Brakes - Give blood
Rough Trade / Sanctuary / Rough TradeVÖ: 20.06.2005
Wer bremst, hat Angst
Bleiben Sie nicht stehen, gehen Sie bitte weiter. Hier gibt es nichts zu sehen, diese Band gibt es gar nicht. Und bitte keine Rudel bilden. Ja gut, genau das sind nämlich schon die Brakes: einer von British Sea Power, einer von The Tenderfoot, beide von The Electric Soft Parade, alle aus Brighton, England. Praktisch die ungewaschene, ungefilterte, unbeschissene Gossen-Ausgabe von Audioslave. Okay, jetzt haben sie dieses Album hier gemacht, "Give blood", und Leute mit glasigen Augen berichten auch von Konzerten, bei denen man glasige Augen bekommt. Aber diese Band existiert doch gar nicht. Hat sie nie und wird sie nie. Zumindest wenn es nach ihr selbst geht.
Ein Mißverständnis ist das alles nämlich nur. Ein schlechter Witz, der gerade dabei ist, mächtig aus dem Ruder zu laufen. Irgendwann vor drei Jahren hatten sich Eamon Hamilton (British Sea Power) und die White-Brüder (Electric Soft Parade) zum Trinken verabredet. Wie das dann halt so passiert, standen sie wenig später schon zusammen im Proberaum und spielten Lieder, auf die man erstmal kommen muß. Drei davon wurden Mitte 2004 endlich aufgenommen, in einem Studio, das danach in die Pleite ging. Wahrscheinlich weil es sich nicht rechnet, Platten zu produzieren, die nur etwas über vier Minuten lang sind. Zu einem der Songs, dem dreißigsekündigen epileptischen Anfall "Pick up the phone", drehten Brakes trotzdem ein Video. Aber dann sollte es auch wieder gut sein.
Wie aus der Geschichte doch noch ein ganzes Album werden konnte, und wie der Tenderfoot-Typ dazu kam, hat sich bisher noch nicht so recht geklärt. Festzuhalten bleibt aber: Diese Band gibt es gar nicht, und ihr Album ist eine bodenlose, unerhörte, großartige Frechheit. Mehr oder weniger 16 Lieder, in fünf Tagen mit der bloßen Faust auf den Two-Track-Recorder geprügelt. 29 Minuten, die mit jeder Durchfahrt kürzer werden. Angeblich irgendwas zwischen Anti-Folk und Country-Punk, die Beteiligten sind sich da selbst noch nicht ganz einig. Kalt erwischt und zweigeteilt immer wieder von trockenen Radaubrüdern, die keine zehn Sekunden brauchen, um ihr Gerassel ins Ziel zu bringen. Und dann auch noch mit dem ersten Songtext, der nur aus Satzzeichen besteht.
Was aber bitte niemand mißverstehen sollte: "Give blood" ist nicht bloß ein Bißchen Freizeit-Krach von vier Typen, die ihr nächstes Haschpäckchen finanzieren müssen. Hier sind schon richtige Songs drauf. "NY pie" zum Beispiel, das klingt, als würde eine Bande von Trunkenbolden Loretta Lynn ausrauben. "I can't stand to stand beside you", das sich in epischen dreieinhalb Minuten die Zornesröte ins bleiche Gesicht rockt. "All night disco party", mit dem wir den stumpfsten Tanzboden auf Hochglanz polieren. Und das Nancy-und-Lee-Cover "Jackson", hier natürlich mit vertauschten Rollen und auch sonst nicht ganz knusper. Ziemliches Ding also, die Platte. Wenn man jetzt mal bedenkt, daß es diese Band ja eigentlich gar nicht gibt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Ring a ding ding
- Heard about your band
- I can't stand to stand beside you
- Sometimes always
Tracklist
- Ring a ding ding
- NY pie
- The most fun
- Heard about your band
- What's in it for me?
- You'll always have a place to stay
- Cheney
- I can't stand to stand beside you
- Pick up the phone
- You're so pretty
- Jackson
- All night disco party
- Hi how are you
- Comma comma comma full stop
- Sometimes always
- Fell in love with a girl
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bsp is great
2009-12-20 20:01:44
ich finde die rezi nicht...
Dän
2005-07-01 22:23:49
Danke. :-) Aber jetzt auch alle hübsch die Platte anhören. Sehr toller Chaoten-Rock.
bartender
2005-06-30 17:40:18
Kompliment für die sehr unterhaltsame Rezension. :)
Armin
2005-06-22 01:44:02
Klar. Aber das Album ist erst noch unterwegs zu uns.
bartender
2005-06-22 01:40:44
ist irgendwann in naher zukunft mit einer rezi zu rechnen?
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