
The Departure - Dirty words
Parlophone / EMIVÖ: 04.07.2005
Menschenfresser
Muß ja schon sehr langweilig sein. So alleine in einem würfelförmigen, nur von einer Neonröhre erleuchteten Raum. Weit und breit keine Mitmenschen, außer den eigenen Bandmitgliedern. Heißt auch: keine Groupies, die man mit den adrett und wahrscheinlich von Mutti gebügelten Hemdchen beeindrucken könnte. Das Cover zeigt: The Departure sind die richtige Band am falschen Ort, haben den richtigen Sound mit der falschen Stimmung. "Dirty words" ist so etwas wie die Schattenseite des New-Wave-Revivals. "Dark music that you can dance to" soll es sein und ist doch nur der Soundtrack zur eigenen Einsamkeit. The Departure tragen ihren Namen zurecht. Sie zeigen uns den Ausgang aus unserer Welt in eine andere. Vermeintlich.
Das Beförderungsmittel stammt natürlich aus den Achtzigern. "War" von U2, "Meat is murder" von den Smiths sowie "Violator" von Depeche Mode seien ihre Schlüsselalben, hört man. Nicht nur aus ihrem Munde, sondern auch aus ihrem Album. Als ob man Interpol Juckpulver in den Nacken gestreut oder die Killers auf Endorphin-Entzug gesetzt hätte. Und eben weil so viele Anhaltspunkte aus dem alten wie neuen Musikalienfundus da sind, eben weil wir The Cure und Joy Division schon kennen, fehlt The Departure der letzte Tacken zur Sensation. In einer weniger übersättigten Musikwelt hätte das hier riesig werden können. Zumindest einige Songs hätten das Zeug dazu: "Just like TV" läßt wohlig frösteln, "Arms around me" ist Sehnsucht in Reinkultur und der finale Titelsong unglaublich einnehmend. Das eigentlich Faszinierende an "Dirty words" ist allerdings seine Stimmung. Der Ausgangspunkt zu einer Reise, zu der es nicht viel Phantasie braucht.
Die Tristesse ist allgegenwärtig. Die Discokugel rotiert im Takt, nur fehlen den Scheinwerfern die warmen Farben. Diffus erstrahlt die Welt in Kälte. Eisiges Blau und frostiges Dunkelgrün. Es ist eine Nacht, wie sie die meisten in ihrer Vorstellung, aber selten in ihrer Realität erlebt haben. Sie spielt in den dunkelsten Clubs dieser Stadt. Illegale Establishments, von denen jeder sicher ist, daß es sie gibt, aber keiner weiß, wo.
Der Putz bröckelt von den Wänden, überall liegt Gerümpel, eine Bar oder gar die Toilette sucht man vergebens. Beine bewegen sich mechanisch. Die Bässe bringen das Herz aus dem Takt. Für einen kurzen Moment überkommt einen ein kalter Schauer, man fühlt sich frei - und letztlich doch seltsam leer. Weil man sich als einziger Mensch inmitten von Leere wiedererkennt. All die anderen Augen sind entweder geschlossen und haben dem Jetzt entsagt. Oder weit geöffnet, wie bei Zombies, die durch ihre Gegenüber hindurch blicken. Und wenn sie überhaupt den Mund aufmachen, dann fallen nur "Dirty words", voller Schmutz und Gleichgültigkeit. Gefühlskälte neu erleben. "I am only human / Why do you look at me that way?" Vielleicht ist es doch nicht nur eine geträumte Nacht, doch nicht nur Phantasie. Unsere Welt - man kann sie kalt wie warm erscheinen lassen. Es gibt sechseinhalb Milliarden Optionen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Just like TV
- Only human
- Dirty words
Tracklist
- Just like TV
- Talkshow
- Only human
- All mapped out
- Arms around me
- Lump in my throat
- Don't come any closer
- Changing pilots
- Be my enemy
- Time
- Dirty words
Im Forum kommentieren
reinvan
2006-03-02 22:07:42
eigentlich sind nur maximo park wesentlich besser. wurden in der deutschen (wohl auch englischen) presse etwas ignoriert.
DrunkenBond
2005-08-21 15:04:28
Großartiges Album, gefällt mir immer besser!
Meine Favoriten: Just Like TV, All Mapped Out, Be My Enemy, Time und Dirty Words
Mogeln sich gerade in meiner Hypes-top-5 an Bloc Party und den Futureheads vorbei und das will was heißen!
Armin
2005-07-04 15:43:00
Vivichibi
2005-06-30 21:24:53
Wow, "only human" und "arms around me" sind grandios. Interpol im kleinen.
Armin
2005-06-29 17:38:19
04.07.05 - The Departure "Dirty Words" - Album
Clip "All Mapped Out"
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EPK
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