Bob Mould - Body of song

Granary / Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 25.07.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Der Grübler

Indierock, die Achtziger. Im Gegensatz zu Black Francis, der mit den Pixies Science-Fiction-Geschichten und die alltägliche Schizophrenie verlärmte, war Bob Mould mit Hüsker Dü an persönlicheren, lebendigeren Themen interessiert. Auch seine melancholischen Soloalben und die Poltereien mit Sugar hatten ihre Füße fest auf dem Boden der Tatsachen, selbst wenn die Gitarren gen Himmel kreischten. Zuletzt jedoch hatte Mould ein trojanisches Pferd im System: Technisches Halbwissen und verkorkste Effekthudelei machten "Modulate" beinahe unerträglicher als die Spam-Flut im E-Mail-Postfach.

Statt halbgarem Geklimper hat Mould dieses Mal mit Hilfe alter Weggefährten wie David Barbe (Sugar) und Brendan Canty (Fugazi) ein paar majestätische Riffgebirge aufgetürmt, über denen sich seine Stimme bequem ausbreiten könnte. An die aber läßt er nur ein wenig Vocoder heran und gönnt sich ansonsten wieder jene großen Melodie-Gesten, die zum Vorbild für Hunderte (Pop-)Punkbands wurden.

Denn wer soviel grübelt und mit dem Leben hadert wie Mould, lernt aus Fehlern. Neil Young hat schließlich auch den Synthesizer in die Ecke gepfeffert und die Gitarren wieder eingestöpselt. Mould weiß Bescheid: "This won't be / The sound of me." Statt das eigentlich fertige "Body of song" zeitgleich mit "Modulate" zu veröffentlichen, gönnte er dem Album noch ein wenig Zeit zu reifen. Schrieb dafür weitere, meist sensiblere Songs. Und erkundete das richtige Verhältnis zwischen Elektronik und Starkstrom. Es hat sich gelohnt: Mit wehenden Fahnen und jaulenden Saiten meldet sich Moulds Vergangenheit zurück. Zum ersten Mal seit dem Ende von Sugar dreht er die Verstärker wieder auf zehn.

"Body of song" erinnert sich nicht nur dem Namen nach an Moulds eigentlich Stärke, das Songschreiben. Es sind diese unkomplizierten Schrubber wie "Best thing", "Underneath days" oder "Paralyzed" und Sorgenfalten wie "Days of rain" oder das dennoch sanft euphorische "High fidelity", die aus "Body of song" so viel mehr machen, als die Resterampe seines Vorgängers. "Body of song" ruht in der Weisheit des folkigen "Workbook" und gönnt sich den Druck von Sugars "Copper blue". Und findet zielstrebig dorthin, wo die Gefühle warten. Selbst wenn man sie unter dem allgemeinen Lärm manchmal erst suchen muß.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Paralyze
  • Best thing
  • Days of rain
  • High fidelity

Tracklist

  1. Circles
  2. (Shine your) Light love hope
  3. Paralyzed
  4. I am vision, I am sound
  5. Underneath days
  6. Always tomorrow
  7. Days of rain
  8. Best thing
  9. High fidelity
  10. Missing you
  11. Gauze of friendship
  12. Beating heart the prize
Gesamtspielzeit: 50:43 min

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