Apocalyptica - Cult

Mercury / Universal
VÖ: 02.10.2000
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Saitensägenmassaker

Es gibt ein Leben nach Metallica. Dies müssen sich jene vier Finnen gesagt haben, deren unorthodoxe Behandlung des ehrwürdigen Violincellos seit einigen Jahren für wildes Mähnenschwingen einerseits und ungläubiges Kopfschütteln andererseits sorgt. Stein des Anstoßes war 1996 das Album "Apocalyptica plays Metallica by four cellos". Die teilweise fast epischen Kompositionen der Herren Hetfield und Ulrich atmeten plötzlich die ungekannte Luft des klassischen Konzertsaals. Dieser Geschmack gefiel den Herren mit den Gitarren so gut, daß sie nicht nur die Saitensäger als Support engagierten, sondern es gleich selber mit einem Orchester probierten. Die Herren mit den Celli jedoch wußten, daß sich die Idee, Metallica zu covern, früher oder später abnutzt.

Welch Glück, daß sie mit dem bei Konzerten schon mal sein Instrument umherschwingenden Eicca Toppinen nicht nur einen wilden Showman, sondern auch gleich einen fähigen Komponisten in ihren Reihen haben. Toppinen versteht es meisterhaft, mit Spannungskurven zu arbeiten, das Ohr mit weichen Melodiebögen einzulullen und dann plötzlich die Kettensäge auszupacken. Drei seiner Werke hatten schon auf "Inquisition symphony", zwischen Stücken von Faith No More, Sepultura, Pantera und - natürlich - Metallica versteckt, das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Diese Beleuchtung reichte allerdings nicht, um die düstere Stimmung zu vertreiben, die sich dort breit gemacht hatte. Auch "Cult", das dritte Apocalyptica-Album, wird keine Wunderkerzen entzünden. Eher schon werden jene Köpfe, die nicht wild headbangend von den Klängen der malträtierten Saiteninstrumente mitgerissen werden, eingezogen werden.

Was Apocalyptica mit ihren Celli veranstalten, wird denn auch ihren ehemaligen Lehrern von der Sibelius-Akademie in Helsinki Angst und Schrecken einjagen. Dennoch öffnete der unkonventionelle Vierer die Tore des Schwermetalls für viele Klassikliebhaber, die einstmals durch den "schrecklichen Gesang" abgestoßen wurden. Die weichen Töne des Cellos schmiegen sich eben eher ins Ohr als die kehligen Schreie von Lemmy und Co. Allerdings kann auch das Cello Marke Apocalyptica bratzen, was das Zeug hält. Wie eine fette, tiefergestimmte Klampfe prescht so manches Riffing davon. Markante Breaks und überraschende Wendungen sollten so manchem Metaller den Angstschweiß ins Gesicht treiben. Geschickt eingesetzte Pauken und Becken sorgen für den dezenten Schlag in die Fresse. Vulgar display of classical power. Der forsche Dreh am Verzerrer hätte so wohl selbst Beethovens Tolle in Bewegung versetzt.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Romance
  • Kaamos
  • Hall of the mountain king

Tracklist

  1. Path
  2. Struggle
  3. Romance
  4. Pray!
  5. In memoriam
  6. Hyperventilation
  7. Beyond time
  8. Hope
  9. Kaamos
  10. Coma
  11. Hall of the mountain king
  12. Until it sleeps
  13. Fight fire with fire
Gesamtspielzeit: 52:42 min

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