Kashmir - The aftermath
Columbia / Sony BMGVÖ: 13.06.2005
Raketenbrüder
Haldern, August 2003: In der Dämmerung betreten vier Dänen die Bühne und spielen sich die Seele aus dem Leib. Mit einer Mischung aus verträumtem Pop und Beinahe-Progrock erobern Kashmir die Herzen derer im Sturm, die ihnen nicht schon drei Jahre zuvor an gleicher Stelle verfallen waren. Fast scheint es, als hätten sie den Mond ganz alleine zum Aufgehen gebracht.
Dortmund, November 2003: Bei einer der letzten VISIONS-Parties im legendären Sabotage spielen Kashmir sichtlich angetan vor einer Wand aus verliebten Paaren. Irgendwo dahinter stehen noch ein paar hundert weitere Zuschauer, die "Zitilites" verfallen sind. Selbst die einsamsten unter ihnen müssen sich heute Abend nicht alleine fühlen.
Kopenhagen, November 2004: Nach einer langen und harten Tour sind Kashmir wieder zuhause. Im Vega, einem schmucklosen Fünfziger-Jahre-Bau, geben sie an zwei aufeinanderfolgenden Abenden noch einmal alles. Und auch, wer nicht vor Ort war, darf jetzt noch einmal dabei sein. Dank "The aftermath", einem dicken Package aus CD und DVD.
Die Setlist ist gespickt mit so ziemlich allen Höhepunkten des an Höhepunkten nicht armen "Zitilites" und angereichert mit dem Besten aus dem Vorgängeralbum "The good life". Das euphorische Publikum tritt den überraschenden (und auch eher unnötigen) Beweis an, daß Dänen noch schlechter mitklatschen können als Deutsche. Gut, daß sich die Band davon nicht im geringsten beirren läßt und ihr Programm routiniert, aber doch mit sichtlicher Spielfreude abspult. Was im Studio Jahre brauchte, entwickelt auch live seinen vollen Klang. Sänger Kasper Eistrup klingt immer noch ein bißchen, als habe man A-Ha-Schnuckel Morten Harket mit Radiohead in einen Raum gesperrt. So widmet er "Big fresh" der Hoffnung auf eine Wahlniederlage des George W. Bush - was im Nachhinein schon fast ein bißchen tragisch wirkt.
Gänsehaut ist in jedem Falle garantiert. Das hymnische "Rocket brothers", die Mini-Rockoper "Mom in love, daddy in space" und das melancholisch wippende "The aftermath" sind nur die Spitze des Eisbergs. Allerpätestens, wenn Kasper Eistrup ganz allein "Lampshade" anstimmt und dabei von einem riesigen Zuschauer-Chor unterstützt wird, dürfte auch den coolsten Rocker ein kühler Schauer überkommen. Da ist es dann auch mal egal, wenn die Tonmischung nicht immer für den perfekten Sound sorgt. Auch wenn jener für eine Veröffentlichung wie "The aftermath" an erster Stelle stehen sollte. Im Zugabenblock gibt's noch Neil Youngs "Cinnamon girl", bevor das Konzert mit "Cellophane" (nur echt mit Bob-Dylan-Mundharmonika-Gestell) einen würdigen Abschluß findet.
"The aftermath" dokumentiert eindrucksvoll Kashmirs Qualitäten in Sachen Songwriting und Liveperformance. Gerade der Konzertfilm auf der DVD fängt die Stimmung wunderbar ein und überbrückt die Wartezeit bis zum neuen Studioalbum, das angeblich schon komplett eingespielt ist. Und wenn die Band da weitermacht, wo sie mit "Zitilites" aufgehört hat, kann das nur bedeuten: They'll make it grand out there.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Intro/Melpomene
- Rocket brothers
- Make it grand
- In the sand
- Mom in love, daddy in space
- The aftermath
Tracklist
- DVD 1
- Intro/Melpomene
- Rocket brothers
- Petite machine
- Make it grand
- Miss you
- Big fresh
- Mom in love, daddy in space
- The aftermath
- Surfing the warm industry
- Lampshade
- Small poem of old friend
- Cellophane
- CD 1
- Intro/Melpomene
- Rocket brothers
- Petite machine
- Make it grand
- Miss you
- In the sand
- Big fresh
- Mom in love, daddy in space
- The aftermath
- Surfing the warm industry
- Lampshade
- Cinnamon girl
- Small poem of old friend
- Cellophane
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