Mayday - Bushido karaoke

Saddle Creek / Indigo
VÖ: 20.06.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Whiskey sour

Wie schön sind doch Plattenlabels! Nicht nur stellt das Wissen über sie eines der beeindruckendsten Themen im Musik-Small-Talk dar. Nein, Labelwissen leitet im prallgefüllten Plattenladen auch stets zielsicher zur richtigen Ecke. Wenn er denn entsprechende Fächer eingerichtet hat. Aha, dort Fat Wreck, laut und schnell. Und da, hach, das schöne Grand Hotel van Cleef. Na, aber endlich, hier Saddle Creek, das Twenty-Irgendwas-Kollektiv mit großem Herz. Mal kurz kramen, ob's denn etwas Neues gibt. Und ja, tatsächlich, da steht "Bushido karaoke" von Mayday.

Ganz unbekannt ist die Formation nicht, denn Bandkopf Ted Stevens steht ansonsten Lullaby For The Working Class vor und schlägt auch bei den Labelkollegen von Cursive in die Saiten. Deren Sänger Tim Kasher ist ja außerdem noch bei The Good Life. Das kennt man ja. Entsprechend liest sich auch die Gästeliste auf "Bushido karaoke": Neben Kasher waren u.a. Andy LeMaster (Now It's Overhead), Matt Magnin (Cursive) und Orenda Fink (Azure Ray) mit dabei. Bei Mayday jedenfalls geht es etwas ruhiger zur Sache als bei den großen Brüdern von Cursive, der familiäre Saddle-Creek-Sound bleibt jedoch gewahrt: Zerfahrener Herzschmerz, Lost-Generation-Texte mit hohem Identifikationsfaktor und dies alles uramerikanisch.

Ob beim romantischen Teenager-Mondscheintanz im Opener "Pelf help", dem dramatisch befidelten "Father Time" oder den leichten Gospel-Anklängen im "Billy Boy blues (Day of the dead blues)", alles pure American Depression. Selbst das INXS-Cover "Old world new world" bekommt eine große Portion Wüstensand verpaßt. Viel Banjo und Trompete sowie beschwingter Country statt Folk lautet die Rezeptur. Morbiden Charme bekommt das Ganze durch Stevens' klagende Stimme, die oft mehr spricht als singt. Mit etwas Wohlwollen erinnert das an Nick Cave, durch das Americana-Gewand aber auch - nicht erschrecken - an Schluchzbarde Chris Isaak.

Der Abendhimmel ist klassisch rot. Und die Finger umklammern fest die angebrochene Bourbon-Flasche, denn die wird nicht nur in "Booze & pills" gepriesen. Zwar werden die Lieder im zweiten Teil des Albums etwas ausschweifender, und im spaßigen "Rock and roll can't save your life" klingt auch mal englische Pop-Leichtigkeit auf. Aber im Grunde mag "Bushido karaoke" durch den starken traditionellen Einschlag ohne Johnny-Cash-Sozialisation etwas befremden. Mit Phantasie bieten sich jedoch auch ungeahnte Möglichkeiten: "I'm not afraid to die" auf dem Mixtape, das Wienerbrötchen zum Hot Dog gedacht. Und wie von selbst wird die lange Nachtfahrt von Mecklenburg nach Castrop-Rauxel zur staubigsten Route-66-Tour ever.

(Tobias Wallusch)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pelf help
  • Continental grift
  • Rock and roll can't save your life

Tracklist

  1. Pelf help
  2. Booze & pills
  3. Standing in line at the gates of hell
  4. Continental grift
  5. Old world new world
  6. Hidden leaves
  7. Father time
  8. I'm not afraid to die
  9. Rock and roll can't save your life
  10. Burned my hands
  11. Dave D. blues (How to make it sing like a career)
  12. Billy Boy blues (Day of the dead blues)
  13. Exquisite corpse
  14. Song of the scaffold
Gesamtspielzeit: 37:21 min

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