Weezer - Make believe

Geffen / Universal
VÖ: 09.05.2005
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Glauben ist alles

Es mag auf den ersten Blick eine absurde Idee sein. Aber wer sich mal näher mit Rivers Cuomo beschäftigt, dem könnte durchaus der Gedanke kommen, daß der Weezer-Boß kein besonders großer Musikfreund ist. Daß er die Band in den letzten Jahren immer wieder hinten angestellt hat, um seinen College-Abschluß nachzuholen, mag ja noch verständlich sein. Wenn der einstige König des Studenten-Rocks aber etwa der VISIONS erzählt, er möge keine Musik, über die er nachdenken müsse, dann ist das schon alarmierend. Und widerspricht zumindest mit Blick auf die ersten beiden Weezer-Platten auch seinem eigenen Schaffen. Wer aber wissen will, wie sehr Cuomo die Musik tatsächlich haßt, der muß sich schon sein neues Album anhören.

4/10. Die gab's hier auch schon für Martin Kesici, Crazy Town oder Badesalz. Aber das ist trotzdem kein Tippfehler. Und getrunken haben wir auch nichts mehr seit heute morgen. Es ist halt nur so: "Make believe" ist die lebloseste, einfallsloseste und billigste Sammlung von Weezer-Songs, die bisher veröffentlicht wurde. Eine dermaßen lieblos zusammengeschluderte und auswechselbare Platte, daß man vielleicht denken würde "Die waren auch schon mal besser", wenn sie von Wheatus wäre. Aber so ist es noch viel schlimmer. Und dabei wurde vorher noch ein solcher Krawall darum betrieben. Erst sollte Rick Rubin produzieren. Dann wurde er doch eher zu Rivers Cuomos persönlichem Psychotherapeuten. Und schließlich hieß es, "Make believe" sei den Weezer-Buben sogar zum großen Akt der Wiederauferstehung geraten. Es folgt: ein Schadensbericht.

Am Metal kann es diesmal nicht gelegen haben. Den haben Weezer nach dem verhältnismäßig krachledernen "Maladroit" nämlich zurück ins Hinterstübchen verbannt - und "Make believe" in der Folgezeit zum pursten Hubba-Bubba-Pop werden lassen. Es woohoohoot und lalalat in jeder freien Songsekunde. Die Gitarren zeichnen Cuomos genügsame Gesangsmelodien mit nervtötender Penetranz nach. Und meist setzen sie auch noch ein breitbeiniges Aufschneider-Solo obendrauf. Das natürlich niemals so reinhaut wie jenes etwa aus "Tired of sex" damals. Gar nicht erst sprechen wollen wir übrigens von den rosaroten "Ben liebt Anna"-Texten. Kaum zu glauben, daß die von einem Kerl sind, der Literatur studiert. In Harvard. Und verdammt nochmal Rivers Cuomo heißt.

Schon die "Beverly Hills"-Single mit ihrem vollbusigen Playboy-Mansion-Video war ja ein Schocker. Erst die plattgetretene "I love rock'n'roll"-Eröffnung. Dann ein Refrain, den man nichtmal beim Après-Ski mitgröhlen wollte. Und schließlich noch diese bodenlose Talkbox-Spielerei, bekannt auch aus Peter Framptons "Show me the way". Oder "Hier kommt die Maus" von Stefan Raab. "We're all on drugs" jedenfalls kann man da nicht als Entschuldigung gelten lassen, obwohl es als feister Rocker in all der Midtempo-Suppe schwimmt wie ein Goldklumpen im Jauchefaß. Schwer okay sind da höchstens noch "Perfect situation" und "The damage in your heart", aber selbst die gehen unter. Und spätestens nach "Freak me out", dem schrecklichsten (Weezer)-Song aller Zeiten, will man dann sowieso nur noch Mitleid empfinden. Und das ist ja immer die Höchststrafe. "Do you believe what I sing now?" Nein, Rivers. Nein.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. Beverly Hills
  2. Perfect situation
  3. This is such a pity
  4. Hold me
  5. Peace
  6. We are all on drugs
  7. The damage in your heart
  8. Pardon me
  9. My best friend
  10. The other way
  11. Freak me out
  12. Haunt you every day
Gesamtspielzeit: 45:09 min

Im Forum kommentieren

HerrH.

2021-02-19 19:50:53

Das Album ist trotz hype-Gefahr in dem Gesamtkontext nach dem Grünen wirklich gut.
Und Perfect Situation - wenn DAS kein Übersong ist (schmelz!)

Affengitarre

2021-02-19 14:01:34

Nicht nur einige. :D Finde das Album insgesamt echt zum Einschlafen. "Perfect Situation" und "Pity" sind Highlights, trotzdem haben die genügend bessere Songs geschrieben, sowohl auf besseren als auch auf schlechteren Alben.

Huhn vom Hof

2021-02-19 13:54:45

... Übersongs sind hier keine zu finden

Perfect Situation?


Ja, der Song ist ganz ok; neben "The Other Way" kann ich auch "The Damage In Your Heart" etwas abgewinnen.
Das Album ist solide, aber einige Songs klingen lustlos.

The MACHINA of God

2021-02-19 11:38:12

So weit unten? Top 30-40 würde ich schon tippen.

Hmm, mal sehen. Ich hab das Gefühl, das Album wird von einigen einfach pauschal abgestraft werden.

KingAdRock

2021-02-19 11:29:44

Nee, denk ich nicht. Also es wird der höchstplatzierte des Albums hier sein, aber ich denke maximal Top 70 oder so.

So weit unten? Top 30-40 würde ich schon tippen.

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