Sugarplum Fairy - Young and armed

Universal
VÖ: 09.05.2005

Familienbande

Oh nein! Nicht schon wieder. Dieses "Beste Band der Welt"-Geschwafel wähnten wir doch schon längst eine Dekade hinter uns. Hatten sich nicht schon die Gallagher-Brüder damit gehörig den Mund fusselig geredet? Wenn Sugarplum Fairy, die verdammt jungen Rock'n'Roller aus dem Schwedenland, schon das musikalische Oeuvre von Oasis studiert haben, dann sollten sie doch auch jene Konsequenz ziehen, daß man sich des Superlativs nur mit äußerster Vorsicht bedienen sollte. Stattdessen werfen auch Victor und Carl Norén und ihre drei Freunde großmäulig und vollmundig mit Lobeshymnen auf sich selber nur so um sich. Na super!

Anlaß zu vorsichtigen Begeisterungsstürmen, so viel sei eingeräumt, bietet ihr Debüt "Young and armed" allemal. Sugarplum Fairy vereinen so ziemlich alle Spielarten, die Rockmusik im Laufe der letzten Jahrzehnte populär machten. Das tobende "Stay young" bedarf gleich mal des eingeklammerten Zusatzes "(And please)", um nicht direkt für eine Oasis-Coverversion gehalten zu werden. Ist es aber nicht. Dafür wohlfusioniert und wohlkalkuliert.

Das Durchschnittsalter der Burschen, die ihrem Friseur wohl allesamt nur "Beatles" zuriefen, liegt bei 19 Jahren. Vielleicht auch deshalb wartet das Album mit einer Menge Referenzen an die Jugend auf. Rührt diese textliche Konzentration auf das Juvenile womöglich auch daher, daß die beiden Sänger Victor und Carl kleine Brüder von Mando-Diao-Sänger Gustaf sind und mit ihrem frühen Debüt "Young and armed" dem noch ungleich erfolgreicheren Bruder damit hinterrücks die Zunge rausstrecken? Kain und Abel revisited auf Schwedisch. Kann doch sein! Hätten die beiden aber gar nicht nötig.

Sugarplum Fairy klingen wahrlich ein wenig anders als Mando Diao, obwohl im einen oder anderen Song durchaus erkennbar ist, daß sich die drei Brüder wohl im heimatlichen Borlänge eine Stereoanlage geteilt haben. Auf Vollgas wird auf "Young and armed" verzichtet, stattdessen steht manchmal mehr die Melodie im Mittelpunkt. Wie etwa bei "Sweet Jackie", der ersten Single, nur echt mit Oasis-"Whatever"-Gedächtnis-Auftakt. Gleich danach folgt "Morning Miss Lisa", wo der Knabenchor im Hintergrund immer schön im The-Who-Stil die Hookline wiederholt. Das bläserlastige "Sail beyond doubt" lädt zwischendurch zum Schunkeln ein. Zum Ende die "Rock'n'Roll tragedy", bei der endgültig auch der unsensibelste Grobgeist erkennt, daß die Brüder aus Borlänge bei einem Geschwisterpaar aus Manchester einige Male in die liner notes geschaut haben. Was soll's? Besser gut kopiert als schlecht erfunden.

(Sebastian Peters)

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Sugarplum Fairy - The wild one (2008)

Sugarplum Fairy - First round first minute (2006)