The Bravery - The Bravery
Island / UniversalVÖ: 01.08.2005
Haarspalter
Neue Maulhelden braucht das Land. Das ist bekannt. Wie aber zieht man sich in Zeiten, in denen selbst Noel Gallagher Kreide gefressen hat, Nachwuchs mit entsprechendem Talent zum Austeilen heran? Begeben wir uns in die Vereinigten Staaten, wo man sich ja seit geraumer Zeit daran begibt, die Achtziger aus der musikalischen Sicht der Briten zu sehen. Und genau dort werden wir fündig. Brandon Flowers, Frontschätzchen der Synthrock-Überflieger The Killers legte sich kürzlich medienwirksam mit den bombig frisierten Frischlingen von The Bravery an, weil er sich derbe beklaut fühlte. Nicht fön-technisch, sondern musikalisch. Und wenn dies nicht schon komisch genug war, weil am unterhaltsamen Recycling-Pop der Killers ja nun so gar nichts eigenes zu finden ist, legte kürzlich der gescholtene Bravery-Chef Sam Endicott noch einen drauf, indem er mit Duran Duran ausgerechnet eine der Hauptzitatquellen beider Bands anfeindete. Und sich nebenbei unterstellen läßt, britische Plattenfirmen anhand der Bett-Performance ihrer weiblichen Vertreter auseinanderhalten zu können. Auf derlei Großmäuligkeit läßt sich aufbauen.
Nachdem bislang vorwiegend die Hairstyling-Produkte und persönlichen Animositäten des Herrn Endicott von öffentlichem Interesse waren, wollen wir uns nun aus gegebenem Anlaß dem musikalischen Werk von The Bravery widmen. Eine große Fresse muß auch in den Nullern erst verdient werden. Mit dem Opener "An honest mistake" ohrwurmt das Debüt der New Yorker aber schon einmal verdammt stilbewußt Richtung Klassenziel. Als hätten sich die Strokes von Giorgio Moroder produzieren lassen. Auch wenn links und rechts ein wenig abgeschrieben wird, schreit der Groove förmlich nach Stroboskop und Disconebel. Und ist sich keiner Schuld bewußt. "Don't look at me that way / It was an honest mistake."
Und es geht gleich so weiter. Der Singlezweitling "Fearless" wackelt ebenfalls vorlaut mit dem Hintern, während der Synthesizer tonleitert und die Gitarre ein paar schüchterne Dissonanzen ausprobiert. Eine Hymne mit Kniff. Das analog blubbernde "Tyrant" beamt sich im Zurückschalten des Tempos klanglich nach 1982, und "Give in" legitimiert den Stillstand: "All I want is everything to stay the same."
Derlei Rückwärtigkeit macht genau dann Spaß, wenn genügend melodische Dreistigkeit den Song an sich bestehen läßt. Und das gelingt The Bravery über weite Strecken vortrefflich. Doch die Hitdichte ist längst nicht so hoch wie bei den gefeierten Mitstreitern, heißen sie nun Killers, Hot Hot Heat oder Franz Ferdinand. Was der Geltungssucht der Band mit zunehmender Albumlänge auffallend die Droge klaut. Somit bleibt der größte Verdienst von Endicott und seinen Kollegen, daß sie jenen Dreiecksfrisuren einen zweiten Frühling verschafft haben, für die Bernhard Sumners Haarpracht längst zu schütter geworden ist. Allein auf gerauften Haaren eine gesamte Karriere aufbauen zu wollen, könnte sich jedoch rächen. Selbst mit derart weit aufgerissener Fresse.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Honest mistake
- Fearless
- Give in
- Unconditional
Tracklist
- An honest mistake
- No breaks
- Fearless
- Tyrant
- Give in
- Swollen summer
- Public service announcement
- Out of line
- Unconditional
- The ring song
- Rites of spring
Im Forum kommentieren
myx
2022-05-11 19:48:13
Hm, finde den neuen Song jetzt nicht total schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Da muss schon noch mehr kommen.
ichreitepferd
2022-05-11 17:07:01
ekelhafte Haldern Musik
Klaus
2022-05-11 16:54:06
Noch nix genaues, aber eine Tour im Herbst und eine neue Single, die mir überhaupt nicht gefällt. https://youtu.be/tdny0sDi-Sc
Gordon Fraser
2020-04-28 18:07:22
Also musikalisch ist hier tatsächlich nicht viel los gewesen auf der Platte. Im Grunde genommen elfmal der gleiche Song in unterschiedlichen Variationen. Aber Spaß macht es halt nach wie vor, wenn dosiert eingesetzt. Those were the days...
Armin
2007-04-25 20:05:38
THE BRAVERY
26.06. Berlin – Magnet
28.06. Köln – Prime Club
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