Nine Days - The madding crowd

Epic / Sony
VÖ: 04.09.2000
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Was Gott am neunten Tage trieb

In sechs Tagen schuf Gott die Welt, so daß er am siebten Tage Zeit hatte, sich auszuruhen. Ob es daran liegt, daß sich gegen Ende des Genusses von "The madding crowd", des Majordebüts von Nine Days, eine gewisse Müdigkeit breit macht? Nun, die Plattenkäufer in Amiland, die sich schon für die Hitsingle "Absolutely (Story of a girl)" die Füße in den Bauch standen, um sie dem Dealer ihres Vertrauens aus der Hand zu reißen, haben sich eine gewisse Ruhepause sicherlich verdient. Die Schlangen, die sich im Juli in Übersee bildeten, hatten dabei schon fast Pawlowsche Ausmaße. Handgemachter Gitarrenrock, relaxte Grooves, gefällige Melodieseligkeit - fertig ist der Nummer-Eins-Hit der US-Airplay-Charts.

Daß dies allerdings in unseren Breitengraden selten eine Lizenz zum Gelddrucken ist, hat sich mittlerweile unter all jenen herumgesprochen, die sich beim Versuch, Europa zu erobern, enttäuscht in ihre Tourbusse zurückzogen. Noch macht sich auf diesem Album aber fast schon unbekümmert zu nennende Spielfreude breit. Selige Harmonien und nicht wirklich unverwechselbarer Rockpop, der selbst Schwiegermutter glücklich machen würde, fließen uns in Stücken wie "If I am", "Back to me" oder "Revolve" entgegen. Schwelgerische Melancholie versucht in Tracks wie "Bitter" oder "Wanna be" uns dezente Tränen ins Auge zu zaubern. Irgendwie hat man aber bald den doppelten Boden in der Musik entdeckt und zieht den Möchtegernmagiern nicht erst nach neun Tagen die Kaninchen aus dem Ärmel.

Eins ist ihnen denn auch bewußt: "Ich würde lügen, wenn ich die Gefahr nicht sehen würde, als One-Hit-Wonder zu enden". Mit "So far away" haben sie allerdings mindestens eine ebenbürtige zweite Single zu bieten. Dennoch riecht hier wenig bis nichts nach ehrlichem Schweiß auf dreckigen Bühnen in stinkenden Löchern, die man gemeinhin Clubs nennt. Frisch deodoriert empfangen uns Hymnen, die die Sendefrequenzen des Formatradios in ihren Gencode eintätowiert zu haben scheinen. Weh tut hier niemandem etwas, auch wenn man den freundlichen Jungs den besungenen Herzschmerz und ihre Stoßgebete liebend gerne abnimmt. Was Gott damals in seiner Ruhepause so alles angestellt hat, und vor allem, was er denn am neunten Tage trieb, ist allerdings nicht genau überliefert. Vermutlich schuf er an jenem Tag den Collegerock.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • So far away
  • Absolutely (Story of a girl)
  • Wanna be

Tracklist

  1. So far away
  2. Absolutely (Story of a girl)
  3. If I am
  4. End up alone
  5. Sometimes
  6. Bob Dylan
  7. 257 weeks
  8. Bitter
  9. Back to me
  10. Crazy
  11. Revolve
  12. Wanna be
Gesamtspielzeit: 54:01 min

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