Spoon - Gimme fiction

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 09.05.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Grauer Staub

Handelsübliche Gitarrenbands haben an sich ja eher eine begrenzte Haltwertszeit: Mit dem ersten Album macht man auf sich aufmerksam, beim zweiten darf mit Rückenwind der geschmierten Promo-Maschine auf großen Stadionbühnen gepost werden, aber mit dem berüchtigten Drittwerk zerplatzt dann meist der Rockstartraum. Denn vorbeigezogen ist der Trend oder aber die Menge der gegebenen Interviews bzw. der konsumierten Rauschmittel vertrug sich nicht allzu gut mit dem Musikerseelchen. Gut, daß es trotzdem noch Nischen gibt, die ein Musikantenleben finanzieren, ohne dabei das Liederschreiben mit allzuviel Groupies und Geschrei zu verderben.

Die Texaner Spoon befinden sich wohl in einer solchen Oase: Seit 1996 aktiv, mit ihrem letzten Album "Kill the moonlight" immerhin einen kleinen Indie-Erfolg verbucht und nun mit "Gimme fiction" den fünften Silberling am Start. Dies alles aber, ohne dass ihr Logo es auf Massen von Popjünger-Shirts geschafft hätte. Was eigentlich verwundert, denn Britt Daniel und Co. geben durchaus ein lässiges Indierock-Kollektiv ab. Melodien werden mit reichlich schrägem Gitarrengeknarre verziert, die Zweitstimme tönt stets zur rechten Zeit mit ein und ein entspannt auf dem Boden tippelnder Fuß reicht völlig, um den gemäßigten Rhythmus vorzugeben. Denn wo reguläre Rock'n'Roll-Stücke in gitarrensolistischen Infernos ausbrechen, belassen es Spoon bei Strokes-artiger, exzessiver Spannungssteigerung. Da muß doch mal ... Jetzt vielleicht ... Aber nicht doch: Soviel auch gezappelt wird, Bodenhaftung wird bewahrt und das orgastisches Erlebnis höchstens im relaxten Zurücklehnen erfahren. Beispielsweise zum feinen "I turn my camera on".

Daß dann in eben diesem Song Daniels Stimme auch mal stark an Style-Ikone Prince erinnert, verwundert wenig, selbst wenn statt Glimmersternchen eher grauer Staub vom Jacket geklopft wird. Überraschender ist, daß im schönen "Sister Jack" die Akustik-Gitarre erklingt und man fast meinen könnte, ein wiederauferstandener John Lennon summe dieses straighte Popliedchen. Leise Dramatik blitzt dank Klavierklängen und subtilen Streichern ebenfalls von Zeit zu Zeit auf. Komplexe Songstrukturen sind aber dennoch nicht das ihre. Mit fast schon autistischer Monotonie wird die einmal vorgegebene Songlinie bis zum Schluß durchgehalten.

Dies alles fand sich aber schon wesentlich eingängier im Spoon-Reservoir, und vor allem scheint Daniel neuerdings eine Vorliebe für atmosphärische Samplerei entdeckt zu haben. Was bei "The infinite pet" und "They never got you" noch dezent im Hintergrund bleibt, artet in "Was it you?" in derart belanglose Pluckerei aus, daß eigentlich nur eine intensive Nebenbeschäftigung den Finger von der Skip-Taste fernhält. Aber das haben die eingangs beschriebenen Nischen-Bands wohl einfach an sich: Hohe Experimentierfreude. Deswegen bleibt zu hoffen, daß diese Spielereien schnell aus den Spoonschen Köpfen verschwinden und sich dort wieder lässige Hochspannung statt verschrobenem Gitarren-Ambient einfindet.

(Tobias Wallusch)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I turn my camera on
  • Sister Jack
  • I summon you

Tracklist

  1. The beast and dragon, adored
  2. The two sides of Monsieur Valentine
  3. I turn my camera on
  4. My mathematical mind
  5. The delicate place
  6. Sister Jack
  7. I summon you
  8. The infinte pet
  9. Was it you?
  10. They never got you
  11. Merchants of soul
Gesamtspielzeit: 44:19 min

Im Forum kommentieren

kingbritt

2021-05-18 22:05:27


. . ehrlich gesagt. Mir kommt da zu viel zusammen was ich irgendwo schon mal gehört habe. Ein Sammelsurium englischer Bands die hier auf- und abgearbeitet werden. Klasse Sound, tolle Samples und Studioarbeit, perfekt produziert, aber der Funke hat bei mir nur mit zwei Stücken, die sich dann mal signifikant abheben, gezündet. Netter Britpop aus Texas. Ist nicht böse gemeint, aber mir fehlt da was an eigenen musikalischen Ideen.

Takenot.tk

2021-05-18 21:54:08

Ne knappe 9/10 von mir, großartiges Album!

Luc

2021-05-18 21:52:58

So mal wieder richtig aufmerksam zuhören hat was.

Felix H

2021-05-18 21:52:08

Eine 8/10 und ein weiteres tolles Album der Band.

Gute Nacht euch!

Grizzly Adams

2021-05-18 21:51:10

Schon durch...mit Spoon verfliegt die Zeit recht schnell... ich wünsche allen einen charmanten Abend und eine gute Nacht.

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