The Tears - Here come The Tears
Independiente / V2 / Rough TradeVÖ: 20.06.2005
Salz und Zucker
Um das mal gleich klarzustellen: Es handelt sich bei der Band The Tears nicht um die namentlich stark verwandte Girlgroup aus der Schweizer "Popstars"-Sause. Der Albumtitel hat auch nichts mit dem identisch betitelten Judas-Priest-Song zu tun. Oder vielleicht doch? Opulenz könnte man fürwahr als nicht gerade kleinen gemeinsamen Nenner gelten lassen. Fans der frühen Suede dürften bereits derart salzig verschleierte Äugelchen haben. Denn: Brett Anderson und Bernard Butler reden wieder miteinander! Und nicht nur das - sie haben ihre Versöhnung mit der Gründung einer neuen Band besiegelt und nach über zehn Jahren wieder ein gemeinsames Album aufgenommen. 1994, kurz vor der Veröffentlichung des Zweitlings "Dog man star", hatte Gitarrist Butler Suede verlassen. Die Londoner Band sollte nie wieder die Klasse ihrer ersten beiden Alben erreichen.
Klar, daß Anderson und Butler jetzt überall beteuern, sie hätten ja eigentlich immer gewußt, daß sie irgendwann wieder gemeinsam im Studio stehen würden. Man duelliere sich nun auf musikalische Art und Weise - oder wie es im Opener heißt: "You and I compete with the freaks." Gegenseitiges Übertrumpfen als Kreativitätskatalysator bedeutet in diesem Fall: von allem mindestens die Familienpackung. Pathos direkt vom Faß, passend dazu schwelgerische Schunkelrhythmen, Sturzbäche euphorietrunkener Streicher, balzende Gitarrenklänge. Und während Brett Andersons Stimme kokett ihre Lieblingsfederboa justiert, wird die Wall-of-sound rosarot gestrichen. Alles beim Alten also. Sogar die bittersüßen Harmonien kennt man schon.
"Refugees" bemüht sich um politischen Subtext, ist allerdings dann doch eher eine romantische Glorifizierung im Tanzkapellentakt ("Like Bonnie and Clyde we're free") - himmelhochjauchzende Hymnik ist das. Doch der selbst produzierte Wind treibt das Quintett auch hin und wieder in den Schlund gefährlicher Kitsch-Orkane wie bei dem grenzwertigen "Co-star", das Honigkuchenpferdzeilen wie "When we're together / The world smiles" bereithält. Bei "Autograph" hingegen hat Butlers Sechssaitige das Steuerrad fest im Griff, später singt Brett Anderson mit "Imperfection" eine in Phil-Spector-Sound gebettete Ode an die niedlichen kleinen Makel seiner Liebsten.
Die Makel der Tears sind schnell aufgezählt: harmonisch nicht allzu überraschend, zudem überproduziert und gnadenlos mit glitzernden Gefühlsklunkern überladen. Aber wer sagt eigentlich, daß das schlimm ist? Mit dem epischen "Apollo 13" haben Anderson und Butler einen wunderbaren Taschentuchfeind gezaubert. Und irgendwie muß man dann doch einsehen, daß Tränen wirklich nicht lügen: "Your imperfections are so beautiful."
Highlights & Tracklist
Highlights
- Autograph
- Apollo 13
Tracklist
- Refugees
- Autograph
- Co-star
- Imperfection
- The ghost of you
- Two creatures
- Lovers
- Fallen idol
- Brave new century
- Beautiful pain
- The asylum
- Apollo 13
- A love as strong as death
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2015-10-13 18:59:43
Naja, zum Reinhören eher. :)
Mixtape
2015-10-13 17:52:07
Klar: http://www.amazon.de/Here-Come-Tears/dp/B0009NVR6O/ref=sr_1_1?s=music&ie=UTF8&qid=1444751485&sr=1-1&keywords=Here+Comes+the+Tears
The MACHINA of God
2015-10-13 15:11:05
Kriegt man das noch? Bei Spotify leider nicht zu hören.
Mixtape
2015-10-13 14:39:04
Nach den vorangegangenen beiden letzten Suede-Alben eine klare Steigerung, aber nicht so gut wie die ersten drei Platten.
The MACHINA of God
2015-10-13 13:53:25
Wie war das Album eigentlich so?
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