesome moan
- Ten more days
- Manson twins
- War is dead
- Baby please come home
- Icicles
- Mary of the wild moor
- Let me bleed
- France
Referenzen