Dream Theater - Octavarium

Atlantic / Warner
VÖ: 06.06.2005
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Das böse Erwachen

Man kann ja sagen, was man will: Dream Theater behalten bei ihren Studioalben ihren Veröffentlichungsrhythmus von anderthalb Jahren stoisch bei. So uhrwerkähnlich wie ihr Drummer sozusagen. Doch insbesondere das Riffgewitter "Train of thought" war zumindest umstritten. In den Ohren des Rezensenten nach wie vor hochklassig war der Gedankenzug für so manchen Fan einfach nur zu schnell. Insofern konnte man erleichtert sein ob der Ankündigung, das Gaspedal wieder etwas zu lupfen und - man höre und staune - sich ausnahmsweise mal an kürzeren, kompakten Songs zu versuchen. Also denn.

"Octavarium" also. Das achte Studioalbum, acht Tracks enthaltend. Und mit dem ersten gleich Zwiespalt verursachend. Irgendwie unterkühlt kommt "The root of all evil" daher. Seltsam, haben es die New Yorker doch in der Vergangenheit fast immer geschafft, bei aller Komplexität den Hörer sofort in ihre Gedankenwelt mitzureißen. Daß der Song die Fortsetzung von "This dying soul" ist, welches seinerseits "The glass prison" vom "Six degrees of inner turbulence"-Album fortsetzte, ist zwar eine nette Idee, macht das Ganze aber auch nicht logischer. Also weiter. Eine echte Ballade, sieh an. Doch irgendwie ... banal. Kennt man besser. Gerade auch von Dream Theater.

Und so plätschern die Songs ohrenfällig lustlos dahin. Wo sind die überraschenden Breaks, wo die filigranen Soli, die Dream Theater zur größten Band des Genres gemacht haben? Irgendwie erinnert das Album an den bisherigen Tiefpunkt "Falling into infinity", welches vom Label mit Hilfe von Desmond Child total verschlagert wurde. Doch hier: Music by Dream Theater, Lyrics by John Petrucci. Wahlweise Mike Portnoy. Also alles hausgemacht.

Erst ab Mitte der Spielzeit löst sich die Anspannung. Da hört man wieder die irren Fills von Drum-Oktopus Mike Portnoy, hier wieder ein Parforceritt über die Tasten des Arbeitsgeräts von Jordan Rudess. Die Songs werden stärker, ausgereifter, überlegter. Und, wie ein Blick auf die Spielzeit zeigt, länger. So sind es mal wieder die beiden Longtracks, die die Kastanien so halbwegs aus dem Feuer zu holen imstande sind. Insbesondere der Titeltrack ist ein Feuerwerk an Ideen, gewürzt mit wahnwitzigen Soli, die an beste Zeiten erinnern. Es geht doch. Mit jeder Minute steigert sich der Wahnsinn, bis schließlich selbst der eher zurückhaltende James LaBrie im finalen Refrain völlig enthemmt losschreit.

Alles also in bester Ordnung im Traumtheater? Diesmal nicht. Nicht, daß "Octavarium" ein Graupenalbum ist. Beileibe nicht. Nur ist dies in Anbetracht der Ansprüche, die vor allem die Band selbst an sich selbst stellt, deutlich zu dürftig. Und auch der Versuch, kompaktere Songs zu produzieren, muß letztlich als gescheitert gewertet werden. Dabei haben John Myung mit The Jelly Jam und James LaBrie solo gezeigt, wie es geht. Man muß sie halt nur lassen. "Trapped inside this octavarium", heißt es am Schluß. Dem ist nichts hinzuzufügen. Quo vadis, Dream Theater?

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Sacrificed sons
  • Octavarium

Tracklist

  1. The root of all evil
  2. The answer lies within
  3. These walls
  4. I walk beside you
  5. Panic attack
  6. Never enough
  7. Sacrificed sons
  8. Octavarium
Gesamtspielzeit: 75:44 min

Im Forum kommentieren

Neuer

2021-12-03 20:18:16

Nee, Never Enough und I Walk Beside You sind wahrscheinlich zwei meiner am am meisten aktiv nicht gemochten DT-Songs (die nicht auf The Astonishing sind).
Sacrificed Sons ist ganz nett. :)

nörtz

2021-12-03 11:43:24

I walk beeeeeeeeside you....

Was ist mit Portnoys Muse-Kopie? :(

Oder 9/11-"Sacrificed Sons"? Der ist "Dream Theater Top 10"-Material!

Neuer

2021-12-03 07:20:19

Ja, ganz okay definiert das Album gut. Panic Attack, okay. The Root of All Evil geht auch gut nach vorne. Dann der Titeltrack. Den Rest braucht man aber mMn nicht.

Christopher

2021-12-03 01:33:40

Höre gerade eine Version ohne Gesang. Eigentlich ganz ok.

edegeiler

2016-08-28 22:46:34

Ich hör die gerade (kann die Band ja nicht aus Prinzip haten) und muss nach dem fünften Lied sagen: Die ersten vier Lieder waren langweiliger Schmalz. Panic Attack geht endlich mal nach vorne und ich verstehe die Musevergleiche ein wenig, das gefällt. Der Anfang ist aber Käse.

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