Herman Düne - Not on top

Track & Field / Cargo
VÖ: 18.04.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Auf der Höhe

Wieder so eine Band, deren Name zu falschen Vermutungen verleitet. Denn wir haben es hier weder mit einem Solokünstler zu tun, noch handelt es sich bei "Herman" um den Vornamen eines Beteiligten. Das ist nämlich so: David-Ivar und André sind Brüder, kommen ursprünglich aus Schweden, und ihr werter Nachname lautet "Herman Düne". Nach einem USA-Aufenthalt, von dem sie als zukunftsweisende Souvenirs zwei Gitarren aus dem Jahr 1957 mitbrachten, wurden die reisefreudigen Skandinavier in Paris seßhaft. Der Schlagzeuger und Franko-Schweizer Neman komplettierte das Trio und bekam sogleich aus Zusammengehörigkeitsgründen ebenfalls den Zunamen "Herman Düne" verpaßt. Und weil André und David-Ivar so gesellige, weltoffene Typen sind, wurde die Kanadierin Julie Doiron (Ex-Eric's Trip) für die 10-tägige Aufnahmesession von "Not on top" in Leeds als Bassistin und Background-Chanteuse engagiert.

Herman Düne haben ihre Gitarrenkoffer schon fast in jedes Clübchen Europas geschleppt haben und veröffentlichen nun bereits ihr sechstes Album. Ohne bislang einer breiteren Öffentlichkeit aufgefallen zu sein. Wie kann das sein? An ihrer unsagbar charmanten Melange aus Lo-Fi-Folk-Pop und 60er-Jahre-Hippie-Sound und den herrlich lakonisch vorgetragenen Texten kann es nun wirklich nicht liegen. Sie nehmen es aber anscheinend mit Humor, denn "Not on top" ist die tollste Augenzwinker-Verlierer-Hymne seit Becks "Loser". Da mutet eine Zeile wie "And there's 67 better ways to make some sense / Yeah, whatever!" schon fast kokett an. Nicht wenige Songwriter würden sich glücklich schätzen, wenn sie jemals derartiges zustande brächten. Und Herman Düne liefern auch noch gleich ein ganzes Album voller Goldstückchen.

Man muß sich schon ein bißchen wundern. Wie schaffen die das nur, so zu klingen, als stünden die Siebziger gerade erst bevor? Einen möglichen Grund findet man unten rechts auf dem Cover (Das seinerseits wiederum die Erkenntnis liefert: Die klingen nicht nur, als stünden die Siebziger Jahre gerade erst bevor, die sehen auch so aus! Hippiehaargewächse!). "Mono". Herman Düne verweisen auf praktische Gründe: Wenn die Stereoanlage im Wohnzimmer und man selbst kochend in der Küche steht und beide Räume mit nur einem Lautsprecher ausgestattet sind, dann wäre es doch ärgerlich, von einer Stereo-Aufnahme nichts zu haben. Weil man ja Zwiebeln schneiden muß und keine Zeit hat, sich genau in der Mitte zwischen beiden Lautsprechern zu positionieren. Und das klingt doch nun wirklich sinnvoll.

"Walk don't run" entpuppt sich als bezaubernde Kollaboration zwischen wütendem Selbstmitleid ("You call her a bitch / But you wish she was right here.") und fast altersweiser Ermutigung - vor allem aber als große Ballade. Überhaupt, die Texte! Es muß ja gar nicht immer lyrisch vertrackt sein. Aber sympathisch und clever und herrlich storyteller-artig ist es bei Herman Düne immer. Und "This will never happen" verrät, daß sie eigentlich ganz froh darüber sind, von vielen für einen unbekannten Solokünstler, dessen Vorname "Herman" lautet, gehalten zu werden: "And I start thinking that if I made it platinum this year [...] / There would be tons of those harassing me / Not only Jesus-freaks or junkies." Na dann.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Not on top
  • Walk, don't run
  • This will never happen
  • Good for no one

Tracklist

  1. The strophe #1
  2. Get it straighter
  3. It doesn't have to be in your lifetime
  4. Freedom fighters
  5. 25/75
  6. Awake, drunk and average
  7. In the heart of Sarah Freeman
  8. Theme from "Night at Roonlake"
  9. To the ground
  10. The astronauts
  11. Landmarks and houses
  12. Canvas man
  13. All things go round
  14. Kandy korn
  15. The soul sisters
Gesamtspielzeit: 44:07 min

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