Faithless - Forever Faithless - The greatest hits

Cheeky / Sony BMG
VÖ: 17.05.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bauknecht

Als sich ein blasser Brite mit Namen Rollo Armstrong, der unter seinem anderem Pseudonym Felix mit "Don't you want me" schon einen recht gigantischen Prä-Rave-Techno-Hit konstruiert hatte, vor knapp zehn Jahren in diesen einen Pizzicato-Sound verguckt hatte, war das ein kluger Schachzug. Freundin Bliss drückte instinktiv auf exakt die richtigen Tasten, und plötzlich war da diese Hookline: "I can't get no sleep." Die pillenwerfende Jugend hatte eine Hymne. Auch wenn sie es zunächst kaum merkte.

Denn wie schon das nach einem ähnlichen Strickmuster erschaffene "Salva mea" brauchte auch "Insomnia" eine ganze Weile, bis es durch die Decke ging. Doch als sich in seinem Fahrtwasser auch Faithless als psychedelische Partygarantie beweisen konnten, gab es kein Halten mehr. Das für reinen Dancefloorstoff erfreulich abwechslungsreiche Album "Reverence" schaffte dank vieler Synthriffs gar den Crossover ins damals eigentlich verfeindete Rocklager. "Insomnia" selbst hingegen weigert sich seit Jahren standhaft, so etwas wie Abnutzungserscheinungen zu zeigen. Zeitlose Gebrauchsmusik.

Somit gelang Heiserchen Maxi Jazz, Sister Bliss und dem Hintergrundmann Rollo ein seltenes Gut. Denn die Zahl der Technoartisten, deren damalige Musik auch heute noch für volle Tanzflächen sorgt, ist an einer Hand gut abzuzählen: Massive Attack, Chemical Brothers und The Prodigy. Dazu vielleicht noch Underworld, Fatboy Slim und Moby. Aber dann hört es eigentlich schon auf. Nicht auf hörte jedoch die stets zwischen Zappelbude und Chillout-Zone schwenkende Band Faithless. Mit durchschwitzten Liveshows verteidigten sie sich ihren Ruf als durchaus anspruchsvolle Tanzmucker.

Das simple Prinzip: Wiedererkennungswert statt Selbstwiederholung. Ohne allzu große Trendanbiederung pickten sich Faithless dezent variierte Grooves und genau jene übersichtlichen Melodien heraus, die sich bestens als elektronisches Mantra eigneten. Maxi Jazz krächzte dazu in unverkennbar schlafmützigem Stil seine Weisheiten von Völkerverständigung bis Esoterik. Dazu der gelegentliche Wohlklang von Jamie Catto (1 Giant Leap), Rollos nicht ganz unbekanntes Schwesterchen Dido oder - auf der neuen Single "Why go?" - von Soulschwester Estelle. Und mit jedem weiteren Album setzte es neue Clubhits: "God is a DJ", "Bring my family back", "We come 1", "Tarantula", "Muhammad Ali", "Mass destruction". Wie im Abonnement. Faithless - da weiß man, was man hat.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Insomnia
  • God is a DJ
  • Don't leave
  • Salva mea
  • Tarantula

Tracklist

  1. Insomnia
  2. Mass destruction
  3. God is a DJ
  4. Don't leave
  5. Muhammad Ali
  6. We come 1
  7. Reverence
  8. Salva mea
  9. One step too far (feat. Dido)
  10. Bring my family back
  11. Miss U less, see U more
  12. Tarantula
  13. Reasons (Saturday night)
  14. Why go? (feat. Estelle)
  15. I want more
Gesamtspielzeit: 69:36 min

Im Forum kommentieren

Christopher

2022-12-31 20:18:07



Das hier ist SO gut.

carpi

2022-12-31 18:39:03

Die ruhigen Tracks der Band sind auch nicht zu verachten, siehe Drifting Away, The Garden und Sunday 8 p.m.
Habe sie leider 2x beim Karlsruher Fest verpasst (laut Lokalpresse legendäre Aufritte) und immer gehofft, dass sie zu einem dritten Auftritt kommen. Man wird sehen, ob sich da noch etwas ergibt, aber ohne Maxi Jazz ist das kaum vorstellbar.

Christopher

2022-12-31 17:43:57

"Salva mea" und "Insomnia" sind unfassbar, immer noch. Ansonsten eine interessante Band, die mMn viel hat liegen lassen.

Maxi hatte ne unverwechselbare Stimme, ohne ihn wäre "Insomnia" nicht der unantastbare Klassiker, der er ist. RIP.

Socko

2022-12-25 18:28:58

Faithless war immer die gute Seite des kirmespop. Hab aus Neugier auf vinyl auch die letzte Platte geholt. Gutes Teil. Gefällt.

Konsul

2022-12-25 17:53:56

Traurige Nachricht. 65 Jahre ist kein Alter. Aber wenigstens im Schlaf gestorben, mehr kann man nicht verlangen.
Die ersten 2 Alben waren Disco-, Party- Soundtracks der 90er.

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Threads im Forum