Teenage Fanclub - Howdy!

Columbia / Sony
VÖ: 23.10.2000
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Geplatzte Teenagerträume

Wenn man den durchschnittlichen Britpop-Fan nach den zehn größten Bands des Genres fragen würde, käme Teenage Fanclub in seiner Aufzählung bestimmt nicht vor. Das schottische Quartett um Sänger und Songwriter Norman Baker gehört zu den Combos, die immer am Rande mitgelaufen sind, ohne jemals groß ins Gerede zu kommen. In diesem Falle mutet das etwas seltsam an, da sich Teenage Fanclub mit ihren Songs bereits Ende der achtziger Jahre in den Charts plazierten - zu Zeiten als Damon Albarn und die Gallaghers noch in ihren Proberäumen vor sich hinsumpften. Irgendwie waren sie immer da, ohne je einen großen Hit zu haben. Es wäre ungerecht, Norman und seinen Mannen nun mangelndes musikalisches Talent vorzuwerfen, tatsächlich hätte die Band aber ohne den Britpop-Boom wohl nie das Licht der britischen Charts erblickt. Vielleicht lag das aber auch nur daran, daß die Jungs einfach immer zu anständig waren. Keine dummen Sprüche, keine Drogenexzesse, keine Skandale. Nichts. Während Liam Gallagher betrunken im Proberaum lag und die Klappe so weit aufriß, daß ein ganzes Vogelnest darin hätte landen können, spielten Norman und Co. lieber die braven Familienväter und pflegten im schottischen Heimatort Bellshillden den Garten.

Mit "Howdy!" versuchen Teenage Fanclub nun, drei Jahre nach dem letzten Longplayer "Songs from Northern Britain", ihr Comeback. Im Gepäck haben sie einen neuen Drummer, ein neues Label und einen Sack voller alten Ideen. "Howdy!" klingt so retro, daß es auch in den 70er Jahren hätte erscheinen können und erinnert frappierend an all die bisherigen Alben des Quartetts. Der Zeitpunkt könnte allerdings günstiger nicht sein. Beim gegenwärtigen Travis- und Coldplay-Hype müßten Teenage Fanclub mit ihrem ruhigen Gitarrenpop eigentlich sämtliche Charts im Sturm nehmen. Aber was nützt der größte Hype, wenn die Musik in keinem Song an das Niveau und die emotionale Intensität ihrer gegenwärtigen Epigonen herankommt? Die Gitarren pluckern harmlos vor sich her, die Refrains gleichen sich wie ein Haar dem anderen und Norman Bakers monotone Stimme tut ihr übriges, um gepflegte Langeweile zu versprühen. Die melancholischen Texte drehen sich wie üblich um den Verlust der Heimat und der Geliebten sowie um das Älterwerden. Man kennt das ja. "Accidental life" oder das sentimentale "The sun shines on you" verdienen sich hier noch die Bezeichnung gute Songs, ansonsten reagiert das Mittelmaß. Die Entwicklung erscheint um so trauriger, wenn man bedenkt, daß Teenage Fanclub vor einem Jahrzehnt mit ihren ersten Veröffentlichungen den Stein des Anstoßes für den Erfolg dieser Musik gaben. Nicht umsonst werden sie als "Ur-Travis" bezeichnet; von der geleisteten Pionierarbeit haben aber in erster Linie ihre erwähnten Nachfolger profitiert. So versinkt der Stein in der Brandung und Lehrer werden zu Schülern.

Der langweilige Opener beschreibt treffend das Problem dieser Band: "I need direction" erklärt Norman dem Hörer wehmütig und man möchte Ihm am Liebsten zuschreien: Komm schon, Mann! Laß es krachen! Lieber mal ein paar deftige Riffs, als immer dieses blutarme Geklimpere. Neue Ideen müssen her! Mut, das brauchst Du! Irgendwann ist die Platte dann zu Ende und man fragt sich, was man eigentlich in den letzten 50 Minuten gemacht hat. Denn im Ohr ist nicht viel außer harmloser Gitarrenmusik, zu der man prima Hemden bügeln oder das Zimmer aufräumen kann, hängen geblieben. Der Zug ist für den Teenage Fanclub leider abgefahren. Die Teenagerträume vom großen Popstar-Dasein sind endgültig geplatzt. Und jetzt ist erstmal Schluß mit Bügeln...

(Christof Nikolai)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Accidental life
  • The sun shines on you

Tracklist

  1. I need direction
  2. I can't find my way home
  3. Accidental life
  4. Near you
  5. Happiness
  6. Dumb dumb dumb
  7. The town and the city
  8. The sun shines from you
  9. Straight & narrow
  10. Cul de sac
  11. My uptight life
  12. If I never see you again
Gesamtspielzeit: 48:12 min

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Hinweis

2013-01-24 08:06:46

Der Thread wurde seit 2009 nur wenig frequentiert, weil Gottchen ihn nicht mit "Was, noch kein Thread zu diesem Album?" begonnen hat.

jhjqwstglim

2013-01-24 08:05:25

gk4r93 xtdbeqsshonc

Dinyo

2013-01-23 10:36:10

Wow! Great thiinkng! JK

Gottchen

2009-11-14 20:37:40

Ist die wirklich so schlecht, wie es in der Rezension den Anschein hat? Ich mag Teenage Fanclub eigentlich.

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